daß Näheres bekannt wäre18. Schwabachs Versuch, das gleiche zu tun, wurde für diesmal noch vom
Pfarrer hintertrieben19.
In Bayreuth fing der Benefiziat Gg. Schmalzing an, evangelisch zu predigen, da er ,,ein Büchlein
oder vier von D. Martinus und anderen gelesen hatte“2,0. Hier wurde 1525 auch ein Gemeiner Kasten
gegründet. In Wunsiedel soll 1523 in der Spitalkirche mit Änderungen in der Gottesdienstform begonnen
worden sein22. In Hof wurde am Ostersamstag (5. April) in der Lorenzkirche erstmals eine Taufe deutsch
vollzogen23. Hier fand die Bewegung einen tatkräftigen Führer in Kaspar Löner24 aus Markt Erlbach.
Er wurde 1524 Prediger bei St. Michael in Hof. In Kulmbach war der Kaplan Johann Eck25 in evan-
gelischem Sinne tätig. In Schwabach hielt, weil keine andere Möglichkeit zu evangelischer Gottesdienst-
übung bestand, der Stadtrichter Hans Herbst Hausandachten. Darüber kam es zu Auseinandersetzungen
mit dem Pfarrer, Herbsts Schwager. Dann aber gelangen der evangelischen Bewegung auch äußere Fort-
schritte. Zuerst konnte am 5. Februar 1524 ein Gemeiner Kasten aufgerichtet werden. Eine Flugschrift,
die wohl von Herbst verfaßt war, machte die Einrichtung rasch volkstümlich. Wenige Tage später — am
14. Februar - benützte die Stadt ihr Patronatsrecht auf die Predigerstelle zur Bestellung eines evan-
gelischen Predigers. Der Markgraf ließ ihn auf des Pfarrers Klage hin sofort abschaffen. Die Gemeinde
aber berief sich dafür gleich drei neue Prediger. Diese vertrieb jetzt der Bischof. Gleichzeitig erschien
eine Flugschrift Herbsts, in der er seine Hausgottesdienste verteidigte und den Pfarrer scharf angriff. Als
er gar in der Fastenzeit Fleisch aß, kam er bis zum Pfingstdienstag ins Gefängnis zu Ansbach. Der Mark-
graf selbst aber vermittelte jetzt einen neuen Prediger20. Am 21. Februar 1524 stellte der Feuchtwanger
Stiftsvikar Wolfgang Gall als Pfarrer von Oberampfrach dort die Meßfeier ein27.
In Wendelstein bei Schwabach legte der Pfarrer im Sommer 1524 wegen der evangelischen Hal-
tung seiner Gemeinde, die sich sogar einen eigenen evangelischen Prediger hielt, seine Stelle nieder. Als
sein vom Markgrafen bestellter Nachfolger, Kaspar Krantz, am Mittwoch, 19. Oktober 1524, sich die
Pfarrei ansah, wurde er von Dorfmeister und Gemeinde mit einer alle bisherigen Rechtgrundsätze
bei einer Pfarreiverleihung umkehrenden Ansprache überrascht. Sie wurde auch im Druck verbrei-
tet28. Das war also nicht nur eine örtliche Angelegenheit, sondern sollte weiter wirken, wie auch weitere
Kreise dahinter standen. Als Urheber und Verfasser darf der Bichter Hans Herbst in Schwabach gel-
ten. Die Bauern mußten sich dafür am 24. Dezember 1524 dem Markgrafen gegenüber verantworten.
Der neue Pfarrer aber hielt sich freilich nicht nach dieser Ansprache und zog nach viel Streit 1528 ab29.
Die Landtage unter Markgraf Kasimir.
