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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0466
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III 17. Vergleichsartikel mit Nikolaus Gallus
vom 14. März 1560.

A. Volgen die artikel, deren sich ein
erbar rate alhie zu Regenspurg mit ihrem
pfarrer und superattendenten, magistro
Nicolao Gallo, des kirchenambts halb
verglichen haben.
Zum ersten soll und will ein erbar rate gemelten
herrn pfarrern nit verhindern, weder auf der canzl
durch die predig noch durch offenliche truk die ver-
felschung unser christenlichen augspurgischen con-
fession wie auch andere irtume und verfurische leren
mehr lauter anzuzaigen, auch aus gewisem grund
heiliger, göttlicher schrift zu verwerfen und zu ver-
dammen, damit sich meniglich dafur zu hueten und
bei der rechten seeligmachenden warhait zu beleiben
wisse. Doch so soll gleichwol er, der pfarrer, was er
im truk will lassen ausgeen, dasselbig einen erbarn
rate oder ire verordnete zuvor übersehen lassen und,
ob si darin mängl finden, sich allzeit mit ihnen
darauf aus Gottes wort christlich underreden und
vergleiehen.
Zum andern: Dieweil auch der herr pfarrherr ur-
büttig1 ist, alle seine schriften und predigen gegen
allen widerwertigen leren in freien, offenlichen ver-
hören mit Gottes wort und heiliger, göttlicher
schrift zu verantworten, so soll und will ein erbar
rate hinwider auch ires besten verstands und ver-
mögens darob sein und alle mögliche fursehung tuen,
domit ime deshalb, wie auch sunsten, kain unbilli-
cher gewald widerfare.
Zum dritten so sollen auch er, der herr pfarrherr,

Druckvorlage: Gleichzeitige Reinschrift mit- nota
rieller Unterschrift (Papier, Folio, 10 Bl. [erstes bis auf
Kanzleivermerk - darunter: Vergleichung eins erbarn
rats und mein, Nicolai Galli - und vorletztes und letztes

und andere beruefene kirchendienere ihren kirchen-
dienst mit leren, strafen, raichung und bestellung der
hochwirdigen sacrament - doch in alweg nach dem
wort Gottes und heiliger göttlicher schrift gemeß! -
zu verrichten unverhindert sein, do dann gleichwol
ein erbar rate selb auch sein vleißig aufsehen haben
soll, damit es alles nach gewiser, rainer warhait ge-
handelt werde.
Und, wiewol der bann ein nutzlich, nötig ding zur
disciplin in der kirchen were, dardurch diejenigen,
so offenlich sundigen oder ergerlich leben und dobei
dennoch christen sein wöllen, nach einer oder
zwaier vermanung, woe si alsdann nit buß tuen, von
der canzl mit namen gestraft und von der christen-
lichen gemain ausgeschlossen, also das ihnen weder
absolution noch abentmal mitgetailt werden noch si
bei der tauf zu gevattern zugelassen oder, wann si
sterben, mit christenlichen zeremonien begraben
werden, die christen auch sich irer gemainschaft
entschlagen solten, wie Paulus lehret und vermanet,
1.Kor. 5 [2, 13]. Dieweil aber etliche furneme stuck
desselben proceß in unsern kirchen fast auch aus
dem brauch kommen, welche aber doch auf einmal,
sonderlich diser zeit und gelegenhait nach bei uns
alhie oder andern einzelen kirchen nit widerumb
mögen angerichtet werden, damit dann gleichwol
den ergerlichen christen offenlich zu sundigen ein
wenig mehr scheu gemacht werde, so hat ein erbar
rate furgenomen mit der hilf und genad Gottes
nit allein fur ire personenandern zum exempel
einen unsträflichen, christenlichen wandl zu füren,
sonder auch allenthalb in der statt alhie bei den
iren fleißig aufachtung zu haben, ob und woe fur-
setzlich wider Gottes bevelch und christenliche
zucht offenlich oder haimlich gelebt wirdet, das-
leer]. — RStadtA Eccl. I 11, 99 g und 1). — Siehe oben
S. 379!
1 = erbötig, erbietig.

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