Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0368
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

biß daß der leidige sathan durch den antichrist, den
bapst, wie alle andere gute ordnungen, also auch
dise zerrissen und anstadt derselben sein schmier-
werck und backenstreich und andere greuel hat ge-
setzt, welche er die firmung nennet29.
Soll derhalben der catechismus
auf nachvolgende forms gehalten werden.
Erstlich dieweil das alte volck im bapsthumb one
catechismus ist auferzogen und leichtlich der stück
der christlichen religion vergisset, so ist für not-
wendig angesehen, daß an allen Son- und feiertagen
in dörfern und flecken, deßgleichen auch in den
städten, ehe man anhebt zu predigen, der kirchen-
diener ein stück auß dem catechismo klar und ver-
stendtlich dem volck fürlese also, das er in neun
Sontagen außgelesen werde. Den ersten Sontag biß
auf den andern theil, den zweyten biß auf den ar-
tickel von Gott, dem son, den dritten biß an die frag
von der himmelfahrt Christi, den vierden biß zur
frag: Was hilft es dich, wenn du diß alles glaubest ?,
den fünften biß zum heiligen abendmal, den sech-
sten biß zum dritten theil des catechismi, den siben-
den biß zur frag: Was wil Gott im fünften gebot, den
achten biß zum gebet, den neunden biß zum end deß
gebets. Am zehenden Sontag soll der pfarherr für
der predig die sprüch, darin ein jeglicher seines be-
rufs erinnert wird, fürlesen, wie die zu end des cate-
chismi gesetzt sein.
s 1585: + wo es bräuchlich und der kirchen er-
bauung erfordert.
29 Ähnliche Erwähnung der katholischen Firmung
auch in der Vorrede des Grenfer Katechismus, OR
34, 7-8.
30 Katechismuspredigt am Sonntagnachmittag schon
in Kurpfalz 1556, oben S. 130; desgleichen in Lon-
don 1565, 37 recto (Sehling VII, II, 1, 606), und
Lavater, 9 recto.
31-31 Diese Methode, Abfragen des bisher Erklärten
und Erklärung eines neuen Abschnitts auch in
Kurpfalz 1556, oben S. 130-131; London 1565,
37 verso - 38 recto (Sehling VII, II, 1, 606), und
Lavater, 9 recto.
32 Die gesonderten Katechismusausgaben von 1563
(I, II, III und lat.) haben zum Katechismus eine
besondere Vorrede:
Wir Friderich, von Gottes genaden pfaltzgrafe
bey Rhein, des heiligen römischen reichs ertz-

Ferners soll alle sontagnachmittag zu der stund,
die einem jeden ort gelegen ist, catechismuspredigt
also gehalten werden30, daß der kirchendiener fürs
erst nach dem gesang das vaterunser bete und Gott
umb rechten verstand seins worts anrufe, darnach
die zehen gebot verstendtlich dem volck fürlese.
31Darauf soll er die angehenden, welche die fragen,
so gepredigt werden, noch nit lernen können, ver-
hören und ordenlich erstlich ein zeit lang auf die
text, darnach auch allgemach auf die fragstück an-
leiten. Nach disem lasse er etliche under der jugend
ein gewisse anzal fragen im catechismo (wie wir
dann denselben umb dieser ursach willen in Sontage
theilen haben lassen), so in vorgehenden und sonder-
lich in der nechsten predigt erkläret worden und sie
zuvor in der schul oder daheim gelernet, aufsagen.
Und wann dise also in beysein der gemein von et-
lichen aufgesagt worden, soll der kirchendiener
etliche folgende fragen einfeltig und kürtzlich er-
klären und außlegen31, also das er den catechismum
zum wenigsten einmal alle jar außpredige.
Catechismus 32.
[I. Lectio. Der 1. Sontag.]
[1.] Frag.
Was ist dein einiger trost in leben und in sterben ?
Antwort.
Das ich mit leib und seel33 beyde, in leben und in
sterben (a) nicht mein (b)34, sonder meines getreuen
truchses und churfürst, hertzog in Bayern etc.,
entbieten allen und jeden unsern superintenden-
ten, pfarrherrn, predigem, kirchen- und schul-
dienern unsers churfürstenthumbs der pfaltz-
grafeschaft bey Rhein unser genad und gruß und
fügen euch hiemit zu wissen.
Nachdem wir uns auß erinnerung göttlichs
worts, auch natürlicher pflicht und verwandnuß
schuldig erkennen und endlich fürgenommen, un-
ser von Gott befohlen ampt, beruf und regierung
nicht allein zu friedlichem, rüigem wesen, auch zu
erhaltung züchtigen, aufrichtigen und tugent-
samen wandels und lebens unserer underthanen
zu richten und anzustellen, sondern auch und für-
nemlich dieselbige zu rechtschaffener erkannt-
nuß und forcht des almechtigen und seines selig-
machenden worts als das einige fundament aller
tugenten und gehorsams je lenger je mehr anzu-
weisen und zu bringen, auch also sie zur ewigen
und zeitlichen wolfart ungesparts vleiß von grund

342
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften