Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0486
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Reichsstadt Regensburg

und erben aller seiner himlischen güter annemen
alles von wegen seines eingeborenen, lieben Sons,
unsers Herrn Jhesu Christi, durch den verdienst
seines ganzen gehorsams, on alles unser zutun und
verdienst, allein das wirs gleuben, das ist: mit warem
herzen auf diese seine zusage, im wort geschehen,
darumb vertrauen, darauf dan auch wiederumb an-
fahen ihm von herzen nach allen seinen geboten
recht zu gehorsamen.
Divisio legis.
Es hat Gott dreierlei gesetz oder gebot seinem
volk auf erden geben.
Für eins das gesetz der 10 gebot, lex moralis ge-
nannt, darin sich Gott selb bildet, mundlich und
schriftlich, auch im verstand und herzen der men-
schen mit seiner weisheit und ewigen unwandelbaren
gerechtigkeit, ihm nach derselben mit warem ge-
horsam in guten werken ewig zu dienen.
Fürs ander hat er geben etliche gesetz, ceremonia-
les genant, von sonderlichen, eußerlichen gottes-
diensten und kirchengebreuchen, welche nit also
natürlich verstanden werden wie die vorigen und
allein daher gelten oder binden, das es Gott also in
seinem wort fordert und haben wil, als da ist im
alten testament: die beschneidung, das hoheprie-
stertum Aaronis und gemein levitisch priestertum
mit seinen mancherlei opfern, unterscheid der speise
und desgleichen. Im neuen testament sind tauf, ab-
solution und abentmahl.
Fürs dritt hat er geben leges judiciales, das ist:
weltliche, bürgerliche gesetz zu dem weltlichen regi-
ment, auch derselben art, das sie nit natürlich ver-
standen werden, allein gelten und binden von wegen
sonderlicher offenbarung göttlichen willens als von
heiraten, erbschaften, halsgerichten und andern ge-
wissen strafen usw.
Und binden derhalben diese lezten zwei art der
gesetz auch nit weiter, dann soweit es Gott haben
wil. Nu hat sie Gott im alten testament allein den
Juden geben und nit lenger dann bis auf Christum,
wie aus Mose selb und anderer schrift genugsam zu
beweisen; derhalben wir christen im neuen testa-
ment sie nach Gottes willen also faren lassen und
bleibt allein das gesetz der 10 gebot noch hie im cate-
chismo für uns christen zu erkleren und darnach un-
ser leben zu richten.

Partitio decalogi.
Es hat Gott selb die gesetz geteilt - erstlich in
10 gebot, darnach noch kürzer in 2 tafeln, welche
Christus gleicherweis fasset in zwei gebot, in das ge-
bot der liebe gegen Gott und der liebe gegen den
menschen, und fasset dis gebot der liebe Gottes in
der 1. tafel die ersten 3 gebot. Das gebot der liebe
gegen dem negsten fasset die ubrigen 7 gebot.
So sind auch ferner bei einem jeden gebot 3 stück.
Erst ist das gebot an ihm selb als ein regel der ge-
rechtigkeit, die da zeigt in denen sachen, davon das
gebot redet, was für Gott recht und unrecht ist, was
er wil darin von uns getan und gelassen haben.
Zum andern ist die dreuung göttlichs zorns und
straf, hier zeitlich und dort ewig, gegen den uber-
tretern oder ungehorsamen.
Zum dritten ist hinwider die verheißung göttlicher
gnad und reicher belonung, beide geistlicher und
auch ewiger, gegen den gehorsamen.
Wie nu ein jedes gebot für sich diese 3 stück fasset,
also ist, Gottes zorn zu verhüten und gnad zu erhal-
ten, nit genugsam, ein gebot halten, sondern müssen
alle und jede zugleich gehalten sein und dasselbig
nit einmal, sondern immer und ewig, auch nit
eußerlich allein mit gutem herzen, sondern innerlich
und volkömlich von ganzem herzen. Dabei zu sehen,
wie zorn und gnad sich auch erstrecken nach der
gerechtigkeit göttlichs gericht, beide auf dis gegen-
wertige und auf das künftige leben, von den tätern
auch bis auf die nachkomen, wie die wort lauten und
ihren verstand sonst aus der schrift haben.
Primae tabulae
primum praeceptum.
Das erst gebot redet von dem innerlichen, höch-
sten gottesdienst, brun und quell alles andern gottes-
diensts, fordert in summa ware, vollige erkentnis
des verstands, ware furcht, waren glauben und ware
liebe des herzens gegen Gott, alles nach seinem wort.
Verdammt dargegen allen unverstand und mis-
verstand, sicherheit und verzweivelung, unglauben
und vermessenheit, ungeduld und feindschaft Got-
tes, die creaturen mehr dann Gott fürchten, lieben
und vertrauen, alles wider das wort, auch one das
wort Gott erkennen, fürchten, lieben und trauen,
davon er nichts hat offenbaret.

466
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften