Vogler -, mit Martin Luther. Am 19. Mai 1521 schrieb Vogler9 an den Landschreiber Tettelbach in Ans-
bach, mit dem Auftrag, es auch seinen Freunden zu sagen, über seine Begegnung mit Martin Luther:
,,Ich hätte auch viel zu schreiben,was guter holdseliger Reden er mit mir gewest und wie ein holdselige
Person er ist.“ Voglers Einfluß ist es zuzuschreiben, daß der Markgraf schon von vornherein jede Aus-
führung des Wormser Ediktes unterließ. Mindestens jetzt wurde auch der Ansbacher Chorherr und Hof-
prediger des Markgrafen, Johann Rurer10, mit Luthers Gedanken vertraut.
Die Bürger Kitzingens - des Städtleins an der Kreuzung des schiffbaren Maines mit der Straße
von Würzburg nach Nürnberg - wurden durch ihren Pfarrer, der als Domherr in Eichstätt saß, sehr
vernachlässigt. Jetzt wollten sie nicht nur, wie schon seit Jahren einen ordentlichen, sondern auch einen
evangelischen Verweser gestellt haben. Einstweilen wandelten sie eine Messe in eine Predigerstelle um
und holten sich im August 1522 auf diese einen Schüler Luthers, Christoph Hofmann. Der damals in
Wittenberg studierende, spätere Bürgermeister Hans Peringer wird das wie weiteres vermittelt haben.
Gleich darauf nämlich schrieb die Stadt - und die markgräfliche Kanzlei leistete dabei Hilfe - dem Mark-
grafen, wenn ihre Bitten durch den Domherrn nicht bald erfüllt würden, sahen sie sich gedrungen, sich
ihrer evangelischen Freiheit, sich selbst einen geeigneten Geistlichen zu bestellen, zu bedienen11. Nürn-
bergs Einfluß wirkte auch sonst. In Schwabach fand man am 13. Februar 1523 das Verzeichnis der Ab-
lässe, die man das ganze Jahr hindurch in der Kirche gewinnen konnte, zerfetzt vor der Kirchentüre
liegen. Während der Kirchweihpredigt reichte ein ausgetretender Mönch dem Prediger eine Reformations-
flugschrift auf die Kanzel hinauf, mit den Worten: ,,Bruder, der Gott im Himmel befiehlt Dir, diese
Gnade zu verkündigen!“12
Im März 1523 beglückwünschte Kaspar Hedio den Crailsheimer Pfarrer Adam Weiß, weil in sei-
nem Gebiet so viele Größen einhellig die Ehre Christi und das Heil der Seele verkündigten13. Dabei war
gewiß auch an die Ansbacher Gegend gedacht. Im benachbarten Feuchtwangen predigte der ehemalige
Mönch Joh. von Wald evangelisch14. In Ansbach gingen die Opfergaben an den Pfarrer so stark zu-
rück, daß dieser 1523 seine Stelle niederlegte. Gegen den Widerstand des katholisch gesinnten Gumbertus-
stiftes wurde Rurer sein Nachfolger15. In Kitzingen bekam der Prediger Hofmann jetzt im neuen Pfarr-
verweser einen eifrig reformatorischen Amtsgenossen. Sie begannen in diesem Jahre mit der Abschaf-
fung verschiedener Zeremonien. Sogar die Fronleichnamsprozession, die Nürnberg diesmal noch um der
Schwachen willen gelassen hatte,fiel in Kitzingen schon jetzt16. Vor allem errichtete man am 30. August
1523 mit Genehmigung des Landesherrn einen Almosenkasten. Für seine Ordnung wurde weithin ein
(früher; auswärtiger) Druck der Nürnberger Ordnung mehr oder weniger wörtlich zugrunde gelegt17,
die theologische Begründung aber auch selbständig gefaßt. Ansbach tat das noch im selben Jahr, ohne
9Windsheim 1486. - 1509 Privatsekretär Kasimirs, 1526 gestürzt und gefangen, 1528 Kanzler, 1531 auch Mit-
statthalter, 1533 als Kanzler entlassen, 1534 Windsheim im Ruhestand, 1545 Rothenburg im Ruhestand — † 1550.
— Schornbaum, Kasimir Anm. 55; J. Rurer, in: BbKG 7 (1901) 73—78; Das Testament des... G. Vogler, in:
BbKG 11 (1905) 268-274; Aus dem Briefwechsel des G. V., in: 58. Jahresbericht des Hist. Vereins für Mittel-
franken (1911) 120-127. — Götz, Glaubensspaltung bes. 275-283. — E. Grunenwald, Das Porträt des Kanz-
lers G. Vogler mit einem Beitrag von W. Engel, in: Mainfränkisches Jahrhuch 2 (1950) 130-139.
10 Aus Bamberg. — Seit 1505 im markgräflichen Dienst, 1512 Hof- und Stiftsprediger in Ansbach, 1523 Stadtpfarrer,
1528 Stiftsprediger - † 1542 (K. Schornbaum, Zur Lebensgeschichte des... Joh. Rurer, in: BbKG 7 (1901)
71-83. — Gußmann 1 II 325-329 [Lit.]. - Simon, APfBNr. 2501 [Lit.]).
11 Nicht schon 1521! (NLA MKA 490 Pr. 74). - G. Bossert, Zur Geschichte Kitzingens im ersten Jahrzehnt der
Reformation, in: BlbKG 1 (1888) 190f. - Bernbeck 90f. - Schornbaum, Kasimir 20.
12 Clauß 35. 37. 13 Schornbaum, Kasimir 25. 14 Schaudig 73ff.
15 Schornbaum, Kasimir 59.— Brandmüller. 16 Schornbaum, Kasimir 20 und Anm. 47.— Bernbeck 91f.
17 Bernbeck 92. - Buchwald 25-30. — Winkelmann, Armenordnungen 10, 255. - Unsere Nr. II 1. - Wenn
II. Barge, Andreas Bodenstein von Karlstadt (Leipzig 1905) 7, 498 ff. nachweisen will, daß diese Kitzinger Ord-
nung unmittelbar nach der Wittenberger Beutelordnung von 1522 geschaffen wurde, so übersieht er dabei die ihm
anscheinend überhaupt nicht bekannte Nürnberger Almosenordnung. Es kann höchstens angenommen werden —
und nach den von Barge gebrachten Nachweisen für schon damals bestehende unmittelbare Beziehungen zwischen
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bach, mit dem Auftrag, es auch seinen Freunden zu sagen, über seine Begegnung mit Martin Luther:
,,Ich hätte auch viel zu schreiben,was guter holdseliger Reden er mit mir gewest und wie ein holdselige
Person er ist.“ Voglers Einfluß ist es zuzuschreiben, daß der Markgraf schon von vornherein jede Aus-
führung des Wormser Ediktes unterließ. Mindestens jetzt wurde auch der Ansbacher Chorherr und Hof-
prediger des Markgrafen, Johann Rurer10, mit Luthers Gedanken vertraut.
Die Bürger Kitzingens - des Städtleins an der Kreuzung des schiffbaren Maines mit der Straße
von Würzburg nach Nürnberg - wurden durch ihren Pfarrer, der als Domherr in Eichstätt saß, sehr
vernachlässigt. Jetzt wollten sie nicht nur, wie schon seit Jahren einen ordentlichen, sondern auch einen
evangelischen Verweser gestellt haben. Einstweilen wandelten sie eine Messe in eine Predigerstelle um
und holten sich im August 1522 auf diese einen Schüler Luthers, Christoph Hofmann. Der damals in
Wittenberg studierende, spätere Bürgermeister Hans Peringer wird das wie weiteres vermittelt haben.
