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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0236
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Herzogtum Pfalz-Neuburg

6. Die pfarrer sollen die mesner mit botenlaufen,
außerhalb sovil ir ambt betrift, in ihren aigen ge-
scheften unbeschwert lassen.
7. Desgleichen die gemeinden oder gemeinsherrn
si nit wie einen gemeinen diener gebrauchen.
8. Die mesner sollen zwischen dem pfarrer und
gemein nit uneinigkait erwecken oder anrichten.
9. Alle accidentialia oder gefell, so den mesnern
von alters geburt als leitgarben, brotlaib43 und der-
gleichen gefell, soll ihnen nit vorgehalten44, sunder
hinfuro auch von meniglich, so von alters hero
schuldig, gegeben werden.
10. Die mesner sollen in beziehung des ambts von
der gemain kosten ufgefürt werden.
11. Alle entzogene mesnerheuslin sollen widerumb
zum ambt restituirt und in wesentlichem bau ge-
halten werden.
12. Si sollen auch mit jagen, scharwerken nit be-
schwert werden, sunder irem bevolhnem dienst us-
warten.
13. Desgleichen sollen si erbarer klaidungen sich
gebrauchen.
14. Item sollen [si] die kirchen, kirchhöfe und, was
dem anhangt, sauber und rain halten.
15. So si ufgenommen, sollen si durch den super-
intendenten confirmirt und in beisein des pfarrers
ihres ambts erinnert werden.⌝
XLIII.
Von zehenden und andern der pfarrer,
kirchen- und schueldiener gefell, ein-
kommen und gerechtigkaiten.
⌜Den zehenden und andere der pfarrer, kirchen-
und schueldiener gefell, einkomen betreffend, weil
die gebreuch im furstentumb mancherlai und un-
gleich, sollen die superintendenten in nechster visi-
tation jedem pfarrer irer superintendenzverwaltung
uferlegen, daß er ein underschiedliche, specificirte
verzeichnus machen, was und wievilerlai zehenden
er in jedem dorf und flecken einzefangen, item, was
43 = den Läutgarben entsprechende Reichnisse (Läut-
laibe), ein Bestandteil der üblichen Kirchentrachten
(LThK 5, 1053).
44 = vorenthalten (Götze 88. - Grimm 12 I 510).

in den kleinen oder großen zehenden gehört und von
alters gewesen, auch, was seine beschwerungen seien,
und solche verzeichnus dem consistorio übersenden,
welche alsdann dem ambtman und superintenden-
ten zuegeschickt und ihnen bevolhen werden solle,
die baurn und ambtsverwandten uf erfordern, über
die puncten, dern sich die pfarrer klagend, ihre be-
schwerde auch ze hörn und, was derselben gegen-
bericht sein, vleißig ufzezeichnen und wider zum
consistorio ze schicken, darmit der bericht und
gegenbericht in kunftigem synodo zu notturftiger
beratschlagung und gebürender verabschiedung ge-
zogen werden künte.
Es sollen auch alle ambtleut zur canzlei berichten,
wes und wievil aker und güeter zur kirchen gehörig,
damit dieselbige nit underschlagen, sunder bei der
kirchen erhalten werden.
Nachdem auch allerlai vortail und betrug zu nach-
teil der kirchen und ihren dienern mit den zehenden
getriben, solchem zu begegnen, soll keiner hinfuro
sein garben vom zehentacker heimfueren, er habe es
dann dem, so er den zehenden schuldig, oder den
zehendern zuvor angezeigt. Wo aber die zehender
oder der, so den zehen einnimbt, geverlichen ufzug
brauchten, so soll er ein ehrlichen mann zu sich
nemen, der ime guete zeugnus geben, daß er den
zehenden recht gezelt und, dieweil auch dem zehent-
herrn etwan im auszehlen gefarlicherweise45 die
kleinisten garben zuegestellt werden, soll der zehend-
herr macht haben, mit dem auszelen anzeheben, wa
er will. Da es aber nit geschehen, soll derselbig nach
gelegenhait ernstlich gestraft werden.
2. Was von alters in den kleinen zehenden gehört
hat, soll daselbig noch derbei bleiben und ohne ab-
gang verfolgt werden. Das strittige aber soll im
consistorio oder rechtlicherweise erörtert werden.⌝
3. Ein jeder superintendens soll auch in kunftiger
visitation aller des zehends [wegen] furgefallnen
strit und irrungen ausfuerlichen, gründlichen bericht
in synodum ubergeben.
4. ⌜Was bei menschengedenken zehenden gegeben
oder ackermaß46 gehabt, soll noch unverwaigerlich
45 = in böser Absicht (Schmeller 1, 740).
46 = ackerartig, was als Hinweis auf frühere Pfiügung
galt und ein solches Feld daher zehentpflichtig
machte (Schmeller 1, 31).

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