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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0234
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Nassau-Weilburg

zum theil nach ihrer gelegenheit mit sich zu nemmen
one verhinderung. bUnd welche solches innerhalb
viertzehen tagenb nicht thun werden, derselbigen
Hab und Güter alle, nichts außgescheidenc, sollen
unsere Beampten neben Bürge[r]meister und Raht
in Stätten und Vorstehern auff den Dörffern, zu sich
nemmen, zum besten und theuwersten, dals sie mö-
gend, verkauffen und eigentlich25 verzeichnen, was es
gilt, auch, was einem jeglichen zustehet, dasselbig
also verwarlich jedes orts hinder den Raht oder an-
dere glaubhafftige Stätt legen.
Sobald nun die Widertäuffer, denen das ihre sol-
cher gestalt verkaufft unnd das Gelt hin-I D2v | der-
legt wer, sich ausserhalb unserer Obrigkeit unnd
Gebiet anderßwo, doch nicht auff26 zwölff meil we-
ges nahe bey unserer Landtgrentze, niderzuthun ge-
meynet und ires gelts mit beglaubter gewisser Bott-
schafft begerten, denen sol dasselbig unauffgehalten
gefolgt27 werden.
Würde aber ein solcher Widertäuffer, dem unser
Land zu reumen gebotten were, dasselbig verächt-
lich halten unnd gleichsehr28 in seiner Wohnung sit-
zen bleiben, So sollen unsere Beampten desselben
Ungehorsamen Wohnung zusperren und verschlies-
sen und kein Feuwer noch Rauch darinnen zu haben
vergünnen, auch nichts desto weniger mit verkauf-
fen desselben Hauß und Güter gebaren als obstehet.
Wolten aber die Widertäuffer auff beschehenes
Verbott willig abziehen und doch ire Behausungen,
Ecker, Wiesen und andere ligende Güter lieber be-
halten unnd umb | D3r | einen järlichen Zinß andern
verlassen29 dann erblich verkauffen, So wöllen wir
dasselbig in hoffnung irer besserung unnd bekeh-
rung verstatten, Jedoch mit dieser außtrücklichen
gVon Kirmessen
Wiewol dabevor in vorigen unsern Ordnungen31 die
Sonntags Täntze, bevorab, die unter der Predigt
b-b KO 1618: Welche aber solches innerhalb obgesetzter Zeit.
c KO 1618: außgenommen.
d-d Fehlt KO 1618.
e KO 1618: herbergen.
f-f KO 1618: mit Erstattung und Einreumung irer Güter.
Fehlt KO 1618.
25 Genau.

maß und anderß nichts, daß sie solchen Leuten, die
mit dieser Sect nicht beflecket seyn und sich Christ-
licher Gemeinen und Gehorsams gehalten, auch die
gemeinen Landsbürden und Pflichten mit tragen
helffen, ihr Hauß und Güter eynthun unnd sie vor
ihre Personen, alldieweil sie in ihrem irrthumb ver-
harren, sich unsers Landes auff zwölff meil wegs
weit, wie vorstehet, enthalten.
Soferrn aber unter zweyen Eheleuten eines allein
mit dem Widertauff befleckt und das ander oder
auch ire erwachsene Kinder unbeflecket were, auch
dasselbig unbefleckte theil sich obgesetzter vereus-
serung der Güter unnd Landsreumung, die wir allein
wider das schuoldige theil und demselben zur straff
gemeynt haben wöllen, beschwerte, So sol ein sol-
cher Fall mit seinen umbstenden an |D3v| uns ge-
langt unnd darüber unsers ferrnern bescheids erwar-
tet werden.
Wir gebieten auch hiemit allen und jeden unsern
Underthanen in gemein, daß sie sich der Widertäuf-
fer, irer Weiber und Kinder, so derselben Secten an-
hengig, mit hausen, herbrigene, essen, trincken unnd
anderm vorschub30 gar nicht annemmen in aller
massen, wie sie sich unserer Christlichen Gemein
auch eussern und entschlagen. Wer aber solches wis-
sentlich ubertretten und verächtlich halten würde,
der sol gleicher Straff wie die Widertäuffer selbßt zu
gewarten haben.
Die sich aber von irem irrthumb bekehren unnd
widerumb zu unserer Christlichen Gemein mit an-
hörung Göttliches Worts und gebrauch der Hoch-
wirdigen Sacramenten tretten, Denen sol ir voriger
Fehl verziehen seyn und sie fzu gnadenf wider auff-
und angenommen werden. | D4r |
und Täntzen
und Catechismo geschehen, Deßgleichen auch die
Kirmessen32, darauff viel ubermässiges Fressens,
26 Bis.
27 Gegeben.
28 Gleichwohl, dennoch, Grimm, DWb 7, Sp. 8225.
29 Überlassen.
30 Mit anderer Hilfe, Unterstützung, Grimm, DWb 26,
Sp.1518.
31 Liegen nicht vor.

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