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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0354
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Nördlingen

ausweiset, predigen würde, verflucht sein solt,
Galat. 1 [8].
Hierauf sollen unsere pfarrer, prediger und an-
dere kürchendiener, so das lehrampt füeren, allen
iren möglichen vleiß mit ernstlicher anruefung Got-
tes dahin richten und wenden, das sie die schriften
der heiligen propheten und apostel embsiglich lesen,
recht verstehen und alle ire predig, ir lehren, erma-
nen und strafen darauf und daraus gründen und he-
stetigen.
Und nachdem sich bisanhero allerlai mißverstand
und irrtumb in mancherlai artikeln und capiteln, die
lehre unserer rechten, warhaftigen, christenlichen
religion betreffend, in der kirchen zugetragen und
aber dieselben irrtumb in der augspurgischen con-
fession1 zum tail kürzlich vermeldet und mit gründ-
licher zeugnus der heiligen prophetischen und apo-
stolischen schrift, auch mit zeugnus der rechten ca-
tholischen kirchen verworfen und widerlegt und
darneben die rechte hailsame christliche lehre an-
gezeuget, so wöllen und erfordern wir, das unsere
pfarrer, prediger und andere kirchendiener ire lehre
und kirchenhandiung in den zwispaltungen, auch
andern puncten nach inhalt, anweisung und erclä-
rung gemelter augspurgischen confession verrichten
und vollenziehen; dann durch dise unser ordnung je
anderst nichts gemeint dann, das die ainige, ewige
warhaftige lehre des evangelii rain geprediget soll
werden, die Gott gnediglich durch seinen Sohn
Jesum Christum geoffenbaret hat und in der pro-
pheten und apostel schriften gefasset ist und in dem
verstand, der in dem symbolo apostolico2, nicaeno3
und Athanasii4 ausgetruckt ist, mit welchen gleich
stimmet, die bemelte augspurgische confession in
irem rechten verstand und hernach durch den teurn
mann Gottes Herrn Martinum Lutherum in den
schmalkaldischen arfikeln5, auch seinen baiden
cathacismus6 widerholt und bestetiget, auch jetzt
durch Gottes gnad in vilen christenlichen kirchen ge-
predigt würd, mit welchen wir Gott zu ehren und
zue viler menschen seeligkeit begeren ainträchtig-
kait zu halten.

1 Bekenntnisschriften 44-137.
2 Bekenntnisschriften 21.
3 Bekenntnisschriften 26f.
4 Bekenntnisschriften 28f.

Der ander tail dieser kirchenordnung.
Von erhaltung des
predigampts oder ministerii evangelici.
[Von der Ordination.]
Diser tail begreift erstlich in sich ain christenliche
ordination der prediger. Dieweil gewißlich wahr, das
die erhaltung und craft des ministerii nit unser
menschlich ursach, sondern des Herrn Christi ist.
Der braucht aber in disen leben personen darzu und
beruft deren etlich selbst ohne mittel als propheten
und aposteln, etlich aber und gemainlich berueft er
si durch gliedmaß der kirchen, und ist sein will, das
wir unsern gehorsam und schuldigen vleis darbei
auch erzeugen, daß die kirche selb für und für tüch-
tige personen sueche und erwöhle, denen das predig-
ampt nach der verhör und mit dem gepet bevolhen
werde. Wie aber die vocation und ordination der
prediger und kirchendiener bei uns gehalten werde,
das ist an ime selbst dem ministerio und consistorio
alhie guetermaßen bewußt und an seinem ort ver-
zaichnet7.
In gemein aber ist unser will und meinung, das
keiner zu dem heiligen und würdigen predigampt
werde beruefen und angenommen, er habe dann
glaubwürdige gezeugnus von seinem beruef, lehr
und leben und werde daruf von unserm superinten-
denten und etlich mehr predicanten, auch andern,
so wir jederzeit darzu verordnen, ordenlich und be-
schaidenlich examinirt und verhört von den für-
nembsten artikeln christenlicher lehr und so die ver-
hörer befinden, das er zimblichen verstand hat
christlicher lehre und nit mit falscher lehr befleckt
ist, sollen sie ine als dann zu der ordination zulassen
und er darbei ermant werden, das er fürnemlich dise
zwai ding bedenken wölle, nemlich: das dises ampt
ein dienst sei, darinnen der Herr Christus selbst
würke und ime darmit ain ewige kirchen samble und
das menschliche weishait und kunst darzu nit ge-
nugsam sei, sondern, wie Paulus sagt 2. Corinth. 3
5 Bekenntnisschriften 404-468.
6 Bekenntnisschriften 501-733.
7 Nicht erhalten.

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