Brandenburg-Ansbach-Kulmbach II
digt, so vormittag angehört worden. Bisweilen, als
zwischen Ostern und Pfingsten, erforschet ehgedach-
ten prediger von denen, so das erste mal zum hei-
ligen sacrament gehen wollen, was sie aus den frag-
stücklein vom heiligen abendmal gelernt haben etc.
Zum fünften wird das son- oder feiertegige evan-
gelium sambt seiner abteilung und kurzen auslegung
beneben dem sprüchlein und gebetlein, so aus dem-
selben evangelio gezogen ist, von den dazu bestell-
ten knaben oder megdlein fein laut und deutlich reci-
tirt, also das der superattendens oder an dessen
stadt ein diaconus dieselbigen frage, wie das evan-
gelium laute, wie viel es teil hab, welchs der erste,
ander etc.sei, item wie das sprüchlein und gebetlein
lauten. Wann aber der hohen fest eines celebrirt
wird, mus vor solcher des evangelii und seiner teil
erzelung von den gleichsfalls dazu geordneten kna-
ben oder megdlein die frag von demselben fest, wie
es genennet werde, warumb es also heise, und der-
gleichen, praemittirt werden, wie solches alles von
dem ehrwirdigen und wolgelarten herrn magister
Andrea Pangratio62, weiland prediger allhie, fein
und wol geordnet, auch bis anhero mit vleiß darob
gehalten worden.
Fürs letzte, wenn solches gedachtermaßen ver-
richt, singet man ein kurzes gesenglich, so sich ent-
weder uf die zeit oder gehaltene lection und sunsten
schickt. Darauf wird von dem diacono die collecta
für die jungen, zarten christen53 gesprochen mit vor-
gehendem versiculo54:
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich.
Chorus: Und seine güte wehret ewiglich.
Bei fürnehmen festen aber behelt man die collec-
tam de tempore.
Nach gesungener collect wird die benediction, wie
52 Fragstücklein aus der Sontage und Fest Evangelien
genommen und für die Jugend also gestellet, das auch
ungeübte junge Kirchendiener ein richtige abteilung
des Texts und zimliche gute anleitung zur ganzen
Predigt darin finden werden. Hof 1571 (Vorhanden:
NLA 8°. 359).
53 Eine solche Kollekte kennt weder KO 1533 noch Veit
Dietrichs Agendbüchlein noch auch die Hofer Aus-
gabe der KO 1533 von 1591. - Gemeint ist wohl das
Gebet bei der Kinderlehr aus dem Hausbuch des
Andr. Pangratius (Nürnberg 1572 u. ö.), in dem für
die ,,zarte, junge Christenheit“ gebetet wird.
54 Der später, zumal wie hier vor der Schlußkollekte
droben bei dem hohen ambt [S. 427] gemeldet, hin-
angehenget und damit wie sonsten der actus be-
schlossen.
Und soviel von der kinderlehr.
De vespertinis precibus
dierum dominicorum et festorum in genere.
I. Ad vespertinas preces aliquis hymnus vel alia
pia cantilena serviens tempori per binos choros,
unum scholasticorum, quem gubernat ludirector,
alterum puellarum, canitur praeeunte hos organi-
cine ita, ut primum versum seu paragraphum pueri,
secundum puellae canant, et sic consequenter. Vor
alters hat man allezeit zu anfang der vesper doch
ohne die orgel das Nun bitten wir gesungen und denn
allererst ein geistlich lied, welches zuvor der organist
geschlagen.
II. Caput unum ex sacris bibliis cum brevi seu sum-
maria explicatione M.Viti Theodorici1 a diacono
legitur, qui tamen in summis festivitatibus mate-
riam tempori convenientem ordinaria lectione inter-
missa eligit.
III. Brevis cantilena vel de tempore vel una ex
supra nominatis et sub communione positis, quae
etiam in sequenti actu [S. 429] enumerantur, can-
tatur.
IIII. Concio sacra habetur, vel ex epistola domini-
cali seu feriali vel etiam ex capitibus pietatis chri-
stianae, in catechismo divi Lutheri minori compre-
hensis.
V. Post concionem baptizatur infans praesens prae-
misso paragrapho ex Lutheri cantione: Christ unser
Herr zum Jordan kam vel etiam in organis breviter
ludit organicen, ut cantilena non sit opus. Si vero
weithin übliche Gebrauch, der Kollekte einen Ver-
sikel vorzusetzen, stammt von Luther, der solche
samt den Kollekten seit 1529 in die Wittenberger
Gesangbücher einfügte, wo sie dann im Klugschen
Gesangbuch von 1543 vollständig beisammen waren
(WA 35, 264. 320 ff. 552-556). In Franken tritt er
erstmals - und hier gleich in selbständiger Weiterbil-
dung - in der Wertheimer Kirchenordnung (unsere
Nr. XII 2 S. 718) auf, ferner in der Rothenburger
Kirchenordnung 1559. (S. 588)
1 V. Dietrichs Summarien über das Alte Testament
1541, über das Neue Testament 1544, beide zusam-
men seit 1544 (Klaus, Dietrich 3. 6.).
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digt, so vormittag angehört worden. Bisweilen, als
zwischen Ostern und Pfingsten, erforschet ehgedach-
ten prediger von denen, so das erste mal zum hei-
ligen sacrament gehen wollen, was sie aus den frag-
stücklein vom heiligen abendmal gelernt haben etc.
Zum fünften wird das son- oder feiertegige evan-
gelium sambt seiner abteilung und kurzen auslegung
beneben dem sprüchlein und gebetlein, so aus dem-
selben evangelio gezogen ist, von den dazu bestell-
ten knaben oder megdlein fein laut und deutlich reci-
tirt, also das der superattendens oder an dessen
stadt ein diaconus dieselbigen frage, wie das evan-
gelium laute, wie viel es teil hab, welchs der erste,
ander etc.sei, item wie das sprüchlein und gebetlein
lauten. Wann aber der hohen fest eines celebrirt
wird, mus vor solcher des evangelii und seiner teil
erzelung von den gleichsfalls dazu geordneten kna-
ben oder megdlein die frag von demselben fest, wie
es genennet werde, warumb es also heise, und der-
gleichen, praemittirt werden, wie solches alles von
dem ehrwirdigen und wolgelarten herrn magister
Andrea Pangratio62, weiland prediger allhie, fein
und wol geordnet, auch bis anhero mit vleiß darob
gehalten worden.
Fürs letzte, wenn solches gedachtermaßen ver-
richt, singet man ein kurzes gesenglich, so sich ent-
weder uf die zeit oder gehaltene lection und sunsten
schickt. Darauf wird von dem diacono die collecta
für die jungen, zarten christen53 gesprochen mit vor-
gehendem versiculo54:
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich.
Chorus: Und seine güte wehret ewiglich.
Bei fürnehmen festen aber behelt man die collec-
tam de tempore.
Nach gesungener collect wird die benediction, wie
52 Fragstücklein aus der Sontage und Fest Evangelien
genommen und für die Jugend also gestellet, das auch
ungeübte junge Kirchendiener ein richtige abteilung
des Texts und zimliche gute anleitung zur ganzen
Predigt darin finden werden. Hof 1571 (Vorhanden:
NLA 8°. 359).
53 Eine solche Kollekte kennt weder KO 1533 noch Veit
Dietrichs Agendbüchlein noch auch die Hofer Aus-
gabe der KO 1533 von 1591. - Gemeint ist wohl das
Gebet bei der Kinderlehr aus dem Hausbuch des
Andr. Pangratius (Nürnberg 1572 u. ö.), in dem für
die ,,zarte, junge Christenheit“ gebetet wird.
54 Der später, zumal wie hier vor der Schlußkollekte
droben bei dem hohen ambt [S. 427] gemeldet, hin-
angehenget und damit wie sonsten der actus be-
schlossen.
Und soviel von der kinderlehr.
De vespertinis precibus
dierum dominicorum et festorum in genere.
I. Ad vespertinas preces aliquis hymnus vel alia
pia cantilena serviens tempori per binos choros,
unum scholasticorum, quem gubernat ludirector,
alterum puellarum, canitur praeeunte hos organi-
cine ita, ut primum versum seu paragraphum pueri,
secundum puellae canant, et sic consequenter. Vor
alters hat man allezeit zu anfang der vesper doch
ohne die orgel das Nun bitten wir gesungen und denn
allererst ein geistlich lied, welches zuvor der organist
geschlagen.
II. Caput unum ex sacris bibliis cum brevi seu sum-
maria explicatione M.Viti Theodorici1 a diacono
legitur, qui tamen in summis festivitatibus mate-
riam tempori convenientem ordinaria lectione inter-
missa eligit.
III. Brevis cantilena vel de tempore vel una ex
supra nominatis et sub communione positis, quae
etiam in sequenti actu [S. 429] enumerantur, can-
tatur.
IIII. Concio sacra habetur, vel ex epistola domini-
cali seu feriali vel etiam ex capitibus pietatis chri-
stianae, in catechismo divi Lutheri minori compre-
hensis.
V. Post concionem baptizatur infans praesens prae-
misso paragrapho ex Lutheri cantione: Christ unser
Herr zum Jordan kam vel etiam in organis breviter
ludit organicen, ut cantilena non sit opus. Si vero
weithin übliche Gebrauch, der Kollekte einen Ver-
sikel vorzusetzen, stammt von Luther, der solche
samt den Kollekten seit 1529 in die Wittenberger
Gesangbücher einfügte, wo sie dann im Klugschen
Gesangbuch von 1543 vollständig beisammen waren
(WA 35, 264. 320 ff. 552-556). In Franken tritt er
erstmals - und hier gleich in selbständiger Weiterbil-
dung - in der Wertheimer Kirchenordnung (unsere
Nr. XII 2 S. 718) auf, ferner in der Rothenburger
Kirchenordnung 1559. (S. 588)
1 V. Dietrichs Summarien über das Alte Testament
1541, über das Neue Testament 1544, beide zusam-
men seit 1544 (Klaus, Dietrich 3. 6.).
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