Kasimir versuchte im Juli auch, den fränkischen Kreis zu weiterem Entgegenkommen zu veranlas-
sen51. Als das mißlang, erging wenigstens am 30. August im Sinn der dort gemachten Vorschläge ein
Mandat zur Predigt vom wahren Glauben und wahrer Freiheit52. Wenn es auch um seine Textgestaltung
nachträglich zu Auseinandersetzungen kam, konnte trotzdem Markgraf Georg seinen Bruder auf Grund
eben dieses Mandates zu weiterem Entgegenkommen gegen die evangelische Bewegung drängen. Es blieb
freilich vergeblich53.
Tatsächlich vollzog sich nämlich in Kasimirs Religionspolitik ein deutlicher Umschwung. Die durch
den Bauernkrieg verschärfte Haltung der katholischen Stände und die Klage der Bischöfe gegen seine
Säkularisationen, vor allem aber der Umstand, daß ihn der Kaiser erneut heranzog - er war einer seiner
Kommissäre auf dem Reichstag zu Augsburg (Winter 1525/26) - veranlaßten diese Wandlung. Kasimir
trennte sich nun ganz von den evangelisch gerichteten Fürsten54.
In der Fastenzeit 1526 richteten Weiß und Rurer55 dringende Mahnungen zuweiterenMaßnahmen
an ihren Landesherrn, letzterer in einer ganz vorzüglichen theologischen Darlegung, die ohne Verfasser
und Ortsangabe als ,,Christliche Unterrichtung“ im Druck erschien56. Doch ließ sich der Markgraf erst
nach Pfingsten, als er auf der Plassenburg weilte, durch den Hauptmann auf dem Gebirg Hans von
Waldenfels dazu gewinnen, daß er den Laeinkelch gestattete, aber auch nur ,,heimlich und stille“57. Um-
gekehrt befahl er die Wiederaufnahme der abgekommenen Fronleichnamsprozessionen, allerdings nur
in den Städten.
Wie unklar die Lage aber war, erhellt schon allein daraus, daß damals Kasimirs Bruder Fried-
rich, der Würzburger Dompropst, seinen Prediger in Hof, Kaspar Löner, wegen seiner evangelischen
Haltung entlassen konnte58, daß in Feuchtwangen im Juni 1526 Vogtherr seine Tätigkeit einstellen
mußte59 und der Bischof von Würzburg evangelische Geistliche — freilich vergeblich - vor sein Gericht
lud60.
Beim Speyerer Reichstag 1526 war Kasimir wieder kaiserlicher Kommissar. Dieser Aufenthalt
brachte gleichzeitig dem Markgrafen einen neuen kaiserlichen Auftrag. König Ludwig von Ungarn war
bei einem Einbruch der Türken gefallen. Zur Klärung der Nachfolge, die König Ferdinand in Anspruch
nahm, sollte Kasimir mit nach Ungarn kommen. Um die Verhältnisse während dieser seiner Abwesen-
heit zu regeln, wurde auf den 8. Oktober ein Landtag nach Ansbach einberufen. Sein Abschied wurde
am 10. Oktober 1526 erteilt61. Er war so abgefaßt, daß er der Stimmung des Volkes Rechnung trug und
doch den benachbarten Bischöfen keine Gelegenheit zur Einmischung bot. Daß die Einsetzungsworte
laut, aber lateinisch gesagt werden sollten, war gewissermaßen ihr Kennzeichen. Die Messe sollte über-
haupt lateinisch gehalten werden. Aber es wurde nicht ausdrücklich verboten, etwas - den Kanon - aus-
zulassen. Wahrscheinlich wurde sogar die Nürnberger Abendmahlsvermahnung gestattet. Zeremonien
sollten beibehalten bleiben. Die Priesterehe blieb verboten; deutsche Taufe und Laienkelch aber wur-
51 Schornbaum, Kasimir 90f. 219ff. - Götz, Glaubensspaltung 79 . 81. 88. 52 Unsere Nr. II 5.
53 Schornbaum, Kasimir 70—73. 205ff. — Götz, Glaubensspaltung 66.
54 Schornbaum, Kasimir 80—87. — K. Schornbaum, Zum Briefwechsel des Adam Weiß, in: BbKG 7 (1901)
32-38.
55 K. Schornbaum, Zum Briefwechsel des A. Weiß, in: BbKG 5 (1899) 226-233.
56 Kolde, Althamer, in: BbKG 1, 88.
57 NStA ARA 2f. 168f. — v.d. Lith 157-161. - Schornbaum, Kasimir 94. 224.
58 Simon, APfB Nr. 1472. 59 Schornbaum, Kasimir 94, 222f. 60 Schornbaum, Kasimir 226f.
61 Unsere Nr. II 6. — Dieser Landtagsabschied gewann weit im Norden Bedeutung. Er wurde teilweise wörtlich die
Grundlage eines Reformationsmandates des Herzogs Magnus von Lauenburg, deren Abschrift das freilich unmög-
liche Datum vom 25. Juni 1526 nennt (M. Fischer-Hübner, Die älteste Kirchenordnung von Lauenburg und
Hadeln. Preetz 1952 (= Schriften des Vereins für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte. 6. Sonderheft).
