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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0483
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III 19 Kirchenordnung (von 1567?)

Unter der communion singt der chor: Jesus
Christus... (Johan Hussens lied) oder Gott sei ge-
lobet, auch den 111. psalm, item: Dank dem Herrn
usw., nach dem der communicanten viel sind.
Nach verrichtung aller communicanten, commu-
nicirt der officiator da publice selb auch und nimmt
das ubrig von dem consecrirten daselbs oder, wie
mans nennen mag, wendet sich dann gegen dem
volk und singet: Der Herr sei mit uns allen! Der
chor antwortet: Amen. Beschleust entlich mit dem
segen uber das ganz volk.
Segen:
Der Herr segne dich und behüte sich! Der Herr
erleuchte sein angesicht uber dir und sei dir gnedig!
Der Herr erhebe sein angesicht auf dich und gebe
dir friede [4.Mos. 6, 24ff.]!25
oder
Es segne und behüte euch Gott der Vater, Gott
der Son und Gott der Heilig Geist! Amen.26
Hiemit geschicht alsbald ein puls zu der mittags-
predig.
So der organist vorhanden ist, so schlegt er auch
im ganzen ampt immerdar mit unter, als den introi-
tum, das Kyrie, das Et in terra, das Patrem, das
Sanctus und unter der communion in deudschen ge-
sengen, ein vers umb den andern, doch das alle verse
gesungen werden.27
Weil dann der actus allenthalben also ziemlich
lang ist, so wird er zum ofternmal etwas abgekürzet
Nachkonsekration vor, vor allem da, wo diese Übung
besteht, womöglich unter Schweigen der Orgel und
des Gesanges (Rietschel 472f. — G. Kawerau,
Über die liturgische Gestaltung der „Konsekration“
in der lutherischen Abendmahlsfeier, in: Theolo-
gische Studien und Kritiken 69 (1896) 356-362. —
Graff 1, 194 ff.).
24 Gemeint sein kann damit nur die Vorstellung einer
damit bewirkten Transsubstantiation ( = Wandlung),
wie sie im Katholizismus vorhanden ist; denn der
Gedanke, mit der „Konsekration“ - nicht erst etwa
im Augenblick des Genusses — werde die Gegenwart
von Leib und Blut des erhöhten Herrn „in, mit und
unter“ den Elementen verwirklicht, war um so we-
niger vermeidbar, als ja der Geistliche am Schluß
die übrig bleihenden Reste genießen mußte (vgl.
gleich nachher). - Gallus fühlt sich dahei offensicht-
lich so wenig wohl wie bei einer ähnlichen Anweisung
V. Dietrich (Sehling 11, 531).

und wird das Et in terra, das Patrem und das Sanc-
tus, beide lateinisch und deudsch ausgelassen, wer-
den sonst auch die kürzesten gesäng nach gelegen-
heit genommen.
Mittagspredig.
Die mittagspredig wird in beiden kirchen der
neuen pfarre und zu S. Oswald also gehalten, das die
deudsch schuel nach dem dritten puls anfehet ein
deudschen psalmen zu singen nach gelegenheit. Dar-
auf volget die predig sampt gemeiner danksagung
und fürbitt und dann wider ein psalm oder: Erhalt
uns, Herr...
Vesper des sontags.
Wird aller ding gehalten wie an den sambstägen,
allein das man alsdann das Magnificat und darzu
das Nunc dimittis deudsch singet. Der hymnus wird
ausgelassen umb des langen catechismi willen und,
so der organist schlegt, werden gleichwol auch alle
vers durchaus ganz gesungen, umb des volks willen.
Anstat der vermanung wird zu ende der text des
ganzen catechismi allzeit fürgelesen und darauf ein
predig, je eine nach der andern in ihrer ordnung aus
dem großen catechismo Lutheri28, des pfarrhers
Nic[olai] Galli29 oder der nürnbergischen-branden-
burgischen kirchenordnung30. Wird vor und nach
dem catechismo der predig, so man liest, gemes ge-
sungen: die 10 gebot, der glaub, das Vatter unser,
von der tauf oder von dem abentmahl31, wie es die
lection gibt.
25 Nach Luthers Anregung in der Formula missae
(1523) (WA 12, 213).
26 Die Formel der römischen Messe (Jungmann 2,
550f.-Kurt Frör, Salutationen,in: Leiturgia2,590).
27 d.h. er spielt zwischen je zwei Versen einen Vers als
Zwischenspiel. 28 Bekenntnisschriften 543—733.
29 Catechismus, predigsweise gestelt für die Kirche zu
Regenspurg, zum Methodo, das ist: ordentlicher
Summa christlicher Lere wider allerlei Neuerung und
Verfelschung durch Nic. Gallum. Regensburg 1554
(Reu 1, 449f. 735-742. - Schottenloher, Buch-
gewerbe 203 Nr. 112. Tafel 7 B: Abbildung des
Titelblattes. — Letztere auch: Dollinger, Evan-
gelium 456) 30 Sehling 11, 140-279.
31 Gemeint sind die Lutherlieder Dies sind die heilgen
zehn Gehot; Mensch, willst Du leben; Wir glauben
all; Vater unser im Himmelreich; Christ, unser Herr,
zum Jordan ging; Jesus Christus unser Heiland, der
von uns.

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