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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0681
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VIII 1 Kirchenordnung 1528

möcht uns solch leut erzihen und geben. Darumb
pitten wir sünderlich e[uer] w[eisheit], treulich ob
den schuelen zu halten, denselbigen, wo mangl sein
würd, an aincherlai luens angesehen20, geschickte, ge-
lerte, zuchtige, gotsfurchtige leut furzustehen; dan
es ist je gewis, das man den hausvater leichtlich er-
kent aus seinem gesind; wan man spricht gewönlich:
Wie der herr ist, also sein auch die knecht, und;
gleichwie die statt ist, also sein auch die burger. Also
ist wol zu hoffen, das ein geschickter, gelerter, fru-
mer schulmaister geschickte, gelerte, frome, gots-
furchtige kinder ist ziehen und widerumb. Auch
zweifelt uns gar nichts an den schuelmaistern, da-
mit jez ein gemaine stat versehen ist. Si werden iren
getanen pflichten, darmit sie e[uer] w[eisheit] und
Gott dem Herren am maisten verwant und gelobt
sein, in disen cristlichen sachen treulich nachzu-
komen; aber doch, auf das sie prüefen euren crist-
lichen eifer und ernstlich fürnemen, so wer das unser
treuer rat und bruederlichs gepet, wöllet sie auf ge-
legne zeit beschicken, inen furhalten, das sie treu-
lich ob eur jugent werden halten und furnemlich,
das si alle wuchen auf das wenigst einen tag mit den
knaben zubrechten mit underweisung des Vater un-
sers, des glaubens und der zehen gepot und uebungen
in geistlichen gesengen, auf das die jugent auch also
kem in das erkantnus ires Gottes, denselben lernet
fürchten, lieben und loben.
Auch wer das unser rat, das man in kainer schuel
kneblich und maidlich zugleich bei einander aufzug
oder hielte, dan je e[uer] w[eisheit] selber wol mag
erkenen, wie unzimlich es sei und wie ein gar genaigte
jugent zu dem boesen wir jezund haben. Man be-
darf jeden Teufel nit über die tür malen; er kombt
nur zu bald selber ins haus. Darzu kan ein schul-
maister nicht alzeit bei inen sein, das er sehe, was
sie alzeit für hetten. Es leßt warlich die kaz irs mau-
sen nicht. Also auch das flaisch ist von seiner jugent
und von anfang bös und zu dem bösen genaigt, les-
set seiner dück auch nit. Was nun in der jugent - und
zumal das bös - also in die herzen wurzelt, ist ganz
schwerlich zu der zeit des alters auszureuten.

20 = ohne einigen Lohn anzusehen.
21 Diese Statuten sind nicht bekannt.
22 Zum Zutrinken vgl. S. 309 Anm. 17 u. S. 649 Anm. 7!
23 = Leute, die nachts ohne das zur Bekundung einer

Von haimlichen ehen,
kuplereien, hurereien und
ehebrechereien.
Es ist uns auch nicht unbewusset, wie und eur
w[eisheit] bei gemainer statt erbarlich statuten21
sind haben, damit si die ungehorsamen zu under-
teniger gehorsamkait seien verpflichten und ver-
poten, als do sein von straf gotteslestrer, zutrinker22,
nachtschleicker23 etc. Solchs alles mit der faust zu
strafen keret24 allain e[uer] w[eisheit] als der obrig-
kait, von Gott verordnet zu strafen. Aber jedoch, die-
weil uns von e[uer] w[eisheit] neulich ein bevelch ist
geben worden, das wir, so wir aincherlai mangel oder
anligens erfueren ein rat betrefend, solchs zuvor wol-
ten einem erbaren rat anzaigen und nicht so bald
auf der cancel ausschreien, so kombt nun manigfel-
tigs offentlichs anzaigen an uns, wie das ezhch win-
kel in unser gemain sein, darin die jugent zusamen-
knüpft, verkupelt und verfüert wirt, das es wol auf-
sehens wer bedürfen, und sunder mit den haimlichen
ehen, das sie so spöttisch leichtlich mit Gottes werk
umgen, das sie sich auch selber widerumb schaiden,
wo es sie gerauen hab. Auch des ehebruchs und ander
hurerei halben sagt man uns, das es wunderlich in
ezlichen gassen sei zugen. Darumb, auf das solchs
groß übel vermiten möcht bleiben und wir dem zorn
Gottes möchten entrinnen,so pitten wir e[uer] w[eis-
heit] umb Gottes willen, sich darnach zu befragen
und etwo einen oder zwen, in solchem übel begrif-
fen, strafen. Darnach sich die andren auch mit forcht
der obrikait hetten zu richten und vor solchen nacht-
dieben und mördern ain frumer biderman mit sei-
nem weib und kind mocht sicher bleiben.
Beschlusred.
Dise fürgestehte ordnung haben wir e[uer] w[eis-
heit] nach bevelch und laut des nechstvergangen25
abschids wollen überantworten euer erbar fursicht
und weishait umb Gottes willen vleißig bittend, wol-
ehrlichen Ahsicht vorgeschriebene Licht aus dem
Haus gehen.
24 = gehört. 25 — Nicht erhalten.

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