Schulordnung 1556
regulas graecae grammaticae recitiern. Item, den
andern tag soll man ein stund zum Phocilide25 und
hernach zum Hesiodo und Isocrate ad Demonicum26
nemen.
Und soll der schulmeister bey der grammatica
bißweilen ein nutzlichen spruch den knaben für-
schreiben, das inen etliche wörter bekhant und ge-
mein werden und das sie zugleich die buchstaben
recht formirng lernen. Und sollen die schulmeister
fleiß thun, das sie selbs auch rechte buchstaben
machen, als solche sprüch: Homerus spricht: Betet,
lieben kinder, wir bedörfen alle Gottes, ευχεσυαι,
παντες δε υεων χατεουο27 ανυοωοι, Item: Gott
sihet alle werck und strafet unrecht, εχει υεος εχδιχον
ομμα, Itemh: In allen sachen soll dir Gott der an-
fang und das ende sein, αοχμν απαντων χαι τελον
υεος, Item: Böser anfang bringt ein böses ende,
χαχηςαπ αοχης γινεται υελος χαχον und andere
dergleichen sprüchi Wie dann dieselbig sprach seer
reich ist von allerley schönen sprüchen. Und ist
nutzlich, das die jugent von kindheit bald solcher
reden vil hören und mercken. Dann es sind gemeine
reglen des lebens, die hernach zur tugent erinnerung
sind. Und ist ein zier, so die sachen, darvon wir re-
den, auf solche sprüchk bequem gezogen werden.
Auch helfen sie den jungen im schreiben zur inven-
tion und, ordenlicher und zierlicher ire materien zu
machen.
Wo teutsche schul sind, mögen die obbemelten
artickel vor der schulordnung erzelt, doch mutatis
mutandis dem schulmeister auch auferlegt werden.
[Nota.] Wo schulen teutsch 1 oder lateinisch sind,
sollen die pfarrer desselben orts schuldig sein, die
schul in einem monat aufs allerwenigst einmal zu
visitiern.
Finis.
10. [Instruktion der Kirchenräte von 1556]1
Unsere verordnete kirchenräte sollen anfenglich
verschaffen und verordnen, das alle pfarhen unseres
churfürstenthumbsa mit tuglichen, geschigkten, ge-
lerten und erlichen kirchendienern laut hiebey-
gelegter lateinischer schrift, mit A bezaichnet2, ver-
sehen und versorgt werden3.
Und damit die kirchendiener ir geburlich und er-
lich underhaltung haben, sollen unsere kirchenräte
sambt den zugeordneten vor allen dingen alsbaldt
g GM: formiern.
h Fehlt GM.
1 GM: sprüche.
k GM: Sprüch.
1 GM: Teutsch.
25 Griechischer Dichter, ca. 540 v. Chr.
26 Neuburg 1554: Dominicum.
27 Neuburg 1554: χατεουοι.
a Neuburger Entwurf und Reinschrift: lands.
b Neuburger Reinschrift: ygelichen.
c Neuburger Entwurf am Rande: + so oft die not-
urft erfordert.
1 Druckvorlage: Eine nach Neuburg übersandte,
zeitgenössische Kop., in GLA Karlsruhe 77/4277,
fol. 130 recto-131 verso. Der Text ebendort, fol.
unverzuglich ainer jedlichenb pfar einkomen erkun-
digen, besichtigen, bewegen und ainer jedlichen
pfarr, auch andern kirchendiensten nach gelegen-
hait des orts, der filialen und andern circumstantien,
ain zimliche, erlich stipendium und besoldung be-
stimen, verordnen und in schrift verfassen, auch uns
desselben unverzuglich berichten, das wir darauf
geburliche beschaidt und bevelch geben mögen4.
Es sollen auch die kirchenräte alle wochenc zwen
161 verso — 163 recto, auch in einem für Neuburg be-
stimmten Entwurf; weiterhin ebendort, fol. 165
verso - 167 recto in einer Neuburger Reinschrift,
deren — für Kurpfalz vergleichbar nicht erhaltene -
Vorrede (ebendort, fol. 165 recto-verso) die Über-
tragung dieser Ordnung nach Neuburg beweist. Des-
wegen merken wir hier auch die Varianten der Neu-
burger Formen an.
2 De electione et examine ministrorum ecclesiae von
1556, unten Nr. 13.
3 Inhaltlich aus dem ersten Abschnitt der Neuburger
Verordnung vom 16. Februar 1556, Staats-A. Am-
berg, Neuburger Abgabe 1911, Nr. 14044, fol. 4
recto.
4 Inhaltlich aus dem ersten Abschnitt der Neuburger
Verordnung vom 16. Februar 1556, ebendort, fol.
4 recto - verso.