Statt den Tag zu ändern, sollte man vielleicht eher das Jahr mit einem Fragezeichen versehen.
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sen51. Als das mißlang, erging wenigstens am 30. August im Sinn der dort gemachten Vorschläge ein
Mandat zur Predigt vom wahren Glauben und wahrer Freiheit52. Wenn es auch um seine Textgestaltung
nachträglich zu Auseinandersetzungen kam, konnte trotzdem Markgraf Georg seinen Bruder auf Grund
eben dieses Mandates zu weiterem Entgegenkommen gegen die evangelische Bewegung drängen. Es blieb
freilich vergeblich53.
Tatsächlich vollzog sich nämlich in Kasimirs Religionspolitik ein deutlicher Umschwung. Die durch
den Bauernkrieg verschärfte Haltung der katholischen Stände und die Klage der Bischöfe gegen seine
Säkularisationen, vor allem aber der Umstand, daß ihn der Kaiser erneut heranzog - er war einer seiner
Kommissäre auf dem Reichstag zu Augsburg (Winter 1525/26) - veranlaßten diese Wandlung. Kasimir
trennte sich nun ganz von den evangelisch gerichteten Fürsten54.
In der Fastenzeit 1526 richteten Weiß und Rurer55 dringende Mahnungen zuweiterenMaßnahmen
an ihren Landesherrn, letzterer in einer ganz vorzüglichen theologischen Darlegung, die ohne Verfasser
und Ortsangabe als ,,Christliche Unterrichtung“ im Druck erschien56. Doch ließ sich der Markgraf erst
nach Pfingsten, als er auf der Plassenburg weilte, durch den Hauptmann auf dem Gebirg Hans von
Waldenfels dazu gewinnen, daß er den Laeinkelch gestattete, aber auch nur ,,heimlich und stille“57. Um-
gekehrt befahl er die Wiederaufnahme der abgekommenen Fronleichnamsprozessionen, allerdings nur
in den Städten.
Wie unklar die Lage aber war, erhellt schon allein daraus, daß damals Kasimirs Bruder Fried-
rich, der Würzburger Dompropst, seinen Prediger in Hof, Kaspar Löner, wegen seiner evangelischen
Haltung entlassen konnte58, daß in Feuchtwangen im Juni 1526 Vogtherr seine Tätigkeit einstellen
mußte59 und der Bischof von Würzburg evangelische Geistliche — freilich vergeblich - vor sein Gericht
lud60.
Beim Speyerer Reichstag 1526 war Kasimir wieder kaiserlicher Kommissar. Dieser Aufenthalt
brachte gleichzeitig dem Markgrafen einen neuen kaiserlichen Auftrag. König Ludwig von Ungarn war
bei einem Einbruch der Türken gefallen. Zur Klärung der Nachfolge, die König Ferdinand in Anspruch
nahm, sollte Kasimir mit nach Ungarn kommen. Um die Verhältnisse während dieser seiner Abwesen-
heit zu regeln, wurde auf den 8. Oktober ein Landtag nach Ansbach einberufen. Sein Abschied wurde
am 10. Oktober 1526 erteilt61. Er war so abgefaßt, daß er der Stimmung des Volkes Rechnung trug und
doch den benachbarten Bischöfen keine Gelegenheit zur Einmischung bot. Daß die Einsetzungsworte
laut, aber lateinisch gesagt werden sollten, war gewissermaßen ihr Kennzeichen. Die Messe sollte über-
haupt lateinisch gehalten werden. Aber es wurde nicht ausdrücklich verboten, etwas - den Kanon - aus-
zulassen. Wahrscheinlich wurde sogar die Nürnberger Abendmahlsvermahnung gestattet. Zeremonien
sollten beibehalten bleiben. Die Priesterehe blieb verboten; deutsche Taufe und Laienkelch aber wur-
51 Schornbaum, Kasimir 90f. 219ff. - Götz, Glaubensspaltung 79 . 81. 88. 52 Unsere Nr. II 5.
53 Schornbaum, Kasimir 70—73. 205ff. — Götz, Glaubensspaltung 66.
54 Schornbaum, Kasimir 80—87. — K. Schornbaum, Zum Briefwechsel des Adam Weiß, in: BbKG 7 (1901)
32-38.
55 K. Schornbaum, Zum Briefwechsel des A. Weiß, in: BbKG 5 (1899) 226-233.
56 Kolde, Althamer, in: BbKG 1, 88.
57 NStA ARA 2f. 168f. — v.d. Lith 157-161. - Schornbaum, Kasimir 94. 224.
58 Simon, APfB Nr. 1472. 59 Schornbaum, Kasimir 94, 222f. 60 Schornbaum, Kasimir 226f.
61 Unsere Nr. II 6. — Dieser Landtagsabschied gewann weit im Norden Bedeutung. Er wurde teilweise wörtlich die
Grundlage eines Reformationsmandates des Herzogs Magnus von Lauenburg, deren Abschrift das freilich unmög-
liche Datum vom 25. Juni 1526 nennt (M. Fischer-Hübner, Die älteste Kirchenordnung von Lauenburg und
Hadeln. Preetz 1952 (= Schriften des Vereins für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte. 6. Sonderheft).
Statt den Tag zu ändern, sollte man vielleicht eher das Jahr mit einem Fragezeichen versehen.
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