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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0367
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Kirchenordnung 1563

Dancksagung.
Laßt uns Gott, dem herren, dancken.
26Allmechtiger, barmhertziger Gott und vater,
wir sagen dir lob und danck, daß du uns und unsern
kindern durch das blut deines lieben sons Jesu
Christi alle unsere sünden verzigen und uns durch
deinen heiligen geist zu gliedern deines eingebornen
sons und also zu deinen kindern angenommen hast
und diß alles uns mit dem heiligen tauf versiglet und
bekreftiget, Wir bitten dich auch durch denselben
deinen lieben sohn, daß du diß kind [oder disep kin-
der] mit deinem heiligen geist allzeit wöllest regiern,
auf daß es christlich und gottselig auferzogen werde
und in dem herrn Jesu Christo wachse und zuneme,
auf daß es deine väterliche güte und barmhertzig-
keyt, die du ime und uns allen bewiesen hast, be-
kennen und in aller gerechtigkeyt under unserm
einigen lehrer, könig und hohenpriester Christo Jesu
leben und ritterlich wider die sünd, den teufel und
sein gantzes reich streiten und sigen möge, dich und
deinen son Jesum Christum sampt dem heiligen
geist, den einigen und waren Gott, ewiglich zu loben
und zu preisen, Amen26.
27 Ir geliebten in dem herrn Jesu Christo, dieweil
ir euch dises kinds angenommen habt, so gedencketq,
das unser Gott ein warhaftiger Gott ist und wil, daß
wir im in warheyt dienen. Und derhalben solt ir,
freund und verwanthen, insonderheyt aber ihr,
vater und gevattem, allen fleiß anwenden, das diß
kind in rechter erkandtnuß und forcht Gottes laut
der artickel des christlichen glaubens und der lehre,
welche von Gott auß dem himel offenbaretr und im
alten und neuen testament begriffen ist, dem herrn
Christo auferzogen werde und, wann es zu verstand
kompt, ermanen, daß es durch empfahung dises
göttlichen bundszeichens und sigels des heiligen
taufs offentlich für dem angesicht Gottes, seinen
heiligen engeln und christlichen gemein dem teufel
und der welt mit allen iren wercken und lüsten ab-
gesagt und sich dem herrn ergeben und verpflichtet

p 1576: die.
i 1585: bedencket.
r 1569: geoffenbaret.
26-26 Ähnlioh London 1565, 51 recto - verso (Sehling
VII, II, 1, 614).

habe, ime sein gantzes leben lang in aller heiligkeyt
und gehorsam seines heiligen evangeliums zu die-
nen. Das verleihe euch und im der ewige vater un-
sers herrn Jesu Christi, Amen27.
Vom catechismo.
28 Catechismus in unser christlichen religion heist
ein kurtzer und einfeltiger, mündtlicher bericht von
den fürnemsten stücken der christlichen lehr28,
darin von den jungen und einfeltigen widemmb ge-
fordert und gehört wird, was sie gelernet haben.
Dann es haben alle gottseligen von anbegin der
christlichen kirchen sich beflissen, ihre kinder da-
heim, in schulen und kirchen in der forcht des herrn
zu underweisen one zweifel auß nachfolgenden ur-
sachen, welche uns auch billich darzu bewegen sol-
len. Dann erstlich haben sie wol bedacht, daß die
angeborne boßheyt uberhand nemen würde und dar-
nach kirchen und politische regiment verderben,
wann man ihr nit beyzeiten mit heilsamer lehr be-
gegnet. Zum andern hat sie auch der außtrucklich
bevelch Gottes darzu getrieben Exod. 12. [26-27],
13. [8-9.14], Deut.4. [37-40], 6. [1-9], und 11. [18-21]
capiteln, da der herr also spricht: Dise wort (der
zehen gebot), die ich dir heut gebiete, soltu zu her-
tzen nemen und solt sie deinen kindern scherfen und
davon reden, wenn du in deinem hauß sitzest oder
auf dem weg gehest, wann du dich niderlegest oder
aufstehest [Deut. 6, 6-7]. Endlich auch, gleich wie
der von Israel kinder nach der beschneidung, wann
sie zu ihrem verstand kamen, von der geheimnuß
desselben bundzeichens und auch vom bund Gottes
underricht wurden, also sollen auch unsere kinder
von irem empfangnen tauf, warem christlichem
glauben und buß underrichtet werden, auf daß,
ehe sie zum tisch des herrn zugelassen werden, sie
für der gantzen christlichen gemein ihren glauben
bekennen. Diser gebrauch, den catechismum zu
treiben, so auß dem bevelch Gottes seinen ursprung
hat, ist so lang in der christlichen kirchen gebliben,
27-27 Ganz ähnlich Genf 1563, 41, dort vor dem Tauf-
akt. Auch Zürich 1535, Fij verso; Lavater,
10 recto-verso; Bern 1529, 93, und Frankfurt
1555, 53-54 haben eine Patentvermahnung vor
dem Taufakt, letzteres in Fragen und Antworten.
28-28 Ganz ähnlich Kurpfalz 1556, oben S. 126.

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