Schweinfurt
was er am vergangen sontag, den kinderen fürgeben
hat, kurz abermals repitiern. Alsdenn sollen auch
die schuler gegen einander auftreten, zuvoran, die
gut sprache und stark ausreden haben und den cate-
chismum von vorne an bis zu end handelen, ob vil-
leicht auch ein knab etwan von dem anderen es bes-
ser fassen wurde. Darumb sollen die schulmeister
daran sein, das sie feine geschickte knaben erwelen
und ordnen, die wol reden können und die wort nicht
brechen, sonder fein deutlich geben und langsam
ausreden. Mit den andern knaben, so etwas blöde
seind und scheuher zu reden, sol man in der schule
den catechismum handelen. Sonst wenn man on
alles aufsehens die knaben in der kirchen fürstellen
solte, wurde zuletzt ein spot daraus. Denn mit den
schulern in der kirchen, das sie handelen sollen den
catechismum, ist darumb nicht bedacht, das sie sich
doselbst beweisen, wie vil sie gelert, welchs on das in
der schule geschicht, sondern es ist umb der anderen
burgerskinder willen verordenet, damit zuweilen
ein knabe den anderen am besten vernemen möge.
Wenn nun die schuler zu end den catechismum
gehandelt, sollen die zwen caplan herzu treten und
fein ein kind nach dem andern verhören und fragen
auf die artikel oder auf das gebot allein, so am ver-
gangen sontag fürgeben ist, domit die kinder fein
gemach mit der zeit angefürt, mit der lere nicht
uberladen und zuletzt gar abgeschreckt werden;
denn es sind vile so uberdrüssig und faul, das sie
flugs und in der eile den ganzen catechismum her-
ausschütten, und machen beide, jung und alt, nur
desto scheucher und mehr verzagt. Es bedenke doch
ein jeder man, das er auch ein kind gewesen, zur
schule gangen und nicht von stund an doctor ist
worden. Man bedenke, was die natur uns fürbildet,
das alle ding seine zeit wil haben in wachsen, zu-
nemen, aufkomen und gedeien!
Von eheleuten, wie man die einleiten sol.
Mancherlei unrat und felle tragen sich teglich zu mit
eheleuten. Vile gehen hinan on vorwissen der elter
und formunde, das denn keines wreges zu billichen
oder loben ist. Etliche laufen in der füllerei zusamen.
92 Vgl. S. 200.
Auch sonst andere leute von dörfer sich dermaßen
eilen, das sie von stund an auf das einleiten drin-
gen und, wenn man in ansaget, sie sollen sich vor-
hin ausschreien lassen, geben sie für, es sei schon
alles zugerichtet und die geste jetzt gebeten; sie
können nicht anders.
Weil aber verstendige leute wissen, das in ehe-
sachen nicht zu eilen ist umb mancherlei ursach wil-
len, so sollen hinfurt, auch nach laut der nürnber-
gischen ordnung92 und agendbüchlein93, die leute, so
sich ehelich zusamen verpflicht haben, eine gute zeit
dovor, ehe denn sie zu kirchen gehen, dem pfarherrn
oder dem caplan anzeigen, auf das man sich möge
erkündigen, ob solche leute auch mögen nach gott-
lichem und natiirlichen rechten bei einander wonen
oder ob sonst andere sache und hindernusse da were.
Und sollem demnach drei sontag oder cirei heilige
tage offentlich für der ganzen gemeine ausgeschrien
und verkündiget werden.
Auch sol ein oberkeit solchen gebrauch und ord-
nung dem paursvolk auf den dörfern anzeigen las-
sen, domit sie der zucht und erbarkeit auch wie an-
dere feine christen geleben. Es ist jeder ehestand ein
ordenung Gottes. Drumb sol er auch in der forcht
des Herrn angefangen werden. Und ob etwan ein
klüglin wolt meistern und fürgeben, das evangelion
binde uns nicht an tage, zeit, stunde - welchs denn
wol war ist, so ferne das man es auch recht verstehe,
das in welung der tage, zeit, stunde, auch in welung
der speise und kleider uberal keine rechtfertigung
sol gesucht werden und noch vil weniger die gewis-
sen domit sollen gefangen sein, darvon der heilige
Paulus weiter zu den Colossern [2, 16] handelt.
Drumb wird aber nicht gemeinet noch verstanden,
das das evangelion solte das natürlich gesetze, zucht,
erbarkeit, gute sitte, polizei, regiment, ordenung,
ceremonien und endlich den gehorsam aufheben;
denn es gehören solch ordnung zu disem leben und,
sol es anders ordentlich und wol zugehen auf diser
welt, so wird man der ordenung und ceremonien so
wenig geraten können als feur, luft, wasser. Drumb
sollen die pfarrherrn und caplan uber solchen guten
ordenung, so do dienen zu der zucht und erbarkeit,
steif halten und sie nicht abgehen lassen.
