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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0136
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12. Visitation 1558

a. [Visitations- und Kirchenordnung von 1558]

Bedenken, wie man in unsers gnedigen hern, grave Eberharden von Hoenloe,

land visitirn möcht

1. Cor. 14 [40]

Laßents alles zuchtiglich und ordenlich zughen.

Inhaltsübersicht

[Vorrede] - Von dem kirchendienst und cdlem, so darzü gehört. - 1. Fragstücke. - 2. Von den preclig-
ten. - 3. Von der catechismuspredig. - 4. Von der wochenpredigt. - 5. Von der vesper, so nicht
commünicanten vorhanden seincl. - 6. Von der vesper, so communicanten vorhanden seind. - 7. Von
dem nachtmal. - 8. Von der tauf. - 9. Von der kirchendiener ampt und lehen. -

10. Von der oberkait als beschützerin der kirchen. - 11. Von ainer christlichen zucht.

[V orrede]

Das die visitation ain christlich, löblich und not-
wendig werk sey und auch bey den alten gebreuch-
lich gewesen, ist aus exempeln des alten und newen
testaments offenbar 1. Denn also lesen wir im ersten
buch Samuelis am siebenden capitel [16 f.] das Sa-
muel yetz zu Ramath, yetz zu Nobe, yetz zu Gilgal
visietiert hat. Desgleichen haben auch Helias und
Hehseus visitiert 2, und der konig Josaphat, wie im
andern buch der Chronic im siebenzehenden capitel
[7-9] steht, item Josias am andern buch der konig
im dreyundzvaiintzigen capitel [4-20], und nach

1 Beginn von Luthers Vorrede zum Unterricht der
Visitatoren (1528, WA 26, 195): Wie ein gottlich,
heilsam werk es sei, die pfarren und christlichen ge-
meinen durch verstendige, geschickte leute zu be-
suchen, zeigen uns gnugsam an, beide neu und alt
testament. Vgl. unten „gotselick werk“. Luther
hatte die Fremdworte Visitationen und visitieren
vermieden, die jetzt als technisch gebrauchte Be-
griffe in die übernommenen Beispiele eingetragen
werden.

2 Luthers Vorrede: Und im alten testament lesen wir
auch, wie Samuel itzt zu Rama, itzt zu Nobe, itzt zu
Galgal und so fort an, nicht aus lust zu spacirn,
sondern aus liebe und pflicht seines ampts, dazu aus

not und durft des volks umbher zog. Wie denn auch
Elias und Eliseus teten, als wir in der könige bücher

lesen. (Elias 1 Kön 17-19; 21. Elisa 2 Kön 2-9.)
1 Sam 7, 16: Bethel, Gilgal, Mizpa (so schon Luthers
Übersetzung 1524, WA Dt. Bibel 9, 1, 206). Nob(e)
diente der elidischen Priesterschaft als Betätigungs-

feld bis Saul sie ausrottete (1 Sam 21, 2; 22, 9ff.).

der babilonischen. gefengnus Zerobabel, Esdras im
zehenden capitel, Nehemias im dreizehenden 3.
Also haben auch im newen testament visitiert die
lieben apostel S. Petrus im judischen land, vde wir
lesen in der Apostelgeschicht irn neunten capitel
[32], und S. Paulus mit Barnaba im funfzehenden
capitel [2], item Petrus und Johannes im achten
capitel [14] gmeltes buchs 4.

Und dieser exempel haben auch die bischof der
ersten kirchen nachgevolget 5. Daraus nun abzu-
nemmen, wie das visietieren so ain gotselick werk
sey. Sonderlich aber ist es zu diesen letzten, gefer-
lichen zeiten gantz notwendig. Dann da sieliet man,

3 Esra 10 wird von der Aussonderung der fremden
Frauen durch Esra, Nehemia 13 werden dessen
verschiedene Maßnahmen berichtet. Serubbabel
(Septuaginta und Vulgata: Zorobabel) war Anfüh-
rer einer Gruppe jüdischer Heimkehrer (Esr 2 ; 2 Neh
7, 7) mit denen er den Tempelbau vollendete. Es
besteht kein Bezug zur Visitation.

4 Luthers Vorrede: Denn also lesen wir, das S. Petrus
umbherzog im jüdischen lande, Act. 9, und S. Pau-
lus mit Barnaba, Act. 15 auch aufs neu durchzogen
alle ort, da sie geprediget hatten. Und in allen epi-
steln zeuget er, wie er sorgfeltig sei, für alle gemei-
nen und pfarren, schreibet briefe, sendet seine jünger,
leuft auch selber. Gleichwie auch die apostel, Act. 8,
da sie höreten, wie Samaria hette das wort angeno-
men, sandten sie Petron und Johannen zu ihn.

5 Luthers Vorrede: Welche exempel auch die alten
veter, die heiligen bischove vorzeiten mit vleis ge-
trieben haben ... (die weiteren Ausführungen zum
ursprünglichen Bischofsamt sind nicht übernom-
men.)

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