Nürnberg I
Deinde: Benedicamus32.
His completis presbiter ascendit contionem, populo
orationem dominicam33, salutationem angelicam34,
symbolum et decem precepta predicens, item et festa
sanctorum in septimanam futuram incidentia35. Sub-
inde ecclesiastes sermonem facit.
Post sermonem publicum peragatur officium per
hunc, ut supra notatum est, modum36.
Ad vesperas37.
32 Eigentlich der Entlaßruf am Schluß des Gottesdien-
stes.
33 = das Vater unser. — Die sonntägliche Vorlesung die-
ses und der folgenden Stücke war das wesentliche
Stück des mittelalterlichen Religionsunterrichtes.
Sie erfolgte im allgemeinen vor der Predigt (Sur-
gant 79 vff.).
34 Der Gruß des Engels (Luk 1. 28) und der Gruß Eli-
sabeths (Luk 1, 42) an Maria, aber bis zur Brevier-
reform von 1568 noch ohne das später übliche, evan-
gelischem Verständnis unmögliche, Fürbittgebet an
Maria (Wetzer und Welte1, 1743.— Braun40. -
LThK1 2, 1141). Das Ave Maria wurde, obwohl es
schon die freilich nur für das Land bestimmte Agende
Veit Dietrichs nicht mehr nannte, an dieser Stelle
noch bis 1547 in Nürnberg gesprochen. Während des
Schmalkaldischen Krieges wurde es am 10. März
1547 verboten (NStA Ratsverlässe 1007f. 3)-offen-
sichtlich zur Beruhigung der Bevölkerung, die es
nicht verstehen wollte, daß man am 6. März (aaO.
f. 9) mit Rücksicht auf den bevorstehenden Durch-
zug des Kaisers das Lied „Erhalt uns, Herr, bei Dei-
nem Wort“ zu singen verboten hatte (Zeltner, Gg.,
Gust., Erläuterungen zur Schul... geschichte Nürn-
bergs. Altdorf 1732. 64. — Kolde, Theod., Erhalt
uns, Herr, in: Neue kirchliche Zeitschrift 19 (1908)
763-771. - Kirchner, Albr., Deutsche Kaiser in
Nürnberg [= Schriftenfolge der Gesellschaft für
Familienforschung in Franken7] Nürnberg 1955, 78).
Deus in adiutorium meum etc. [Ps. 70, 2]38.
Antiphona de historia, ut supra39, intonatur. Sub
eius tono cantentur psalmi quinque ex ordine, ut
in psalterio sequuntur. Dein antiphona repetatur,
quam sequatur subsequens in Genesi caput. Capite
lecto sequitur responsorium de historia40, post quod
versiculus dirigatur aut vespertina oratio41 etc.
Deinde Magnificat [Luk. 1, 46-55] cum antiphona
de historia. His finitis subiungit regens omisso com-
pletorio42 Dominus vobiscum et orationem, demum
Benedicamus.
35 Diese Ankündigung war aus kirchlichen wie wirt-
schaftlichen Gründen ein sehr wesentliches Stück
des mittelalterlichen Gottesdienstes (Surgant75ff.
— Jungmann 1, 628-631). Sie erscheint deshalb so-
gar als einer der Beweggründe für die Stiftung einer
neuen Pfarrpfründe (NLA MKA 1028 [Wernsbach
bei Ansbach; 1483]).
36 = die in Nürnberg als Tagamt bezeichnete Messe
(= der eigentliche Pfarrgottesdienst der katholi-
schen Zeit). Der zu Anfang beschriebene Gottes-
dienst trug den Namen Frühmesse (Herold, Alt-
Nürnberg 125. 143. 147. 148 usw.).
37 Die Ordnung entspricht im Aufbau der Vesper des
Breviers.
38 Der gewöhnliche Eingang der Vesper des Breviers.
39 in der Frühmesse.
40 nämlich des betreffenden Sonntags.
41 Zwar müßte man erwarten, daß bei dem neben einem
Versikel zur Wahl gestellten Stück nicht wieder ein
Versikel gemeint ist, sondern eben einfach eine ves-
pertina oratio, ein Abendgebet. Da aber damals die-
ser allgemeine Begriff für bestimmt formulierte Ge-
bete unbekannt war, muß doch wohl der Versikel
„Vespertina oratio ascendat ad te, Domine,
Et descendat super nos misericordia tua!“
gemeint sein (vgl. unten Nr. IV 19 S. 414).
42 Das im Brevier auf die Vesper folgende Tageszeiten-
gebet, das in der Pfarrkirchen demnach bisher un-
mittelbar in die Vesper eingefügt war.
