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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0474
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Reichsstadt Regensburg

unsere meinung aus vorigem grund der propheten
und aposteln vermöge der augspurgischen confession
wird verstanden [und] alda und in anderen gleich-
lautenden schriften zu finden ist, darauf wir uns hie-
mit in allen artikeln samptlich und sonderlich wöllen
gezogen haben.
Es wird auch daraus alhier schon verstanden, was
unsere kirchenlere sei von heiligen sacramenten und,
wie die in substantialibus als wort und element,
damit sie der Herr Christus hat selb eingesetzt, von
uns werden gehalten. Was andere mehr gebreuche
sind, so beide bei predig und bei den heiligen sacra-
menten ordnung und erbarkeit wegen nach mensch-
lichem gutachten (dem wort Gottes nit ungemes)
von uns auch gehalten werden, ist hernach unter
dem titel von ceremonien oder menschentradition
in sonderheit zu finden.

[II.] Von offentlichen, gemeinen
versammlungen der christen zum ampt
des worts und der sacrament.
Wie Gott selb gegeben hat sein heiliges wort und
sacrament, dadurch allein und nit anders, er ihm ein
kirch allhie auf erden alzeit samlet, also müssen not-
wendig darzu versammlungen sein derjenigen, so da
leren und die sich leren lassen, die sacrament reichen
und die sie empfangen, und, wiewol darauf ein jeder
für sich selb daheimen lernen und leren kan und sol
inmaßen seines berufs, so hat doch Gott auch darzu
geordnet das öffentliche ampt, zu predigen und
hören, zu leren und lernen sein heiliges wort, sacra-
ment zu geben und zu nemen, in offentlicher gemein
miteinander zu beten, Gott zu loben und zu danken,
wie auch davon der psalmen spricht: Laus eius in
recto in ecclesia sanctorum [Ps. 107, 32?], welche
Gottes selbeigene ordnung nit allein darzu dienet
und dienen sol, das Gott alda sonderlich durch sein
wort und sacrament in einer ganzen gemein wirket

evangelischen Gebieten. Die Stadt mußte hier aber
auf die katholischen Bewohner des Stadtgebietes
Rücksicht nehmen und legte daher die Anerkennung
der katholischen Religionsübung im Reiche in die-
sem Sinne aus.

und dabei ist, sondern das er auch auf die weise
offentlich wil von den seinen bekant sein für teufeln
und menschen und das sich die seinen dadurch
gegenander erkennen, als glieder eines leibs zusam-
men halten. So mag auch bei denen, so doheim allein
lernen und leren wöllen, leichtlich irrtum einfallen.
Welche es aber aus verachtung tun des öffentlichen
von Gott verordneten ampts, do sie es wol rein
haben können, die werden in sonderheit gemeinlich
mit greulichen irtumen gestraft oder geraten gar in
ein gottlosigkeit. Sol derhalben das offentlich ampt
des worts und der sacrament in gemeiner versamm-
lung aller christen von jederman vleißig und ehrlich
gehalten werden, sol jedermann darzu vleißig helfen
mit eigenem exempel und sonst, wo er nur kann, dar-
zu der apostel [1.Tim. 2, 9f.-1.Petr. 3, 3] so vleißig
und gleich superstitiose16 vermanet, das er will, daß
christliche weiber, wenn sie also in die gemein gehen,
sich auch des schmucks meßigen sollen und nit zu
kirchen als sonst etwa zu einem tanz gehen.
[III.] Von kirchendienern. von ihrem
ampt, beruf und ordination.
Zum öffentlichen ampt des worts und der sacra-
ment ist nötig der unterscheid der diener des ampts
und der andern gemeine und, das die unterscheid nit
mit worten allein und mit dem schein, sondern viel
mehr in der tat und warheit also gehalten werde,
das ist: das beide, die kirchendiener ihres von Gott
befolenen ampts treulich und vleißig warten und die
andern christen - sie seien hohes oder niedriges
stands, klein oder gros - ihnen in ihrem ampt als
dienern Gottes und ihrer seligkeit gern gehorehen.
Und macht der apostel selb hie an Timoth[eo:
1.Tim. 5 u. 6.] und an andern mehr enden ferner un-
terscheid der diener unter ihnen selb und etlicher
ihrer ämpter. Demnach ein ehrbar rat nach gelegen-
heit ihrer gemeine und zur notturft verwendet hat,
16 Hier nicht im gewöhnlichen Sinn von abergläubisch,
sondern = sehr gläubig, sehr ernst (Albert Sleu-
mer, Kirchenlateinisches Wörterbuch. Limburg
1926, 758).

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