Kirchenordnung von 1579
Das dritt stueck der ldrchenordnung sein ehrliche,
nutzliche eußerliche ceremonia in der kirchen mit
lection, gesang, festen in rechtem christenlichen ver-
stand ohne verblendung des glaubens und ohne
strick des gewissens, das dannach offenlich ehrlich
versamblungen seien, wie es Gott gefellig ist und in
seiner ordnung hernach volgen würd.
Das viert stuck ist erhaltung christenlicher schue-
len und studien, dann dises ist gewißlich Gottes
will, das die liebe jugent also uferzogen und under-
wisen werde, damit si in gaistlichen und weltlichen
ämptern und regimenten, die göttliche warheit und
geliebte gerechtigkait helfen befürdern und ver-
walten.
Und volgen nunmehr die jetzt bemelte stuck, wie
hernach geschriben ist.
Vom ersten stuck,
nemlich von der lehre und predig.
Das göttlich wort und himlische lehre zu predigen,
ist nicht aus menschlichen guetbedunken erfunden
und bedacht, sondern von unserm Herrn Gott selbst
gestiftet und geordnet. Es ist auch von Gott so teur
und hochwichtig geachtet worden, das sich dises
ambts sein götliche majestat anfänglich selbst un-
derfangen, hernach je zue zeiten den lieben engelen
und dann den heiligen patriarchen und propheten,
auch seinem eingebornen Sohn, unserm lieben
Herrn Jesu Christo, da er ist mensch worden, und
desselben apostelen zu verrichten uferlegt und be-
volhen hat.
Die summa aber der rechten, warhaftigen, gött-
lichen, himlischen und ainig seeligmachenden lehre,
so von anfang der welt hero in der kirchen oder ver-
samblung Gottes volks uf erden geüebt und getrie-
ben, auch noch bis zue ende der welt in üebung blei-
ben soll und mueß, besteht daruf, das Gott die welt
(wie Christus selbst lehret, Johannis 3 [16]) also ge-
liebt hat, das er seinen ainigen Sohn gab, auf das
alle die an in glauben, nicht verloren werden, son-
dern das ewige leben haben, und, wie Paulus
2. Timoth. 1 [9f.]: Gott hat uns seelig gemacht und
beruefen mit ainem hailigen berufe nicht nach un-
sern werken, sondern nach seinem fürsaz und
gnade, die uns gegeben ist in Christo Jesu vor der
zeit der welt, jetzt aber offenbaret durch die erschei-
nung unsers Hailands Jesu Christi, der dem tod die
macht hat genommen und das leben, auch unver-
genglich wesen an das licht gebracht durch das
evangelium, und im 3. capitel ad Titum [2-7]: Wir
waren auch weiland unweise, ungehorsame, irrige,
dienend den lüsten und mancherlai wollüsten und
wandeln in boshait und neid und haßten uns unter-
einander.. Da aber erscheint die freundlichait und
leutseligkait Gottes, unsers Hailands. Nit umb der
werk willen der gerechtigkait, die wir geton hatten,
sondern nach seiner barmherzigkeit machet er uns
selig durch das bad der widergeburt und erneuerung
des Heiligen Geistes, welchen er usgegossen hat uber
uns reichlich durch Jesum Christ unsern Heiland,
auf das wir durch desselbigen genade gerecht und
erben seien des ewigen lebens nach der hoffnung etc.
In disem und etlich dergleichen sprüchen, hat der
ewig, gnedig und gütig Gott die summa und das
hauptstuck unserer wahren evangelischen lehre
gleichsam in einer tafel als das teurest und werdest
clainot begriffen und seiner christenlichen kirchen
zue lehr und trost für augen gesetzt, dahin alle an-
dere stück und capita der recht himlischen und gött-
lichen lehre endlich sollen gerichtet und gelaitet
werden - von Gott, von Gottes gesetz, von der
sünde, von dem evangelio, von den sacramenten,
vom glauben, von der gerechtigkait, von gueten
werken, von beschaffenheit und geschäften aines
jeglichen christenlichen stands und beruefs, von ur-
stand der toten, von ewiger seligkait und kürzlich
von allen nutzlichen und notwendigen stucken un-
serer ainigen, warhaftigen, christenlichen religion,
wie anderer orten weitleuftiger würt angezaigt und
ausgefüert, dahin wir uns in allweg referiren und
allein der geliebten ordnung nach dis orts was wenig
anregung tun wöllen.
Nun ist die bemelte lehre und, was derselben an-
hängig, in der göttlichen schrift, nemlich in der
schrift der heiligen propheten und aposteln, so ge-
nannt würd die biblia altes und neues testaments,
dermaßen sogenugsam verfaßt, begriffen, ausgefüert,
erclärt und mit göttlichen, himlischen wunderzai-
chen versichert und bestetet, das auch ein engel von
himel, so der anderst, dann die jetztbemelte schrift
337
22 Sehling, Bd. XII, Bayern II: Schwaben
Das dritt stueck der ldrchenordnung sein ehrliche,
nutzliche eußerliche ceremonia in der kirchen mit
lection, gesang, festen in rechtem christenlichen ver-
stand ohne verblendung des glaubens und ohne
strick des gewissens, das dannach offenlich ehrlich
versamblungen seien, wie es Gott gefellig ist und in
seiner ordnung hernach volgen würd.
