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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0066
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Nürnberg I

aIra allerliebsten in Got! Dieweil wir jetzo das
abentessen unsers Herren Jesu Christi wöllen beden-
ken und halten, darin uns sein flaisch und plut zur
speis und zum trank, nicht des leibs, sondern der selen
gegeben wirt, söllen wir pillich mit bgroßemb vleiß
ain jedlicher sich selbs prüfen, wie Paul[us] sagt
[1. Kor. 11, 28], und calsdannc von disem prot essen
und von disem kelch trinken. Dann es soll nicht
dann dnurd ain hungerige seel, die ir sünd erkennt,
Gottes zorn und den tod fürcht und nach der ge-
rechtigkait ehungerig und durstige ist, dis heilig
sacrament empfahen. So wir aber uns selbs prüfen,
finden wir nichts in uns dann sünd und tod, fkön-
nen auch uns selbs in kainen wegf daraus helfen.
Darumb hat unser lieber Herr Jesus Christus sich
uber uns erparmet, ist gumb unsertwilleng mensch
worden, hauf daßh er für uns das gesetz erfüllet und
lide, was wir mit unsern jsündenj verschuldet hetten,
und daß wir das je festiglich glauben und iuns frö-
lichi darauf verlassen kmöchtenk, nam er nach dem
abentessen das prot, saget dank, prachs und sprach:
Nempt hin und esset! Das ist mein leib, der für euch
dar gegeben wirt, als wölt er sagen: Daß ich mensch

bin worden und alles, was ich tu und leide, das listl
alles euer aigen, für euch und euch zu gut geschehen.
Des zu mainem gewissenm warzaichen gib ich euch
mein leib zur speis.
Desgleichen nauch den kelck und sprach: Nempt
hin, und trinkt oaus disem alleo! Das ist der kelch
des neuen testaments pmitp meinem plut, qdasq für
euch und für vil vergossen wirt, zur rvergebungr der
sünd. So oft ir das tut, solt ir mein darbei geden-
ken! Als wölt ser s sprechen: tDieweilt ich mich euer
angenommen, und ueueru sünd auf mich geladen
hab, will ich mich selbs für die sünde in den tod
opfern, mein plut vergießen, gnad und vergebung
der sünd erwerben und also ain neu testament auf-
richten, darin der sünd vewig nicht mer gedacht sollv
werden. Des wzu ainem gewisenw warzeichen gib ich
euchx mein plut zu trinken.
Wer nun yalso von disem prot isset, und von
disem kelch trinket, das ist: Wery diesen worten, die
er horet, und disen zaichen, die er empfahet, festig-
lich glaubet, der bleibt in zdem Herrenz Christo und
Christus in im und lebet also ewiglich. Darbei söllen
wir anunab seines tods gedenkenc, ime darumb dank-

zu Nürmberg durch Hiero- //nymu Höltzel / im Jar
M. D. XXiiij. außgangen. 23. // Octobris.“ (Gij;
NLA Fen. IV 759. 40). Er ist der beste, vor allen
Dingen aber der älteste uns noch im Original erhal-
tene Text. Die Abweichungen davon werden in An-
merkung beigeschrieben: V = Messe Volprechts (un-
sere Nr. I 3); P = die hier abgedruckte „Gottes-
dienstordnung der Pfarrkirchen 1524“; D = Messe
Döbers (unsere Nr. I 6). — Verfasser dieses Stückes
ist Osiander. Das erklärte er am 22. Sept. 1533 aus-
drücklich. (Waldau, Vermischte Beiträge 4, 275ff.
—Das dort 369 genannte, von Osiander selbst geschrie-
hene Original ist nicht mehr vorhanden,wohl aber
eine von ihm eigenhändig unterschriebene Abschrift
[NStA Nürnberger Handschriften 415f. 31.]). Seine
Tätigkeit nur als Überarbeitung der von Volprecht
geschaffenen Vermahnung anzusehen (Klaus, Messe
29f.), ginge nur an, wenn eine unüherarbeitete Form
bekannt wäre. Das ist aber nicht der Fall. - Dazu
vor allem: Smend 185f. - Auch liturgiestilistisch
paßt die Entstehung dieser Ermahnung zu einer
Form, in der die Einsetzungsworte lateinisch und leise
gesprochen wurden. Sie sollten ja nach der Antwort
der beiden Pröpste dazu dienen, ,,das man die wort
erofnet und den tod Christi verkundigt“ (Schmidt
und Schornbaum 168), also das tun, was in der
deutschen Messe durch den Einsetzungsbericht ge-
schah. Ihre Übernahme in eine solche verdoppelte
daher dieses liturgische Stück unnötigerweise, wes-

e-e;
f-f

g-g:
i -i
k-k:
m - m.
O-O;
r -r;
t-t;
V -V .

X -X .
y-y;
a-a.
c- c •

V, D, P: Mein b-b. V. hohem
Fehlt P. d-d: Fehlt V.
V: durstig und hungerig.
V: kunden uns auch selbs in keinen weg; D:
kunden auch uns selbs in keinen weg; P: kun-
nen auch uns selbs nit.
V: von unsertwegen.
V: frolich uns
P: mogen; D: mochten.
Fehlt V, D ; P: eim
V: all daraus p-p:V
D: verzeihung
V: wie wol
V: mit soll ewig gedacht; P: ewig nicht gedacht
soll; D : ewig nicht soll gedacht.
P, D : zum; V: zu
+: mein leib zu essen und
Fehlt V. z-z: Fehlt V, P, D.
Fehlt V. b: P+: auch
V, D, P+: und

h-h: V, P, D : das
j - j: P sundern
l-l: Fehlt.V
n: V+ : nam er
in q-q; P; der
s - s: V: der Herr
u-u: P: die

halb die Vermahnung dann auch 1533 an eine frühere
Stelle gerückt wurde. - Noch im Winter 1524/25
wurde an den Schluß dieser Vermahnung die sog.
Offene Schuld mit Absolution angefügt (Kolde,
Kirchenwesen 69), um die bald ein heißer Streit ent-
brannte (vgl. unsere Nr. V 1 S. 498 Anm. K und 5.
— Zur liturgiegeschichtlichen Weiterwirkung dieses
Stückes vgl. J. W. Fr. Höfling, Liturgisches Ur-
kundenbuch. Leipzig 1854. 82-85.

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