III 19 Kirchenordnung (von 1567?)
heiliger schrift oder sunsten derselben gemes ge-
nomen.
Auf die intonation singen bede chöre einen latei-
nischen psalm nach der ordnung des psalters, je ein
vers umb den andern, und repetirn darauf die anti-
phon durchaus.
Darnach gehet der diaconus auf den predigt-
stul und liest ein capitel oder stück davon aus dem
neuen testament, nemlich aus den Actis apostolo-
rum oder epistolis, wie es die ordnung gibt, mit dem
vorgehenden summario magistri Viti14.
Auf die lection singt der ganz chor: Deo gratias
und den hymnum de tempore, so er nit wider die
schrift ist.
Volgends intoniert der diaconus wider und singen
beide chöre das Magnificat lateinisch, einen vers
wider umb den andern, darauf die antiphon.
Ist aber der organist vorhanden, so schlegt er die
zwo antiphon auf der orgel, im hymno und Magnifi-
cat ein vers umb den andern.
Nach dem Magnificat singt der diaconus ein deud-
sche collecten, darauf etliche knaben, für dem altar
knieend, Benedicamus Domino und der chor: Deo
gratias und fort ein deudschen psalmum poeniten-
tialem, das Miserere oder De profundis, Erbarm dich
mein usw., O Herre Gott, begnade mich. Aus tiefer
not oder Durch Adams fall usw.
Zulezt liest der diaconus von der canzel den unter-
richt und vermahnung15 an diejenigen, so desselben
abends privatam absolutionem und volgends tags
den leib und das blut Christi empfahen wöllen.
Unterricht und vermanung.
Ir geliebten im Herrn usw. (sol hie die ganze ver-
manung16 aus dem gedrukten - dem exemplar,
welchs man ubersenden wil - von wort zu wort
nachgeschrieben werden).
Nach diesem werden die communicandi in der
beicht an offentlichem ort der kirchen, jeder inson-
14 Siehe oben S. 175 Anm. 13!
15 Da bei der folgenden Vermahnung vor der Kommu-
nion nicht mehr die alte, sondern eine neue Form
verwendet wird (unsere Nr. III 4 B), darf angenom-
men werden, daß auch hier nicht mehr die bei Nr.
III 3 B erwähnte Form, sondern die im Druck von
1567 vorliegende (unsere Nr. III 3 C) gemeint ist.
16 Siehe unsere Nr. III 4 B!
16* in Artikel 25 (Bekenntnisschriften 97 f.)
derheit gehört, unterrichtet und absolvirt aus ur-
sachen, wie zum teil oben gemeldet und wie die
augspurgische confession solchs mitbringt16* .
Und was beide, oben und hernach, von lesen und
singen steht, das sol alles langsam und fein deudlich
geschehen, damit die zuhörer die wort vernemen und
zur betrachtung mit andacht bewegt werden.
Früepredigt und communion des sontags.
Erstlich wird in beiden kirchen, der neuen pfarre
und zu S. Oswald, unter dem leuten gesungen durch
die deudschen schulen und gemein die preußisch
letanei17 oder etwas de tempore deudsches.
Darauf lieset der diacon von der canzel die fürbit
für alle stende, samt den stücken des gemeinen cate-
chismus und etlichen sprüchen vom christlichen
wandel usw., wie hernach in ihrem ort zu sehen.18
Hienach volget die verkündigung der neuen ehe-
leut oder heiraten, auch was sonsten mehr jedesmal
zu verkündigen fürfelt.
Weiter volget die predigt und am ende wider ein
danksagung umb allerlei gottesgaben und ein fürbit
für diese gemeine und sonderer personen anliegen.
Darauf singt die schule: Erhalt uns, Herr, oder
sonst etwas de tempore und geschicht wider ein puls,
des Herrn abendmahl anzufangen.
Form des abentmahls.
Wiewol dieser ceremonien bei dem abentmahl et-
was viel sind und sind fast blieben vom ampt der
messe aus dem bapstum, gehen damit etwas weit
von der einfeltigkeit der ersten einsatzung und
brauch der aposteln, so haben wirs doch nach ge-
legenheit dieses orts und zeit bisher nit mögen en-
dern. Do aber zuforderst ein gemeine, nutzbarliche
ordnung aller kirchen oder eins ziemlichen teils der
augspurgischen confessionsverwanten gemacht wür-
de, wollen wir uns in diesem und anderm, was dem
17 Siehe im Liederverzeichnis!
18 Auch diese Stücke wurden 1567 im Druck veröffent-
licht (und zwar in dem bei unserer Nr. III 3 C ge-
nannten). Daraus ergibt sich, daß die Fürbitte in
dem Wortlaut verwendet wurde, wie ihn Veit Diet-
richs Kirchenordnung in ihrer Ausgabe von 1544
zeigte (Sehling 11, 500f.). Die Sprüche vom christ-
lichen Wandel sind im allgemeinen die aus Luthers
Haustafel (Bekenntnisschriften 523ff.).
