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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0750
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Herrschaft Thüngen

nemblich und mit sonderm fleis von ganzem herze
in unsern teglichen seufzen und gebet Gott, dem All-
mächtigen und ewigen Vater unsers gelibten, einigen
mittlers Jesu Christi, der aus unermeßhcher güete
und barmherzigkeit durch erleuchtung seines Hei-
ligen Geistes euer ernvest zu rechter, warer erkant-
nus seines heilsamen, seligmachenden worts gebracht
und also aus der schedlichen finsternus des antichri-
stischen reichs in das herrliche gnadenreich seines
Sons und gemeinschaft seiner ewigen göttlichen güe-
ter mit allen lieben heiligen gerufen und versetzet hat,
zudem e[uer] e[rnvest] solchen löblichen und recht
adelhaftigen sinn und herze gnediglich verliehen, von
oberkeit wegen (nach dem ernsten befehl gottlicher
majestet) die verordnung und getreue beforderung
zu tun, domit e[uer] e[rnvest] von Gott befohlene
arme untertanen durch öffentliche verkündigung
warhaftiger, reiner lehre des heiligen evangelii und
volkomner handreichung der hochwirdigen sacra-
menten gleicher weise zu rechter erkantnus und
warer anrufung Gottes und ihrer seelen heil und selig-
keit geleitet und geführt werden, demnach uns dar-
zu über sie als hirten und diener gesetzet, auch gne-
dige hospitia5, unterhaltung, schutz und schirm bis-
her und noch vergunstigen und mitteilen.
Zum andern, nachdem e[uer] e[rnvest], irem ural-
ten hochlöblichen, adelichen stammen und geschlecht
zu gueten und zu erhalten, mit beständiger einigkeit
zusammenzusetzen und ein[trächtig] den christ-
lichen disciplin und zucht in derselbigen gebiet und
herschaft anzurichten bedacht sind, zu solchem aber
in vielem wege anfänglich hoch von nöten erachten,
daß wir, e[uer] e[rnvest] angehorige kirchendiener,
beide - in heiliger, reiner, gesunder lehre und auch
wolstendlichen, nutzlichen kirchenceremonien - ein-
trechtig wären und in guetem frieden miteinander
unser von Gott und e[uer] e[rnvest] befohlen ampt mit
allem vleis jederzeit versehen mochten, derhalben

Religionsfrieden von 1555 kein Recht mehr zur Be-
stimmung der kirchlichen Verhältnisse. Abgesehen
aber davon, daß es damit auch sonst nicht immer
so streng genommen wurde, gab der Verfall des Ka-
tholizismus in geistlichen Herrschaften oft genug be-
nachbarten evangelischen Patronen die Möglichkeit
zum Eingriff (Matth. Simon, Der Augsburger Reli-
gionsfriede. Augsburg 1955. 43f. 54. 56. 58. 82. 84. -
M. Simon, Kirchlicher Verwaltungsatlas: Die evan-

uns sempthch und sonderlich nach Grefendorf be-
schrieben, doselbst freundlich und brüderhch in
e[uer] e[rnvest] dazu verordneten brüdern und vet-
tern gegenwart der lehr und kirchenordnung halben
vergleichung furzunehmen, welchem e[uer] e[rnvest]
ganz löblichen und christlichen begeren wir alle
untertenig gehorsam zu leisten und solchem Gott
wolgefälligen und seiner kirche nützlichen werk nach
unserm vermogen förderung zu tun, erkennen wir
uns jederzeit schuldig, sind auch des bereit und wil-
lig, wie wir dann unverhinderlich uns des orts ver-
füeget und im namen unsers lieben Herrn Jesu Chri-
sti (wie e[uer e[rnvest] aus derselben brüdern und
vettern mündlichem bericht und hiemit schriftlich
zu vernehmen) folgender gestalt gütlich miteinander
verglichen und entschlossen haben.
Anfenglich der lehre halben.
Dieweil unseres allgemeinen, waren, christlichen
glaubens und daraus erfolgender ewigen seligkeit
einiger, beständiger, warhaftiger grund ist das gött-
liche wort, welches Gott selbst durch den mund sei-
ner heiligen propheten und seines einigen geliebten
Sons, unseres mittlers und versoners, dem mensch-
lichen geschlecht geoffenbaret und welches wort
Gottes er, der Son Gottes, gleicherweis, wie ers von
seinem himmhschen Vater empfangen, also auch sei-
nen lieben aposteln, rein und lauter ohn verfälschung
oder menschliche zusätze in der ganzen welt zu pre-
digen, bevohlen hat und durch sondere schickung
Gottes in die schriften und bücher des alten und
neuen testaments verfasset, darum auch die heilige
schrift genennet worden, welcher heiligen schrift
auch alle vernünftigen creaturen, engel und men-
schen in aller demütigkeit rechtschaffene audienz
und gehör, auch unzweifelichen glauben und gebür-
gelischen Kirchen Bayerns [im Druck]). Im vorlie-
genden Falle wird es sich wohl lediglich um den Pfar-
rer von Oberleichtersbach unter der Landesherr-
schaft des Fürstabtes von Fulda gehandelt haben.
Das war damals Nikolaus Schäffer, der in Zeitlofs
die Reformation durchgeführt hatte und dann 1559
nach Oberleichtersbach gegangen war, wo nach sei-
nem Tode 1575 die Gegenreformation erfolgte.
5 = Pfarrhäuser.

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