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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0294
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25. Kirchenordnung 1578

Das vierte stück

Die wort vom heiligen sacrament der tauf

Der herr Jesus sprach zu seinen jüngern [Mt 28,
18-20] n: Mir ist gegeben aller gewalt im himel und
auf erden. Darumb gehet hin in die gantze welt, und
leret alle völker, und taufet sie im namen des Vatters
und des Sons und des Heiligen Geistes, und leret sie
halten alles, was ich euch befolhen hab°. [Mk 16,
61:] Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig 9.
Wer aber nicht glaubt, wird verdampt werden.

Das fünfte stück

Die wort vom heiligen abendmal des herrn

[18] Der herr Jesus, in der nacht, da er verraten
ward, nam er das brot, danket und brachs und gabs
seinen jüngern und sprach: Nemet hin undP esset.
Das ist mein leib, der für euch gegeben wird. Das
tut zu meinem gedechtnuß.

Desselbigengleichen nam er auch den kelch nach
dem abendmal, danket und gab inen den und
sprach: Trinket alle darauß. Das ist mein blut des
newen testaments, welches für euch und für vil ver-
gossen wird zur vergebung der sünden. Solches tut,
so oft irs trinkt, zu meinem gedechtnuß.

Das sechste stück

Die wort vom ampt der schlüssel und ab-
solution

Der herr Jesus sprach zu seinen jiingern [Joh 20,
21—23] ^: Gleich wie mich der Vatter gesandt hat,
also sende ich euch. Und da er das gesagt hette,

n In D gestrichen: Matthei am letzten.

0 In D gestrichen: Deßgleichen Marci im letzten
[16, 15]: Gehet hin in alle welt und predigt das
evangelium allen creaturen. (Diese Wendungen
wurden gestrichen, weü die Waldenburger bean-
standeten (s. Seite 236): Das viert stück des cate-
chismi von der tauf, setzen die wort der tauf zway-
mal, aus Mattheo und Marco.)

p ,,hin und“ fehlt D (wie Karg 1606).

1 In D gestrichen: Iohannis 20.
r-r Fehlt in D.

9 Karg 1606: + werden.

10 Eine Rede usw. stellen = concipieren, machen
(Grimrn 10, 2, 2, 2203 f.). - Diese Bestimmung mußte
ebenso wie die Verpflichtung zum Vorlesen der
Abendmahlsvermahnungen auf Kritik stoßen. Bei
der Öhringer Beratung 1581 (Prot. Art. 1) stimmten

bließ er sie an und sprach zu inen: Nemet hin den
Heiligen Geist. Welchen ir die sünde [18 b] vergebet,
denen sind sie vergeben, und welchen ir sie behaltet,
denen sind sie behalten.

Nachdem der text gesprochen, lese alsbald der
pfarrer ein predigt rauß der brandenburgischen und
nürmbergischen kirchenordnung in ordnung r, wie
sie von einem stück auf das ander folgen und zu end
diser kirchenordnung getruckt sind. Und so er die
predigt abgelesen, repetiere er mit den kindern bald
darauf die fürnembsten stück und puncten, so
darinnen begriffen sind.

Und da er also alle und jede predigt hinauß ge-
lesen, fahe er die predigten von vornen wider an.
Dann weil solche predigten fein einfeltig für die ein-
feltigen gestelt, solle hinfüro kein pfarrer oder
kirchendiener macht haben, für sich selbsten pre-
digten uber den catechismum zu stellen und zu
tun 10.

Wann nun das alles mit müghcher kürtz gesche-
hen, beschheß er den actum, welcher uber ein stund
nicht weren soll, mit einem gesang, gebet und segen.

Auf den nechstvolgenden sontag hernach, nach-
dem geleutet, gesungen und die sechs stück des ca-
techismi vorgesprochen, wie zuvor gemelt, lasse der
pfarrer m stätten oder flecken, da schulen sind, als-
bald zv rey schulldnder ein stück des catechismi mit
der kurtzen außlegung des heiligen manns Gottes
doctoris Martini Lutheri (welche zu end diser kir-
chenordnung auch zu finden) außwendig recitirn
und darvon emander fragen, und sehe zu, damit

Gallus Hartmann (Neuenstein), Franz Jakob Moser
(Waldenburg) und Matthäus Lilienfein (Öhringen)
der Kritik von Jakob Andreä zu. Die Kinder und
das junge Gesinde würden die Predigten ohne nähere
Erklärung nicht verstehen und nicht aufpassen kön-
nen. Um die Zuhörer aufzumuntern, sollten die
Prediger nach Anleitung von Luthers großem und
kleinem Katechismus und den Kinderpredigten
eigene Predigten halten. Dagegen wandte der Super-
intendent David Meder ein, daß die in der KO ent-
haltenen Katechismuspredigten auch für die Er-
■\vachsenen auf das einfältigste verfaßt seien und der
gemeine Mann und die Jugend durch Repetition die
Predigten behalten können. Hyso vermerkte im
Protokoll: Bleibt bey hiervoriger lanngenburgischer
vergleichung [12. November 1577] und kirchenord-
nung. Dies ist auch in der Verbesserung 1581 und
dem Öhringer Verzeichnis (Nr. 31, § 1) vermerkt.

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