Das viert stuck ist erhaltung christenlicher schue-
len und studien, dann dises ist gewißlich Gottes
will, das die liebe jugent also uferzogen und under-
wisen werde, damit si in gaistlichen und weltlichen
ämptern und regimenten, die göttliche warheit und
geliebte gerechtigkait helfen befürdern und ver-
walten.
Und volgen nunmehr die jetzt bemelte stuck, wie
hernach geschriben ist.
Vom ersten stuck,
nemlich von der lehre und predig.
Das göttlich wort und himlische lehre zu predigen,
ist nicht aus menschlichen guetbedunken erfunden
und bedacht, sondern von unserm Herrn Gott selbst
gestiftet und geordnet. Es ist auch von Gott so teur
und hochwichtig geachtet worden, das sich dises
ambts sein götliche majestat anfänglich selbst un-
derfangen, hernach je zue zeiten den lieben engelen
und dann den heiligen patriarchen und propheten,
auch seinem eingebornen Sohn, unserm lieben
Herrn Jesu Christo, da er ist mensch worden, und
desselben apostelen zu verrichten uferlegt und be-
volhen hat.
Die summa aber der rechten, warhaftigen, gött-
lichen, himlischen und ainig seeligmachenden lehre,
so von anfang der welt hero in der kirchen oder ver-
samblung Gottes volks uf erden geüebt und getrie-
ben, auch noch bis zue ende der welt in üebung blei-
ben soll und mueß, besteht daruf, das Gott die welt
(wie Christus selbst lehret, Johannis 3 [16]) also ge-
liebt hat, das er seinen ainigen Sohn gab, auf das
alle die an in glauben, nicht verloren werden, son-
dern das ewige leben haben, und, wie Paulus
2. Timoth. 1 [9f.]: Gott hat uns seelig gemacht und
beruefen mit ainem hailigen berufe nicht nach un-
sern werken, sondern nach seinem fürsaz und
gnade, die uns gegeben ist in Christo Jesu vor der
zeit der welt, jetzt aber offenbaret durch die erschei-
nung unsers Hailands Jesu Christi, der dem tod die
macht hat genommen und das leben, auch unver-
genglich wesen an das licht gebracht durch das
evangelium, und im 3. capitel ad Titum [2-7]: Wir
waren auch weiland unweise, ungehorsame, irrige,
dienend den lüsten und mancherlai wollüsten und
wandeln in boshait und neid und haßten uns unter-
einander.. Da aber erscheint die freundlichait und
leutseligkait Gottes, unsers Hailands. Nit umb der
werk willen der gerechtigkait, die wir geton hatten,
sondern nach seiner barmherzigkeit machet er uns
selig durch das bad der widergeburt und erneuerung
des Heiligen Geistes, welchen er usgegossen hat uber
uns reichlich durch Jesum Christ unsern Heiland,
auf das wir durch desselbigen genade gerecht und
erben seien des ewigen lebens nach der hoffnung etc.
In disem und etlich dergleichen sprüchen, hat der
ewig, gnedig und gütig Gott die summa und das
hauptstuck unserer wahren evangelischen lehre
gleichsam in einer tafel als das teurest und werdest
clainot begriffen und seiner christenlichen kirchen
zue lehr und trost für augen gesetzt, dahin alle an-
dere stück und capita der recht himlischen und gött-
lichen lehre endlich sollen gerichtet und gelaitet
werden - von Gott, von Gottes gesetz, von der
sünde, von dem evangelio, von den sacramenten,
vom glauben, von der gerechtigkait, von gueten
werken, von beschaffenheit und geschäften aines
jeglichen christenlichen stands und beruefs, von ur-
stand der toten, von ewiger seligkait und kürzlich
von allen nutzlichen und notwendigen stucken un-
serer ainigen, warhaftigen, christenlichen religion,
wie anderer orten weitleuftiger würt angezaigt und
ausgefüert, dahin wir uns in allweg referiren und
allein der geliebten ordnung nach dis orts was wenig
anregung tun wöllen.
Nun ist die bemelte lehre und, was derselben an-
hängig, in der göttlichen schrift, nemlich in der
schrift der heiligen propheten und aposteln, so ge-
nannt würd die biblia altes und neues testaments,
dermaßen sogenugsam verfaßt, begriffen, ausgefüert,
erclärt und mit göttlichen, himlischen wunderzai-
chen versichert und bestetet, das auch ein engel von
himel, so der anderst, dann die jetztbemelte schrift
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22 Sehling, Bd. XII, Bayern II: Schwaben