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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0662
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Schweinfurt

S. Andreas [30. Nov.],
S. Thomas [21. Dez.],
den heiligen Christag
und die nechstfolgende zwen tage, Stefani
[26. Dez.] und Johannis [27. Dez.].
Von der begrebnus.
Es sol auch je christlich und ehrlich mit der begreb-
nus bei uns gehalten werden. So hat je dises werks
halber die schrift Tobias97 gelobt und haben auch
sonst die lieben christen von anfang her iren dienst
und liebe nicht wenigers gegen die verstorben erzei-
get, denn sie zuvor gegen sie im leben beweiset hat-
ten, welchs auch on seinen dank und willen Julianus
der keiser gedenken und rümen mus in einer epistel
an den Arsacium, bischof der heiden in Galatia, wie
davon weiter in historia tripartita lib. 6. cap. 2998
vermeldet.
Und ob nun wol die ceremonien und ander ge-
prenge bei der begrebnus den toten nichts hilft noch
fordert, aber mehr den lebendigen zum trost und
erquickung geschicht, wie die wort des heiligen Au-
gustini lib. 1. de civitate Dei, cap. 12. et 13.99 ge-
ben, so behalten wir doch die christlich ceremonien
mit singen, lesen, ermanen, das wir offentlich mit
worten und werken den glauben an die zukünftige
auferstehung bekennen und darnach beweisen, das
die liebe gegen den nechsten nicht aufhören sol we-
der im leben noch im tode noch in zukünftiger welt
etc.
Drumb sollen die toten nicht also heimlich und
stilschweigend hingetragen und verscharret werden,
sondern offentlich und ehrlich begraben und sollen
hierzu caplan, schulmeister und schuler bestelt und
gefordert werden.
97 ln dem von Luther unter die Apokryphen gerech-
neten Buch Tobias 1, 21-2, 9.
98 Cur ... non respicimus, quemadmodum superstitio-
nem Christianorum auxerit cura peregrinorum et
circa sepulturas et mortuos multa solatia? (M SL 69,
1049). - Zur Quelle vgl. Anm. 6 (S. 625).
99 Proinde omnia ista, id est: curatio funeris, conditio
sepulturae, pompa exequiarum, magis sunt vivorum
solatia quam subsidia mortuorum. Si aliquid prodest
impio sepultura preciosa, oberit pio vilis aut nulla
(MSL 41, 26. - Deutsch: BKV Augustin 1, 45).

Der gesang bei der begrebnus Media vita, Si bona
suscepimus, De profundis 100, glaub101, Nunc dimit-
tis etc. Es sol auch zu des schulmeisters gefallen
stehen, noch andere gute, christliche gesenge bei der
begrebnus an zu richten, wie denn solch christliche
gesenge, lateinisch und teutsch, unter dem namen
des ehrwirdigen hochgelerten herrn doctor Martin
Luthers im 42. jars ausgangen102.
Getruckt zu Nürnberg durch Johan Petreium.
[Vignette mit der Umschrift:]
Sermo Dei ignitus et penetrantior quovis gladio an-
cipiti103 [Hebr. 4, 12].

[Inhaltsübersicht: Seite
Vorrede 624
Von predigern 630
Wie man es auf den samstag zur vesper, auf den
sontag und durch die ganze wochen in der
kirchen halten solle 631
Was man solle lesen, singen und predigen auf
die besondern feirtage 632
Wie man taufen soll 639
Ordnung des Herrn abendmals 640
Von ceremonien, so bei dem abendmal ge-
brauchet werden 640
Von dem catechismo oder kinderpredig 641
Von eheleuten, wie man die einleiten soll 642
Von der Utanei 643
Was man für feirtage außerhalb dem sontag
durchs jar halten solle 643
Von der begrebnus 644]

100 Psalm 130 (Deutsch von Luther [Aus tiefer Not]). -
Hier und sonst mag es fraglich sein, ob die lateini-
schen Texte gesungen werden sollten oder die ent-
sprechenden deutschen. 101 = Wir glauben all.
102 Christliche gesang lateinisch und deutsch zu be-
gräbnis. D. Martinus Luther. Wittenberg 1542 (WA
35, 304-307. 335f.).
103 In Anlehnung an Hebr. 4, 12 unter freier Benüt-
zung der Vulgata.

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