Am markgräflichen Hof wurde die evangelische Richtung vor allen Dingen dadurch verstärkt, daß
im April 1524 der bedeutende, bisher im Dienst des Bischofs von Bamberg stehende Hans von Schwar-
Kitzingen und Karlstadt wohl mit Recht —, daß die Wittenberger Ordnung in Kitzingen auch unmittelbar bekannt
war. Daß die Nürnberger Almosenordnung mit Wittenberg in Verbindung steht, wurde schon oben S. 17 erwähnt.
18 Clauß 51. 19 Clauß 35f.
20 Lippert 132-172.-H. Clauß, Neue Akten zur Lebensgeschichte Georg Schmalzings,in: ZbKG 2 (1927) 41-46.
21 von Hagen, Geschichtliche Nachrichten von dem Almosenkasten... zu Bayreuth, in: Archiv für Geschichte und
Altertumskunde von Oberfranken 7 III (1859) 46f. - Lippert 104f.
22Wunderlich 37f. 23Wackernagel, Bibliographie 453.
24 Geb. 1493 Markt Erlbach. - 1520 Pfarrverweser in Unternesselbach, 1524 Prediger in Hof, 1526 vertrieben, Öls-
nitz Prediger, 1528 Hof Prediger, 1531 vertrieben, Ölsnitz Prediger, 1533 Superintendent, 1542 Domprediger in
Naumburg, 1543 Superintendent in Nördlingen - † 1546 (Chr. Geyer, in: RE 11, 589-593. - Simon, BPfB
Nr. 1472 [Lit.]). 25 Dorfmüller 12. - Heckel, A. W. 42f. u. ö. — Simon, BPfB Nr. 407.
26 Clauß 42- 66. 27 Simon, APfB Nr. 860. 28 Unsere Nr. II 2.
29 Schornbaum, Kasimir 160 Anm. 82. — E.Wiedemann, Die Frühmesse zu Wendelstein, in: BbKG 26 (1920)
69-84. — Simon, Flugschrift 190f. - A. Jegel, Zur Kirchengeschichte Wendelsteins, in: Schwabach Stadt und
Bezirk. Ein Heimatbuch. 3 (Schwabach 1933) 415-431.
5 Sehling, Bd. XI, Franken
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Pfarrer hintertrieben19.
In Bayreuth fing der Benefiziat Gg. Schmalzing an, evangelisch zu predigen, da er ,,ein Büchlein
oder vier von D. Martinus und anderen gelesen hatte“2,0. Hier wurde 1525 auch ein Gemeiner Kasten
gegründet. In Wunsiedel soll 1523 in der Spitalkirche mit Änderungen in der Gottesdienstform begonnen
worden sein22. In Hof wurde am Ostersamstag (5. April) in der Lorenzkirche erstmals eine Taufe deutsch
vollzogen23. Hier fand die Bewegung einen tatkräftigen Führer in Kaspar Löner24 aus Markt Erlbach.
Er wurde 1524 Prediger bei St. Michael in Hof. In Kulmbach war der Kaplan Johann Eck25 in evan-
gelischem Sinne tätig. In Schwabach hielt, weil keine andere Möglichkeit zu evangelischer Gottesdienst-
übung bestand, der Stadtrichter Hans Herbst Hausandachten. Darüber kam es zu Auseinandersetzungen
mit dem Pfarrer, Herbsts Schwager. Dann aber gelangen der evangelischen Bewegung auch äußere Fort-
schritte. Zuerst konnte am 5. Februar 1524 ein Gemeiner Kasten aufgerichtet werden. Eine Flugschrift,
die wohl von Herbst verfaßt war, machte die Einrichtung rasch volkstümlich. Wenige Tage später — am
14. Februar - benützte die Stadt ihr Patronatsrecht auf die Predigerstelle zur Bestellung eines evan-
gelischen Predigers. Der Markgraf ließ ihn auf des Pfarrers Klage hin sofort abschaffen. Die Gemeinde
aber berief sich dafür gleich drei neue Prediger. Diese vertrieb jetzt der Bischof. Gleichzeitig erschien
eine Flugschrift Herbsts, in der er seine Hausgottesdienste verteidigte und den Pfarrer scharf angriff. Als
er gar in der Fastenzeit Fleisch aß, kam er bis zum Pfingstdienstag ins Gefängnis zu Ansbach. Der Mark-
graf selbst aber vermittelte jetzt einen neuen Prediger20. Am 21. Februar 1524 stellte der Feuchtwanger
Stiftsvikar Wolfgang Gall als Pfarrer von Oberampfrach dort die Meßfeier ein27.