Gleich darauf nämlich schrieb die Stadt - und die markgräfliche Kanzlei leistete dabei Hilfe - dem Mark-
grafen, wenn ihre Bitten durch den Domherrn nicht bald erfüllt würden, sahen sie sich gedrungen, sich
ihrer evangelischen Freiheit, sich selbst einen geeigneten Geistlichen zu bestellen, zu bedienen11. Nürn-
bergs Einfluß wirkte auch sonst. In Schwabach fand man am 13. Februar 1523 das Verzeichnis der Ab-
lässe, die man das ganze Jahr hindurch in der Kirche gewinnen konnte, zerfetzt vor der Kirchentüre
liegen. Während der Kirchweihpredigt reichte ein ausgetretender Mönch dem Prediger eine Reformations-
flugschrift auf die Kanzel hinauf, mit den Worten: ,,Bruder, der Gott im Himmel befiehlt Dir, diese
Gnade zu verkündigen!“12
Im März 1523 beglückwünschte Kaspar Hedio den Crailsheimer Pfarrer Adam Weiß, weil in sei-
nem Gebiet so viele Größen einhellig die Ehre Christi und das Heil der Seele verkündigten13. Dabei war
gewiß auch an die Ansbacher Gegend gedacht. Im benachbarten Feuchtwangen predigte der ehemalige
Mönch Joh. von Wald evangelisch14. In Ansbach gingen die Opfergaben an den Pfarrer so stark zu-
rück, daß dieser 1523 seine Stelle niederlegte. Gegen den Widerstand des katholisch gesinnten Gumbertus-
stiftes wurde Rurer sein Nachfolger15. In Kitzingen bekam der Prediger Hofmann jetzt im neuen Pfarr-
verweser einen eifrig reformatorischen Amtsgenossen. Sie begannen in diesem Jahre mit der Abschaf-
fung verschiedener Zeremonien. Sogar die Fronleichnamsprozession, die Nürnberg diesmal noch um der
Schwachen willen gelassen hatte,fiel in Kitzingen schon jetzt16. Vor allem errichtete man am 30. August
1523 mit Genehmigung des Landesherrn einen Almosenkasten. Für seine Ordnung wurde weithin ein
(früher; auswärtiger) Druck der Nürnberger Ordnung mehr oder weniger wörtlich zugrunde gelegt17,
die theologische Begründung aber auch selbständig gefaßt. Ansbach tat das noch im selben Jahr, ohne
9Windsheim 1486. - 1509 Privatsekretär Kasimirs, 1526 gestürzt und gefangen, 1528 Kanzler, 1531 auch Mit-
statthalter, 1533 als Kanzler entlassen, 1534 Windsheim im Ruhestand, 1545 Rothenburg im Ruhestand — † 1550.
— Schornbaum, Kasimir Anm. 55; J. Rurer, in: BbKG 7 (1901) 73—78; Das Testament des... G. Vogler, in:
BbKG 11 (1905) 268-274; Aus dem Briefwechsel des G. V., in: 58. Jahresbericht des Hist. Vereins für Mittel-
franken (1911) 120-127. — Götz, Glaubensspaltung bes. 275-283. — E. Grunenwald, Das Porträt des Kanz-
lers G. Vogler mit einem Beitrag von W. Engel, in: Mainfränkisches Jahrhuch 2 (1950) 130-139.
10 Aus Bamberg. — Seit 1505 im markgräflichen Dienst, 1512 Hof- und Stiftsprediger in Ansbach, 1523 Stadtpfarrer,
1528 Stiftsprediger - † 1542 (K. Schornbaum, Zur Lebensgeschichte des... Joh. Rurer, in: BbKG 7 (1901)
71-83. — Gußmann 1 II 325-329 [Lit.]. - Simon, APfBNr. 2501 [Lit.]).
11 Nicht schon 1521! (NLA MKA 490 Pr. 74). - G. Bossert, Zur Geschichte Kitzingens im ersten Jahrzehnt der
Reformation, in: BlbKG 1 (1888) 190f. - Bernbeck 90f. - Schornbaum, Kasimir 20.
12 Clauß 35. 37. 13 Schornbaum, Kasimir 25. 14 Schaudig 73ff.
15 Schornbaum, Kasimir 59.— Brandmüller. 16 Schornbaum, Kasimir 20 und Anm. 47.— Bernbeck 91f.
17 Bernbeck 92. - Buchwald 25-30. — Winkelmann, Armenordnungen 10, 255. - Unsere Nr. II 1. - Wenn
II. Barge, Andreas Bodenstein von Karlstadt (Leipzig 1905) 7, 498 ff. nachweisen will, daß diese Kitzinger Ord-
nung unmittelbar nach der Wittenberger Beutelordnung von 1522 geschaffen wurde, so übersieht er dabei die ihm
anscheinend überhaupt nicht bekannte Nürnberger Almosenordnung. Es kann höchstens angenommen werden —
und nach den von Barge gebrachten Nachweisen für schon damals bestehende unmittelbare Beziehungen zwischen
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