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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0163
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Kirchenordnung 1556

Dieser kelch ist das neue testament in meinem
blut, das für euch und für viel vergossen wird zur
vergebung der sünden. Solches thut, so oft ihrs
trincket, zu meiner gedechtnuß [l.Kor. 11,
23-25].
Diß seind die sechs haubtstück und artickel
der heiligen christlichen lehr, die soll ein jeder
christ mit fleiß mercken und sich in seim gantzen
leben darnach richten18.
Die zehen gebot, wie sie ein haußvater seinem
gesinde einfältiglich fürhalten sol.
Das erste.
Du solt nicht andere götter hahen.
Was ist das ? Antwort:
Wir sollen Gott uber alle ding förchten, lieben
und vertrauen.
Das ander.
Du solt den namen deines Gottes nicht unnütz-
lich füren.
Was ist das? Antwort:
Wir sollen Gott förchten und lieben, daß wir
bey seinem namen nicht fluchen, schweren, zau-
bern, liegen oder triegen, sonder denselben in
allen nöten anrufen, beten, loben und dancken.
Das dritt.
Du solt den feiertag heiligen.
Was ist das? Antwort:
Wir sollen Gott förchten und lieben, daß wir
die predig und sein wort nicht verachten, sonder
dasselbig heilig halten, gern hören und lernen.
Das vierd.
Du solt deinen vater und deine mutter ehren,
23auf das dirs wol gehe und lang lebest auf erden23.
Was ist das ? Antwort:
Wir sollen Gott förchten und lieben, daß wir
unsere eltern und herrn nicht verachten noch
erzürnen, sonder sie in ehren halten, ihnen dienen,
gehorchen, lieb und werdt haben.
Das fünft.
Du solt nicht tödten.
Was ist das ? Antwort:
Wir sollen Gott förchten und lieben, daß wir
unserm nechsten an seinem leib keinen schaden
noch leid thun, sondern ihm helfen und fördern
in allen leibsnöten.
Das sechst.
Du solt nicht ehebrechen.
Was ist das ? Antwort:
Wir sollen Gott förchten und lieben, daß wir
keusch und züchtig leben in worten und wercken
und ein jeglicher sein gemahl lieben und ehren.
Das siebend.
Du solt nicht stelen.
Was ist das? Antwort:
Wir sollen Gott förchten und lieben, daß wir

23-23 Fehlt L und C.

unsers nechsten gelt oder gut nicht nemen noch
mit falscher waar oder handel an uns bringen,
sonder ihm sein gut und nahrung helfen bessern
und behüten.
Das acht.
Du solt nicht falsch zeugnuß reden wider dei-
nen nechsten.
Was ist das ? Antwort:
Wir sollen Gott förchten und lieben, daß wir
unsern nechsten nit fälschlich beliegen, verrathen,
afterreden oder bösen leumund machen, sondern
sollen ihn entschuldigen und guts von ihm reden
und alles zum besten keren.
Das neunde.
Du solt nicht begeren deines nechsten hauß.
Was ist das ? Antwort:
Wir sollen Gott förchten und lieben, daß wir
unserm nechsten nit mit list nach seinem erb oder
hauß stehen und mit einem schein des rechten an
uns bringen etc., sonder ihm dasselbige zu behal-
ten förderlich und dienstlich sein.
Das zehende.
Du solt nicht begeren deines nechsten weib,
knecht, magd, viehe oder, was sein ist.
Was ist das ? Antwort:
Wir sollen Gott förchten und lieben, daß wir
unserm nechsten nit sein weib, gesind oder viehe
abspannen, abdringen oder abwendig machen,
sonder dieselbigen anhalten, daß sie bleiben und
thun, was sie schuldig sind.
Was saget nun Gott von disen geboten allen ?
Antwort:
Er saget also: Ich, der herr, dein Gott, bin ein
eyferiger Gott, der uber die, so mich hassen, die
sünde der väter heimsucht an den kindern biß ins
dritte und vierde gelid; aber denen, so mich lie-
ben und meine gebot halten, thue ich wol in tau-
sent gelid.
Was ist das? Antwort:
Gott tröuet, zu strafen alle, die dise gebot uber-
treten, darumb sollen wir uns förchten vor seinem
zorn undnicht wider solche gebot thun.Er verheis-
set aber gnad und alles guts allen, die solche ge-
bot halten, darumb sollen wir ihn auch lieben und
vertrauen und gern thun nach seinen geboten.
Der glaube, wie ein haußvater denselbigen seinem
gesinde aufs einfaltigst fürhalten sol.
Der erst artickel. Von der schöpfung.
Ich glaube an Gott, den vater, allmechtigen,
schöpfer himmels und der erden.
Was ist das ? Antwort:
Ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat
sampt allen creaturen, mir leib und seele, augen,
ohren und alle glieder, vernunft und alle sinne ge-
geben hat und noch erhelt, dazu kleider und
schuch, essen und trincken, hauß und hof, weib

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