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heiliger schrift oder sunsten derselben gemes ge-
nomen.
Auf die intonation singen bede chöre einen latei-
nischen psalm nach der ordnung des psalters, je ein
vers umb den andern, und repetirn darauf die anti-
phon durchaus.
Darnach gehet der diaconus auf den predigt-
stul und liest ein capitel oder stück davon aus dem
neuen testament, nemlich aus den Actis apostolo-
rum oder epistolis, wie es die ordnung gibt, mit dem
vorgehenden summario magistri Viti14.
Auf die lection singt der ganz chor: Deo gratias
und den hymnum de tempore, so er nit wider die
schrift ist.
Volgends intoniert der diaconus wider und singen
beide chöre das Magnificat lateinisch, einen vers
wider umb den andern, darauf die antiphon.
Ist aber der organist vorhanden, so schlegt er die
zwo antiphon auf der orgel, im hymno und Magnifi-
cat ein vers umb den andern.
Nach dem Magnificat singt der diaconus ein deud-
sche collecten, darauf etliche knaben, für dem altar
knieend, Benedicamus Domino und der chor: Deo
gratias und fort ein deudschen psalmum poeniten-
tialem, das Miserere oder De profundis, Erbarm dich
mein usw., O Herre Gott, begnade mich. Aus tiefer
not oder Durch Adams fall usw.
Zulezt liest der diaconus von der canzel den unter-
richt und vermahnung15 an diejenigen, so desselben
abends privatam absolutionem und volgends tags
den leib und das blut Christi empfahen wöllen.
Unterricht und vermanung.
Ir geliebten im Herrn usw. (sol hie die ganze ver-
manung16 aus dem gedrukten - dem exemplar,
welchs man ubersenden wil - von wort zu wort
nachgeschrieben werden).
Nach diesem werden die communicandi in der
beicht an offentlichem ort der kirchen, jeder inson-
14 Siehe oben S. 175 Anm. 13!
15 Da bei der folgenden Vermahnung vor der Kommu-
nion nicht mehr die alte, sondern eine neue Form
verwendet wird (unsere Nr. III 4 B), darf angenom-
men werden, daß auch hier nicht mehr die bei Nr.
III 3 B erwähnte Form, sondern die im Druck von
1567 vorliegende (unsere Nr. III 3 C) gemeint ist.
16 Siehe unsere Nr. III 4 B!
16* in Artikel 25 (Bekenntnisschriften 97 f.)
derheit gehört, unterrichtet und absolvirt aus ur-
sachen, wie zum teil oben gemeldet und wie die
augspurgische confession solchs mitbringt16* .
Und was beide, oben und hernach, von lesen und
singen steht, das sol alles langsam und fein deudlich
geschehen, damit die zuhörer die wort vernemen und
zur betrachtung mit andacht bewegt werden.
Früepredigt und communion des sontags.
Erstlich wird in beiden kirchen, der neuen pfarre
und zu S. Oswald, unter dem leuten gesungen durch
die deudschen schulen und gemein die preußisch
letanei17 oder etwas de tempore deudsches.
Darauf lieset der diacon von der canzel die fürbit
für alle stende, samt den stücken des gemeinen cate-
chismus und etlichen sprüchen vom christlichen
wandel usw., wie hernach in ihrem ort zu sehen.18
Hienach volget die verkündigung der neuen ehe-
leut oder heiraten, auch was sonsten mehr jedesmal
zu verkündigen fürfelt.
Weiter volget die predigt und am ende wider ein
danksagung umb allerlei gottesgaben und ein fürbit
für diese gemeine und sonderer personen anliegen.
Darauf singt die schule: Erhalt uns, Herr, oder
sonst etwas de tempore und geschicht wider ein puls,
des Herrn abendmahl anzufangen.
Form des abentmahls.
Wiewol dieser ceremonien bei dem abentmahl et-
was viel sind und sind fast blieben vom ampt der
messe aus dem bapstum, gehen damit etwas weit
von der einfeltigkeit der ersten einsatzung und
brauch der aposteln, so haben wirs doch nach ge-
legenheit dieses orts und zeit bisher nit mögen en-
dern. Do aber zuforderst ein gemeine, nutzbarliche
ordnung aller kirchen oder eins ziemlichen teils der
augspurgischen confessionsverwanten gemacht wür-
de, wollen wir uns in diesem und anderm, was dem
17 Siehe im Liederverzeichnis!
18 Auch diese Stücke wurden 1567 im Druck veröffent-
licht (und zwar in dem bei unserer Nr. III 3 C ge-
nannten). Daraus ergibt sich, daß die Fürbitte in
dem Wortlaut verwendet wurde, wie ihn Veit Diet-
richs Kirchenordnung in ihrer Ausgabe von 1544
zeigte (Sehling 11, 500f.). Die Sprüche vom christ-
lichen Wandel sind im allgemeinen die aus Luthers
Haustafel (Bekenntnisschriften 523ff.).
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