93 Vgl. S. 537.
642
was er am vergangen sontag, den kinderen fürgeben
hat, kurz abermals repitiern. Alsdenn sollen auch
die schuler gegen einander auftreten, zuvoran, die
gut sprache und stark ausreden haben und den cate-
chismum von vorne an bis zu end handelen, ob vil-
leicht auch ein knab etwan von dem anderen es bes-
ser fassen wurde. Darumb sollen die schulmeister
daran sein, das sie feine geschickte knaben erwelen
und ordnen, die wol reden können und die wort nicht
brechen, sonder fein deutlich geben und langsam
ausreden. Mit den andern knaben, so etwas blöde
seind und scheuher zu reden, sol man in der schule
den catechismum handelen. Sonst wenn man on
alles aufsehens die knaben in der kirchen fürstellen
solte, wurde zuletzt ein spot daraus. Denn mit den
schulern in der kirchen, das sie handelen sollen den
catechismum, ist darumb nicht bedacht, das sie sich
doselbst beweisen, wie vil sie gelert, welchs on das in
der schule geschicht, sondern es ist umb der anderen
burgerskinder willen verordenet, damit zuweilen
ein knabe den anderen am besten vernemen möge.
Wenn nun die schuler zu end den catechismum
gehandelt, sollen die zwen caplan herzu treten und
fein ein kind nach dem andern verhören und fragen
auf die artikel oder auf das gebot allein, so am ver-
gangen sontag fürgeben ist, domit die kinder fein
gemach mit der zeit angefürt, mit der lere nicht
uberladen und zuletzt gar abgeschreckt werden;
denn es sind vile so uberdrüssig und faul, das sie
flugs und in der eile den ganzen catechismum her-
ausschütten, und machen beide, jung und alt, nur
desto scheucher und mehr verzagt. Es bedenke doch
ein jeder man, das er auch ein kind gewesen, zur
schule gangen und nicht von stund an doctor ist
worden. Man bedenke, was die natur uns fürbildet,
das alle ding seine zeit wil haben in wachsen, zu-
nemen, aufkomen und gedeien!
Von eheleuten, wie man die einleiten sol.
Mancherlei unrat und felle tragen sich teglich zu mit
eheleuten. Vile gehen hinan on vorwissen der elter
und formunde, das denn keines wreges zu billichen
oder loben ist. Etliche laufen in der füllerei zusamen.
92 Vgl. S. 200.
Auch sonst andere leute von dörfer sich dermaßen
eilen, das sie von stund an auf das einleiten drin-
gen und, wenn man in ansaget, sie sollen sich vor-
hin ausschreien lassen, geben sie für, es sei schon
alles zugerichtet und die geste jetzt gebeten; sie
können nicht anders.
Weil aber verstendige leute wissen, das in ehe-
sachen nicht zu eilen ist umb mancherlei ursach wil-
len, so sollen hinfurt, auch nach laut der nürnber-
gischen ordnung92 und agendbüchlein93, die leute, so
sich ehelich zusamen verpflicht haben, eine gute zeit
dovor, ehe denn sie zu kirchen gehen, dem pfarherrn
oder dem caplan anzeigen, auf das man sich möge
erkündigen, ob solche leute auch mögen nach gott-
lichem und natiirlichen rechten bei einander wonen
oder ob sonst andere sache und hindernusse da were.
Und sollem demnach drei sontag oder cirei heilige
tage offentlich für der ganzen gemeine ausgeschrien
und verkündiget werden.
Auch sol ein oberkeit solchen gebrauch und ord-
nung dem paursvolk auf den dörfern anzeigen las-
sen, domit sie der zucht und erbarkeit auch wie an-
dere feine christen geleben. Es ist jeder ehestand ein
ordenung Gottes. Drumb sol er auch in der forcht
des Herrn angefangen werden. Und ob etwan ein
klüglin wolt meistern und fürgeben, das evangelion
binde uns nicht an tage, zeit, stunde - welchs denn
wol war ist, so ferne das man es auch recht verstehe,
das in welung der tage, zeit, stunde, auch in welung
der speise und kleider uberal keine rechtfertigung
sol gesucht werden und noch vil weniger die gewis-
sen domit sollen gefangen sein, darvon der heilige
Paulus weiter zu den Colossern [2, 16] handelt.
Drumb wird aber nicht gemeinet noch verstanden,
das das evangelion solte das natürlich gesetze, zucht,
erbarkeit, gute sitte, polizei, regiment, ordenung,
ceremonien und endlich den gehorsam aufheben;
denn es gehören solch ordnung zu disem leben und,
sol es anders ordentlich und wol zugehen auf diser
welt, so wird man der ordenung und ceremonien so
wenig geraten können als feur, luft, wasser. Drumb
sollen die pfarrherrn und caplan uber solchen guten
ordenung, so do dienen zu der zucht und erbarkeit,
steif halten und sie nicht abgehen lassen.
93 Vgl. S. 537.
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