VII 1 Kirchenordnung 1543
Es sollen aber auch die capellan, wenn sie die
leute, so sich ehelich zusamen verpflicht haben, ein-
leiten, stracks und gerichts bleiben bei der nürn-
bergischen ordenung und sich keiner neuerung be-
fleißen.
Von der litanei.
Droben94 ist schon von der litanei gesagt, und sol je
dise ordnung also bleiben, das sie ja zum wenigesten
einmal in der wochen gesungen werde; denn die letzte
zeit ist nun da und ist gewiß, das wir christen hin-
furt uns wenig frides oder guter tage auf erden ver-
trösten können. Der Türke bricht mit großer gewalt
herin. So ist im babstumb des schendens, lesterns
und verdammens kein maße noch ende. Das liebe
wort Gottes heißen sie stracks eine ketzerei. Und
keine reformation oder besserung können sie lei-
den. Doher ist Gott erzürnet und mus gewis die welt
einen stoß nemen, wo sie anders nicht gar brechen
wird und der jüngstag plötzlich herzu falle.
Drumb sol durch prediger und caplän das volk
zum gebet ermanet werden, das ein jeder im star-
ken glauben zu Gott schreien und ruefen wöllen do-
mit das arme, geringe heuflein errettet werde. Was
kan Gott mehr verdrißen, denn das wir zu dem gro-
ßen jamer und unglück, das bereit für der tür ist,
gleich schnarcken und schlafen und so gar wenig
sein, die do mit ernst beten ? Gott klagt solchs Hese-
kielis 13 [4f.]: O Jsrael, deine propheten sind wie die
füchse in der wüsten. Sie treten nicht für die lucken
und machen sich nicht zur hurte umb das haus Js-
rael und stehen nicht im streit am tage des Herrn.
Und abermals Hesekielis 22 [30]: Ich sucht unter
inen, ob jemant wehren wolte und dem zorn steuren
wolte für mir, das ich das land nicht verderbte. Aber
ich fand keinen.
Was man für feiertage außerhalb dem
sontag durchs jar halten solle.
Dise nachfolgende feirtage sollen bleiben und also
gehalten und verkündiget werden dem volk, gar
nicht diser gestalt und meinung, als wolten wir den
mißprauch sterken und bestetigen, so bisher mit den
94 S. 632. 95 Luk. 10, 38-42.
heiligen getrieben ist, sondern das Gottes wort an
stat der vorigen mißpreuch mit allem fleis gepredigt
und dadurch das volk von der abgötterei gefürt möge
werden; denn man je tage haben mus, daran das
volk zusamen kome und das wort Gottes rein ge-
predigt werde. So lest man je billich die tage also
bleiben, die zuvor angesetzet sind. So sol man nun
halten:
Den Neuen jars tag [1. Jan.],
den Oberstag oder der heiligen Drei könige tag,
Epiphanie genant [6. Jan.],
Unser frauen Lichtmeßtag [2. Febr.],
Sanct Matthias [24. Febr.],
Marie Verkündigung [25. März],
den heiligen Ostertag
und die nechst folgende zwen tage,
S. Philip und Jacob [1. Mai],
unsers Herrn Himelfart,
den heiligen Pfingstag
und die nechst folgende zwen tage,
der heiligen Dreifaltigkeit tag,
S. Johans des taufers tag [24. Juni],
S. Peter und S. Paulus tag [29. Juni],
Marie Heimsuchung [2. Juli],
Maria Magdalena tag [22. Juli],
S. Jacobs tag [25. Juli],
S. Laurentius [10. Aug.],
Marie Himelfart [15. Aug.] - nicht drum, daß et-
was hiervon in heiliger schrift vermeldet und mit
gutem gewissen grund könne an gezeigt werden, son-
dern das gleichwol diser tag umb der predig willen
sol behalten werde. Das evangelion auf disen tag
verordenet95, sol bleiben. Aber sonst sol an disem
feirtage in der kirchen die historien von unser frauen
fest, Visitationis genant96, mit singen und lesen ge-
halten werden -,
S. Bartholomeus tag [24. Aug.],
S. Johans Enthaubtung [29. Aug.],
Marie Nativitas [8. Sept.],
S. Mattheus tag [21. Sept.],
S. Michael [29. Sept.],
S. Simon und Jude [28. Okt.],
Aller heiligen tag [1. Nov.],
S. Elizabet tag [19. Nov.],
96 = 2. Juli. - Luk. 1, 39-56.
