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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0291
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4. Kap. Vom Katechismus

Das 4. capitel
^Yom catechismo

Demnach kein zweifel, der catechismus sey ein
notwendig und nützhch werk in der kirchen, so soll
er yon den pfarrern nicht versaumet oder dem
schulmeister ahein befolhen, sondern fieissig auf
folgende meinung 2 getriben werden.

Am sontag nach dem morgenessen 3 soll man
zum catechismo leuten lassen. Da sol alsbald ein

postill Musaei hintzu, allain für die kinder nach
gehaltenem catechismo zu sprechen, gleich als
dörften die alten (der (xott lob hie zu Langenburgk
allwegen mehr dan der kinder sich zum catechis-
mo finden) nichts betten. Es sein zuvor etlich ge-
maine collecten mnb erhaltung und segen des
worts gesetzt worden.

Das Gebet findet sich in Simon Musäus: Postilla./
Das ist,/ Außlegung der/ Euangelien, dmchs
gantze Jar, an/ Sontagen vnd gewöhnlichen
Festen, in der Kirchen/ vblich vnd gebrauchlich,
In drey vnterschied-/liche Theil getheilet. Frank-
furt a. M. 1569, [Teil 1] Bl. 140 a und b unter der
Überschrift: Wie die eltern ire kinderlein zu diesen
fehrlichen zeiten umb erhaltung des wort Gottes
wider die feinde des heiligen evangelii sollen 1er-
nen beten.

D (S. 35): Gebet, so allwegen zmn end der tracta-
tion des catechismi soll gesprochen werden.

Herr Gott, himmlischer vatter. Wir danken dir,
das du uns das selige liecht deines worts so gne-
dighch angezündet und bißher hast laßen leuch-
ten, und bitten dich, du wöhest ja zu diser zeyt ob
solchem liecht gnediglich halten und dem Satan
und der argen welt nit gstatten, das sy es [Zufü-
gung: wider] außleschen. Laß dich unser erbar-
men, heber vatter, uber welche solcher jammer
sonderlich wurde außgehen: [Zufügung: dann]
wir sind noch jung und unerzogen, bedörfen für
und für, das wir in deiner forcht und in deinem
wort von unsern eltern [Zufügung: und vorste-
hern] unterrichtet werden und dich von tag zu tag
ye lenger ye beßer erkennen lernen. So gehen aber
die feind deines worts darmit umb, das sy uns in
abgötterey und finsternüß führen und das wort
uns gar entziehen wöllen. Solchem jammer, lieber
vatter, weere du, umb deines namens willen. [Zu-
fügung: Dann] du sprichst ja, du wöllest dir ein
lob zurichten auß dem mund der umnündigen und

gesang gesungen werden 1, der jedesmals a auf das
stück des catechismi, so man zu handeln für sich hat,
gerichtet sey. 4Nach dem gesang vermane der pfar-
rer auf der cantzel oder b vor dem altar die leute
zum gebet und sprech mit ihnen das Vatter unser
etc., wie sonsten anfangs aller predigt gebreuchlich.
Auf solches sprech er den kindern die sechs stück des
catechismi, on die außlegung 0, unterschiedlich und
deutlich für 5. Welche sie ihm alsbald nachsprechen
sollen, von wort zu wort und einmal wie das ander,
als sie hernach gesetzt sind d4: [16]

seuglingen. Umb solche gnad bitten wir dich
yetzunder, lieber vatter. Gib deiner kirchen frid
und weere allen feinden deines worts, die yetz-
under uns bedrengen, auf das wir und unsere brü-
derlin und schwesterlin, so teglich hernach wach-
ßen, solches gnediges liecht auch haben und dich
mit unserm gebett früe und abends loben, anrüffen
und bekennen. Der du unser einiger Gott und
ewiger trost bist, mit deinem Sohn, unserm herrn
Christo Jesu und dem Heüigen Geist. Amen.

Das Gebet ist in die Braunsbacher und Rupperts-
hofener Exemplare hs. eingetragen.

a In Braunsbacher Ex. hs. Zufügung: [lau]t der
ge[san]gordnung. (1596, vielleicht schon 1589,
Nr. 44 und 54.)

b ,,auf der cantzel oder“ in Braunsbacher Ex. hs.
gestrichen.

c In Braunsbacher Ex. hs. Zufügung: [sa]mbt den
morgen-, abend- [un]d tischgebetten.
d Für „hernach gesetzt sind“ in Braunsbacher Ex.
hs. Änderung: sollen bald hernach gesetzt werden.

1-1 Aus Hanauer KO 1573 (S. 9f.).

2 „Meinung“ bezeichnete den Inhalt einer Rede oder
Schrift. Hier: wie im folgenden geschrieben ist (vgl.
Grimm 6, 1939).

3 Beim Öhringer Synodus 1581 (Prot. Art. 3) wurde
kritisiert, daß gegenüber früher der Katechismus-
gottesdienst nur an Sonntagen und nicht an anderen
Peiertagen stattfinden soll. Änderung siehe KO 1582
(Nr. 32, § B 1). „Morgenessen“ hier nicht „Früh-
stück“ (Fischer 4, 1760), sondern Mittagessen. Der
Katechismusgottesdienst fand „nachmittags“ um
12 Uhr statt.

4-4 IJanauer KO 1573: darnach so tret der pfarherr
auf den predigstul und erzele die sechs stuck von
wort zu wort, wie folget.

5 Siehe Nr. 12a, Anm. 28.

18 Sehling, Bd. XV, Württemberg I

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