50
Deinde: Benedicamus32.
His completis presbiter ascendit contionem, populo
orationem dominicam33, salutationem angelicam34,
symbolum et decem precepta predicens, item et festa
sanctorum in septimanam futuram incidentia35. Sub-
inde ecclesiastes sermonem facit.
Post sermonem publicum peragatur officium per
hunc, ut supra notatum est, modum36.
Ad vesperas37.
32 Eigentlich der Entlaßruf am Schluß des Gottesdien-
stes.
33 = das Vater unser. — Die sonntägliche Vorlesung die-
ses und der folgenden Stücke war das wesentliche
Stück des mittelalterlichen Religionsunterrichtes.
Sie erfolgte im allgemeinen vor der Predigt (Sur-
gant 79 vff.).
34 Der Gruß des Engels (Luk 1. 28) und der Gruß Eli-
sabeths (Luk 1, 42) an Maria, aber bis zur Brevier-
reform von 1568 noch ohne das später übliche, evan-
gelischem Verständnis unmögliche, Fürbittgebet an
Maria (Wetzer und Welte1, 1743.— Braun40. -
LThK1 2, 1141). Das Ave Maria wurde, obwohl es
schon die freilich nur für das Land bestimmte Agende
Veit Dietrichs nicht mehr nannte, an dieser Stelle
noch bis 1547 in Nürnberg gesprochen. Während des
Schmalkaldischen Krieges wurde es am 10. März
1547 verboten (NStA Ratsverlässe 1007f. 3)-offen-
sichtlich zur Beruhigung der Bevölkerung, die es
nicht verstehen wollte, daß man am 6. März (aaO.
f. 9) mit Rücksicht auf den bevorstehenden Durch-
zug des Kaisers das Lied „Erhalt uns, Herr, bei Dei-
nem Wort“ zu singen verboten hatte (Zeltner, Gg.,
Gust., Erläuterungen zur Schul... geschichte Nürn-
bergs. Altdorf 1732. 64. — Kolde, Theod., Erhalt
uns, Herr, in: Neue kirchliche Zeitschrift 19 (1908)
763-771. - Kirchner, Albr., Deutsche Kaiser in
Nürnberg [= Schriftenfolge der Gesellschaft für
Familienforschung in Franken7] Nürnberg 1955, 78).
Deus in adiutorium meum etc. [Ps. 70, 2]38.
Antiphona de historia, ut supra39, intonatur. Sub
eius tono cantentur psalmi quinque ex ordine, ut
in psalterio sequuntur. Dein antiphona repetatur,
quam sequatur subsequens in Genesi caput. Capite
lecto sequitur responsorium de historia40, post quod
versiculus dirigatur aut vespertina oratio41 etc.
Deinde Magnificat [Luk. 1, 46-55] cum antiphona
de historia. His finitis subiungit regens omisso com-
pletorio42 Dominus vobiscum et orationem, demum
Benedicamus.
35 Diese Ankündigung war aus kirchlichen wie wirt-
schaftlichen Gründen ein sehr wesentliches Stück
des mittelalterlichen Gottesdienstes (Surgant75ff.
— Jungmann 1, 628-631). Sie erscheint deshalb so-
gar als einer der Beweggründe für die Stiftung einer
neuen Pfarrpfründe (NLA MKA 1028 [Wernsbach
bei Ansbach; 1483]).
36 = die in Nürnberg als Tagamt bezeichnete Messe
(= der eigentliche Pfarrgottesdienst der katholi-
schen Zeit). Der zu Anfang beschriebene Gottes-
dienst trug den Namen Frühmesse (Herold, Alt-
Nürnberg 125. 143. 147. 148 usw.).
37 Die Ordnung entspricht im Aufbau der Vesper des
Breviers.
38 Der gewöhnliche Eingang der Vesper des Breviers.
39 in der Frühmesse.
40 nämlich des betreffenden Sonntags.
41 Zwar müßte man erwarten, daß bei dem neben einem
Versikel zur Wahl gestellten Stück nicht wieder ein
Versikel gemeint ist, sondern eben einfach eine ves-
pertina oratio, ein Abendgebet. Da aber damals die-
ser allgemeine Begriff für bestimmt formulierte Ge-
bete unbekannt war, muß doch wohl der Versikel
„Vespertina oratio ascendat ad te, Domine,
Et descendat super nos misericordia tua!“
gemeint sein (vgl. unten Nr. IV 19 S. 414).
42 Das im Brevier auf die Vesper folgende Tageszeiten-
gebet, das in der Pfarrkirchen demnach bisher un-
mittelbar in die Vesper eingefügt war.
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