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Es sollen aber auch die capellan, wenn sie die
leute, so sich ehelich zusamen verpflicht haben, ein-
leiten, stracks und gerichts bleiben bei der nürn-
bergischen ordenung und sich keiner neuerung be-
fleißen.
Von der litanei.
Droben94 ist schon von der litanei gesagt, und sol je
dise ordnung also bleiben, das sie ja zum wenigesten
einmal in der wochen gesungen werde; denn die letzte
zeit ist nun da und ist gewiß, das wir christen hin-
furt uns wenig frides oder guter tage auf erden ver-
trösten können. Der Türke bricht mit großer gewalt
herin. So ist im babstumb des schendens, lesterns
und verdammens kein maße noch ende. Das liebe
wort Gottes heißen sie stracks eine ketzerei. Und
keine reformation oder besserung können sie lei-
den. Doher ist Gott erzürnet und mus gewis die welt
einen stoß nemen, wo sie anders nicht gar brechen
wird und der jüngstag plötzlich herzu falle.
Drumb sol durch prediger und caplän das volk
zum gebet ermanet werden, das ein jeder im star-
ken glauben zu Gott schreien und ruefen wöllen do-
mit das arme, geringe heuflein errettet werde. Was
kan Gott mehr verdrißen, denn das wir zu dem gro-
ßen jamer und unglück, das bereit für der tür ist,
gleich schnarcken und schlafen und so gar wenig
sein, die do mit ernst beten ? Gott klagt solchs Hese-
kielis 13 [4f.]: O Jsrael, deine propheten sind wie die
füchse in der wüsten. Sie treten nicht für die lucken
und machen sich nicht zur hurte umb das haus Js-
rael und stehen nicht im streit am tage des Herrn.
Und abermals Hesekielis 22 [30]: Ich sucht unter
inen, ob jemant wehren wolte und dem zorn steuren
wolte für mir, das ich das land nicht verderbte. Aber
ich fand keinen.
Was man für feiertage außerhalb dem
sontag durchs jar halten solle.
Dise nachfolgende feirtage sollen bleiben und also
gehalten und verkündiget werden dem volk, gar
nicht diser gestalt und meinung, als wolten wir den
mißprauch sterken und bestetigen, so bisher mit den
94 S. 632. 95 Luk. 10, 38-42.
heiligen getrieben ist, sondern das Gottes wort an
stat der vorigen mißpreuch mit allem fleis gepredigt
und dadurch das volk von der abgötterei gefürt möge
werden; denn man je tage haben mus, daran das
volk zusamen kome und das wort Gottes rein ge-
predigt werde. So lest man je billich die tage also
bleiben, die zuvor angesetzet sind. So sol man nun
halten:
Den Neuen jars tag [1. Jan.],
den Oberstag oder der heiligen Drei könige tag,
Epiphanie genant [6. Jan.],
Unser frauen Lichtmeßtag [2. Febr.],
Sanct Matthias [24. Febr.],
Marie Verkündigung [25. März],
den heiligen Ostertag
und die nechst folgende zwen tage,
S. Philip und Jacob [1. Mai],
unsers Herrn Himelfart,
den heiligen Pfingstag
und die nechst folgende zwen tage,
der heiligen Dreifaltigkeit tag,
S. Johans des taufers tag [24. Juni],
S. Peter und S. Paulus tag [29. Juni],
Marie Heimsuchung [2. Juli],
Maria Magdalena tag [22. Juli],
S. Jacobs tag [25. Juli],
S. Laurentius [10. Aug.],
Marie Himelfart [15. Aug.] - nicht drum, daß et-
was hiervon in heiliger schrift vermeldet und mit
gutem gewissen grund könne an gezeigt werden, son-
dern das gleichwol diser tag umb der predig willen
sol behalten werde. Das evangelion auf disen tag
verordenet95, sol bleiben. Aber sonst sol an disem
feirtage in der kirchen die historien von unser frauen
fest, Visitationis genant96, mit singen und lesen ge-
halten werden -,
S. Bartholomeus tag [24. Aug.],
S. Johans Enthaubtung [29. Aug.],
Marie Nativitas [8. Sept.],
S. Mattheus tag [21. Sept.],
S. Michael [29. Sept.],
S. Simon und Jude [28. Okt.],
Aller heiligen tag [1. Nov.],
S. Elizabet tag [19. Nov.],
96 = 2. Juli. - Luk. 1, 39-56.
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