In Wendelstein bei Schwabach legte der Pfarrer im Sommer 1524 wegen der evangelischen Hal-
tung seiner Gemeinde, die sich sogar einen eigenen evangelischen Prediger hielt, seine Stelle nieder. Als
sein vom Markgrafen bestellter Nachfolger, Kaspar Krantz, am Mittwoch, 19. Oktober 1524, sich die
Pfarrei ansah, wurde er von Dorfmeister und Gemeinde mit einer alle bisherigen Rechtgrundsätze
bei einer Pfarreiverleihung umkehrenden Ansprache überrascht. Sie wurde auch im Druck verbrei-
tet28. Das war also nicht nur eine örtliche Angelegenheit, sondern sollte weiter wirken, wie auch weitere
Kreise dahinter standen. Als Urheber und Verfasser darf der Bichter Hans Herbst in Schwabach gel-
ten. Die Bauern mußten sich dafür am 24. Dezember 1524 dem Markgrafen gegenüber verantworten.
Der neue Pfarrer aber hielt sich freilich nicht nach dieser Ansprache und zog nach viel Streit 1528 ab29.
Die Landtage unter Markgraf Kasimir.
Am markgräflichen Hof wurde die evangelische Richtung vor allen Dingen dadurch verstärkt, daß
im April 1524 der bedeutende, bisher im Dienst des Bischofs von Bamberg stehende Hans von Schwar-
Kitzingen und Karlstadt wohl mit Recht —, daß die Wittenberger Ordnung in Kitzingen auch unmittelbar bekannt
war. Daß die Nürnberger Almosenordnung mit Wittenberg in Verbindung steht, wurde schon oben S. 17 erwähnt.
18 Clauß 51. 19 Clauß 35f.
20 Lippert 132-172.-H. Clauß, Neue Akten zur Lebensgeschichte Georg Schmalzings,in: ZbKG 2 (1927) 41-46.
21 von Hagen, Geschichtliche Nachrichten von dem Almosenkasten... zu Bayreuth, in: Archiv für Geschichte und
Altertumskunde von Oberfranken 7 III (1859) 46f. - Lippert 104f.
22Wunderlich 37f. 23Wackernagel, Bibliographie 453.
24 Geb. 1493 Markt Erlbach. - 1520 Pfarrverweser in Unternesselbach, 1524 Prediger in Hof, 1526 vertrieben, Öls-
nitz Prediger, 1528 Hof Prediger, 1531 vertrieben, Ölsnitz Prediger, 1533 Superintendent, 1542 Domprediger in
Naumburg, 1543 Superintendent in Nördlingen - † 1546 (Chr. Geyer, in: RE 11, 589-593. - Simon, BPfB
Nr. 1472 [Lit.]). 25 Dorfmüller 12. - Heckel, A. W. 42f. u. ö. — Simon, BPfB Nr. 407.
26 Clauß 42- 66. 27 Simon, APfB Nr. 860. 28 Unsere Nr. II 2.
29 Schornbaum, Kasimir 160 Anm. 82. — E.Wiedemann, Die Frühmesse zu Wendelstein, in: BbKG 26 (1920)
69-84. — Simon, Flugschrift 190f. - A. Jegel, Zur Kirchengeschichte Wendelsteins, in: Schwabach Stadt und
Bezirk. Ein Heimatbuch. 3 (Schwabach 1933) 415-431.
5 Sehling, Bd. XI, Franken
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