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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0675
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[VIII1.] Ein kurtzer auszug und summari der ordnung
in dem gottesdienst bei der christlichen gemain zu Weißenburg,
durch die diener der kirchen doselben aufzurichten
furgenommen. Anno 1528.

Vorrede
der kirchendiener zu Weißenburg
an ein ersamen rat daselbs
der ordnung halben.
Dieweil nach der lehr S.Pauli (R: 1.Cor. 10 [31];
Col. 3 [10]) aller cristen furnemen, wort und werk
Gott dem Herren zu ehren und in dem namen unsers
Herren Jesu Christi geschehen sollen, setzen wir on
allen zweifel, e[uere] w[eisheit] als ein cristliche ober-
kait hab uns aus pfiicht rechter, warer, gottlicher
lieb gegen eurem negsten und untertonen zu der ehr
Gottes und zu verkündigen den namen unsers Her-
ren Jesu Christi gefordert und beruefen, welchem be-
ruef wir nun aus der genad Gottes und unserm höch-
sten vermügen sind also nachkomen und gehorsam
gewesen, daß wir auch mit Gott mugen bezeugen,
in solchem beruef nichts anders gesuecht haben dann
allain Gottes ehr und des negsten nutz und seilig-
kait, welchs dan auch der einig grund der glaub-
reichen liebe ist: sich selber nicht suechen, sunder,
was seines negsten ist (R: 1. Cor. 10 [24]; Phil. 2 [4];
Deut. 6 [richtig: Lev. 19, 18]). An diser lieben ge-
pot hangt das ganz gesatz und alle propheten (R:
Matth. 22 [40]). Darumb wir auch bisher also mit
standhaftem vleis das hailsam, genadenreich wort
Gottes gepredigt und mit treulichem vermanen ver-
kündigt haben der hoffnung und zuversichtlichem
vertrauen zu unserm himelischen Vater, er werd auch
Druckvorlage: Original (Reinschrift; 10 Quart-
blätter, Folio, in Pergamentumschlag; Weißenburg,
Stadtarchiv, B 16 [früher: 1311]). - Gleichzeitige
teilweise Abschrift (es fehlt Vorrede, Von den schue-
len..., Von heimlichen ehen..., Beschlußred) mit be-
langlosen Abweichungen in den Überschriften (NStA,
S I L 63 Nr. 8. - Hier als B bezeichnet). —Abdruck:
Vogt 45-55. - Randbemerkungen sind in runder Klam-
mer mit R in den Text genommen.
1 Eine manchmal schwer durchschaubare stilistische

seinem gepredigtem wort kraft geben, das es bei
euch fruchtet (R: Esa. 55 [10]f.) und on besserung
niemer werd abgen; dann es je alles bei den cristen
zur besserung geraten und gestelt sol werden (R:
1. Cor. 14 [3f. 26]). Auf das aber solch Gottes wort
der verfluechten welt lenger nicht zum gespöt ur-
sach sei geben1 und wir den strengen zorn Gottes auf
ein neus über uns nit einfueren, haben wir an eur
w[eisheit] zu dem negsten einer christlichen ordnung
halben supplicirt und langen lassen, dieweil es pis-
her in unser gemain im gottesdienst on alle ordnung
ist zugangen, welchs doch Paulus hoch verpeut und
treulichen bevilcht, das es alles ordenlich unter den
cristen zugee (R: 1. Cor. 14 [40]). Aber doch wird
solches nit von wegen der starken cristen zu ton fur-
genomen, die zuvor wol wissen, was zu ton sei oder
zu lassen, sunder disen zu gut, die noch draußen und
christen werden sollen, auf das sie zu dem glauben
geraizet und darine durch solche christliche ordnung
gesterkt wurden, auch umb der jugent willen, dar-
an uns dan nit ain clains ist gelegen, welche uns von
Gott zu versorgen mit hohem ernstlichem bevelch
bevolhen wirt (R: Proverb[ia] 13 [1 ?13f. ?] et 23
[13f. 26 ?]; Eccl. 32; ad Hebr[aeos] 12 [5-11]), wel-
che dan auch in solcher steter ordentlicher uebung
in gotteswort aufgezogen, geuebt und in die erkent-
nus der sprachen mag gepracht werden, daraus dan
menschen erwachsen, die auch andern, auch in
frembden landen, nutz und dienstlich sein möchten.
Derhalben auch wir nach laut des abschids, von e. w.
Eigenart des Verfassers ist eine schwerfällige Verwen-
dung des Hilfszeitwortes sein mit dem Partizip:
sei ... geben[d] für gebe.
2 Aufzulösen nicht als Ecclesiastes (= Prediger), wo
höchstens 4, 13 einschlägig wäre, sondern als Eccle-
siasticus ( = das von Luther unter die Apokryphen
gestellte Buch Jesus Sirachs), wo aber Kap. 3, 1-18
von der Pflicht der Kinder gegen die Eltern redet;
gemeint ist wohl 30, 1-13.

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