229
regulas graecae grammaticae recitiern. Item, den
andern tag soll man ein stund zum Phocilide25 und
hernach zum Hesiodo und Isocrate ad Demonicum26
nemen.
Und soll der schulmeister bey der grammatica
bißweilen ein nutzlichen spruch den knaben für-
schreiben, das inen etliche wörter bekhant und ge-
mein werden und das sie zugleich die buchstaben
recht formirng lernen. Und sollen die schulmeister
fleiß thun, das sie selbs auch rechte buchstaben
machen, als solche sprüch: Homerus spricht: Betet,
lieben kinder, wir bedörfen alle Gottes, ευχεσυαι,
παντες δε υεων χατεουο27 ανυοωοι, Item: Gott
sihet alle werck und strafet unrecht, εχει υεος εχδιχον
ομμα, Itemh: In allen sachen soll dir Gott der an-
fang und das ende sein, αοχμν απαντων χαι τελον
υεος, Item: Böser anfang bringt ein böses ende,
χαχηςαπ αοχης γινεται υελος χαχον und andere
dergleichen sprüchi Wie dann dieselbig sprach seer
reich ist von allerley schönen sprüchen. Und ist
nutzlich, das die jugent von kindheit bald solcher
reden vil hören und mercken. Dann es sind gemeine
reglen des lebens, die hernach zur tugent erinnerung
sind. Und ist ein zier, so die sachen, darvon wir re-
den, auf solche sprüchk bequem gezogen werden.
Auch helfen sie den jungen im schreiben zur inven-
tion und, ordenlicher und zierlicher ire materien zu
machen.
Wo teutsche schul sind, mögen die obbemelten
artickel vor der schulordnung erzelt, doch mutatis
mutandis dem schulmeister auch auferlegt werden.
[Nota.] Wo schulen teutsch 1 oder lateinisch sind,
sollen die pfarrer desselben orts schuldig sein, die
schul in einem monat aufs allerwenigst einmal zu
visitiern.
Finis.
10. [Instruktion der Kirchenräte von 1556]1
Unsere verordnete kirchenräte sollen anfenglich
verschaffen und verordnen, das alle pfarhen unseres
churfürstenthumbsa mit tuglichen, geschigkten, ge-
lerten und erlichen kirchendienern laut hiebey-
gelegter lateinischer schrift, mit A bezaichnet2, ver-
sehen und versorgt werden3.
Und damit die kirchendiener ir geburlich und er-
lich underhaltung haben, sollen unsere kirchenräte
sambt den zugeordneten vor allen dingen alsbaldt
g GM: formiern.
h Fehlt GM.
1 GM: sprüche.
k GM: Sprüch.
1 GM: Teutsch.
25 Griechischer Dichter, ca. 540 v. Chr.
26 Neuburg 1554: Dominicum.
27 Neuburg 1554: χατεουοι.
a Neuburger Entwurf und Reinschrift: lands.
b Neuburger Reinschrift: ygelichen.
c Neuburger Entwurf am Rande: + so oft die not-
urft erfordert.
1 Druckvorlage: Eine nach Neuburg übersandte,
zeitgenössische Kop., in GLA Karlsruhe 77/4277,
fol. 130 recto-131 verso. Der Text ebendort, fol.
unverzuglich ainer jedlichenb pfar einkomen erkun-
digen, besichtigen, bewegen und ainer jedlichen
pfarr, auch andern kirchendiensten nach gelegen-
hait des orts, der filialen und andern circumstantien,
ain zimliche, erlich stipendium und besoldung be-
stimen, verordnen und in schrift verfassen, auch uns
desselben unverzuglich berichten, das wir darauf
geburliche beschaidt und bevelch geben mögen4.
Es sollen auch die kirchenräte alle wochenc zwen
161 verso — 163 recto, auch in einem für Neuburg be-
stimmten Entwurf; weiterhin ebendort, fol. 165
verso - 167 recto in einer Neuburger Reinschrift,
deren — für Kurpfalz vergleichbar nicht erhaltene -
Vorrede (ebendort, fol. 165 recto-verso) die Über-
tragung dieser Ordnung nach Neuburg beweist. Des-
wegen merken wir hier auch die Varianten der Neu-
burger Formen an.
2 De electione et examine ministrorum ecclesiae von
1556, unten Nr. 13.
3 Inhaltlich aus dem ersten Abschnitt der Neuburger
Verordnung vom 16. Februar 1556, Staats-A. Am-
berg, Neuburger Abgabe 1911, Nr. 14044, fol. 4
recto.
4 Inhaltlich aus dem ersten Abschnitt der Neuburger
Verordnung vom 16. Februar 1556, ebendort, fol.
4 recto - verso.
229