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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0070
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Nürnberg I

mit im zu Got schreien (fein gemehlich), das in Got
ir herz wöll eröffnen, das sie ire sünd erkennen und
nach seiner barmherzigkeit schreien:
O Herr, almechtiger Got, hilf, das bei uns sei und
wone dein Heiliger Geist, das er uns erleucht und
lerne alle warheit, beschütze unde sterke in aller
widerwerdigkeit. Durch Christum, unsern Herrn!
Amen4.
Darnach nimbt der priester ein psalm zum ein-
gang der meß. So der psalm zu lang ist, mag er in
teilen. Aber nach meinem gutdünken neme ich disen
psalm: Lobe oder danke dem Herren, meine seele
etc., am 103.5, bis ans ende etc.
Es soll auch der priester das volk ermanen und
abweisen von den teufelsleren, so in gepredigt ist
worden durch die falschen propheten und werkhei-
ligen, als nemlich: die heiligen anrufen, die ver-
trauung in die werk, zu den heiligen laufen, dis gebet
und jenes sprechen, clöster stiften, in welchen nichts
anders sein und ziehen dann faule bäuch; denn sie
dienen Got nicht, sondern dem Teufel und irem
bauch, welcher ir Gott ist. Auch sol er sie abweisen
von der teuflischen papistischen meß, dieweil sie ein
opfer daraus machen wöllen.
Introitus, psal. 103 [1f.]:
Danke dem Herren, mein seele, und alle mein in-
wendigs seinem heiligen namen! Lobe den Herren etc.
Glori und ehr sei dem Vater und dem Sun und
dem Heiligen Geist immer und ewiglich! Amen.
Das Kvrieleyson:
Herr, erbarm dich unser! Christe, erbarm dich
unser! Herr, erbarm dich unser!
Gloria in excelsis Deo:
Ehre sei Got in den höhen!
Das Et in terra:
Und frid auf erden und den menschen ein wol-
gefallen:
Wir loben dich, wir preisen dich, wir sagen dir
dank umb deiner großen ehren. O Herr Got, him-
lischer könig, Got Vater almechtiger, o Herr aller-
höchster, eingeborner Sun Jesu Christe, Herr Got,

4 Aus der Messe des Kaspar Kantz (Smend 74).
5 Zählung nicht nach der Vulgata, sondern nach dem
von Luther wieder aufgegriffenen hebräischen Ur-
text. Doch wird weder hier noch sonst Luthers Über-
setzung genau zugrunde gelegt.

lamb Gotes, ein Sun des Vaters, der du wegnimbst
die sünd der welt, erbarm dich unser! Der du weg-
nimbst die sünd der welt, nim auf unser fürbittung!
Der du sitzest zu der gerechten des Vaters, erbarm
dich unser! Wann du bist allein heilig, bist allein der
Herr, du bist allein der allerhöchst, Jesu Christe, mit
dem Heiligen Geist in der ehre Gotes des Vaters.
Amen.
Nach disem wend sich der priester zum volk und
spricht:
Der Herr sei mit euch!
So soll das volk antworten:
Und mit deinem geist!
Darnach spricht der priester: Last uns bitten:
O Got Vater, verleihe uns einen bestendigen glau-
ben in Christum, ein unerschrockene hoffnung in dein
barmherzigkeit wider alle blödigkeit unsers sünt-
lichen gewissens, ein grundgütige lieb zu dir und
allen menschen. Amen6.
Nach diser collect kert sich der priester zum volk
und list die epistel zum Römern am 5. capitel gar
hinaus.
Nach der epistel volgt das gradual7.
Nach demselben bereit der priester den kelch mit
sambt dem brot.
Das Gradual:
Es hat der Herr gemacht ein gedechtnus seiner
wunderwerk, der do genedig und barmherzig ist. Er
hat gegeben speis allen, die in förchten. Er wirt ge-
denken seines punds und die kraft seiner werk er-
öffnen seinem volk [Psalm 111, 4-6].
Nun volgt hernach das alleluia:
Lobt Got im himel! Singt dem Herren ein neu
gesang, sein lob in der samlung der heiligen; dann
er hat ein gefallen an seinem volk und die senft-
mütigen zum heil erhaben [Ps. 149, 1. 4.]! Alleluia.
Nach dem alleluia fragt der priester den ministran-
ten, ob sich jemand hab angesagt, das heilig sacra-
ment zu empfahen. Darauf bereit er zu und, so das-
selbig geschehen ist, wendt er sich zum volk oder legts
buch aufs pult und lists evangelion Johan 6 [41-58]8:
6 Aus Rhegius Urb. und Gretzinger Ben,, Ein tröstliche
Disputation 1524 (nach Smend 165 Anm. 2).
7 Vgl. S. 46 Anm. 10.
8 Dieses Evangelium auch in Straßburg (Smend 129).

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