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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0445
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IV 20 Ordo ecclesiasticus in Hof 1592

Diaconus: Der Herr segne euch und behüte euch,
der Herr erleuchte sein angesicht uber euch und sei
euch gnedig, der Herr erheb sein angesicht uf euch
und geb euch fride! † [Ende der Noten].
Vel sic eodem tono observato:
Gott sei uns gnedig und barmherzig und geb uns
seinen göttlichen segen: Er las uns sein angesicht
leuchten und geb uns seinen fride. †
Chorus: [Noten] Amen. [Ende der Noten].
Finis.
Quid singulis dominicis et festis diebus in officio mis-
sae observandum sit, infra habebis [S. 432 ff.],
De catechetica institutione,
quae ipso meridie initium sumit in templo coeno-
bii48 diebus dominicis et festis.
Die kinderlehr wird sonn- und feiertäge nach gehör-
tem dritten puls in gegenwart des herren predigers,
zweier diacon, eines schuldieners und aller locaten49,
ja auch der ganzen schulmeng (außer den primanis,
welche zu der zeit sacram lectionem ex testamento
novo graeco praeside ludirectore hören) angefangen
und folgender gestalt verrichtet:
Erstlich singet man ein christlichen lobgesang, uf
die jarszeit oder erklerung des haubtstuck christ-
licher lehr, so man damals hendlet, gerichtet, in
zweien unverschidlichen choren, also das die schu-
ler das eine, die schulmegdlein das andere gesetz in
solchem gesang wechselsweis zu end bringen und die
locaten uf das gesang und knaben gute acht haben.
Zum andern, werden die blosen sechs haubtstuck
christlicher lehr ohne die auslegung von einem dia-
cono laut und deutlich fürgesprochen, also das ihme
die jugend in der ganzen kirchen alle seine wort laut
und langsam nachsage.
Fürs dritte erkleret der andere diacon von der
canzel einen teil eins haubtstucks christlicher leer
aus den kinderpredigten M.Viti Theodorici50 uber
48 Die Kirche des alten Franziskanerklosters, in dem
das Gymnasium untergebracht war (Kinderlehr-
kirche, seit 1746 Drei faltigkeitskirche), 1806 pro-
faniert; 1902 abgebrochen (Dietsch, Weihestätten
88-106.- Dietlein 4, 548-552). -Fr. Ebert, Bau-
geschichte [der Stadt Hof] (= Dietlein V). Hof
1957. 162-176. Zu fol. 7. 19. 21.)
49 = Hilfslehrer.

den catechismum Lutheri, nach anweisung dessel-
ben buchs. Doch mus vor solchem ein kurz geseng-
lein, nach gelegenheit der zeit oder eines aus obbe-
rurten [ S. 426] gesungen werden, wenn nur ein einiger
diaconus fürhanden, damit derselbe nach vollendter
fürsprechung vom altar, do solche geschehen, füg-
lich zum predigstul kommen mag, wie dann auch im
herabsteigen geschicht, so nur einer da ist.
Unter solcher erklerung und hernach bis zu end
des actus examinirt der schuldiener einer, so damals
die kinderlehr besucht (welches von einem umb den
anderen geschieht), die kleinen knaben und megd-
lein aus den sex nudis capitibus pietatis, item aus
dem deudschen decalogo mit der auslegung, item
morgen- und abendsegen, auch den gebetlein, so vor
und nach tisch gesprochen werden, doch von der
andern jugend abgesondert, hinden in der schmid-
capellen51, so lang sie die volkomliche auslegung der
sechs haubtstuck lernen und dann zu den anderen
knaben und megdlein forne in der kirchen gewiesen
werden.
Zum vierten: Alsobald nach geendter nachgedach-
ter erklerung (an welcher stad bisweilen an fürneh-
men festen eine schöne predigt gelesen werd, doch
also, das die sechs haubtstuck ohn die auslegung den
kindern nicht fürgesprochen werden) wird von
zweien oder mehren dazu bestellten knaben oder
megdlein die frag gemachet, da ein teil fragt, das
ander antwortet aus den sechs haubtstucken des
catechismi, welches erklerung damals gehandelt
wird. Als, weil man von den heiligen zehen geboten
Gottes predigt, werden dieselben sampt ihrer aus-
legung recitirt. Ebenermaßen geschieht auch in den
ubrigen stucken,
Wann solches verrichtet, fragen die bede diacon
sowol der pfarrherr einsteils die knaben, einsteils die
megdlein das gebot oder artikel oder bit etc., so da
von der canzel erkleret worden. Es examinirt auch
bisweilen der herr superattendens seine getane pre-
50 Ein solches Buch gibt es nicht. Gemeint sind die
Kinderpredigten der brandenburg-nürnbergischen
Kirchenordnung (oben S. 206-279).
51 Die Kapelle der Schmiede und Wagner lag im West-
ende des nördlichen Seitenschiffes der Franziskaner-
kirche. Sie wurde nach der Reformation zu einem
bloßen Durchgang (Ebert aaO. 153 [Abbildung].
166. 170. 174. 184 [Abbildung]).

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