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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Franz, Gunther [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0300
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25. Kirchenordnung 1578

außgewickelt sey, allein uber das haupt oder gant-
zen leib begossen werd, ist an im selbst mittelmes-
sig 21, und woit gut sein, das an einern jeden ort der
alt brauch gehalten und nicht newerung und also
auch bey den einfeltigen und unverstendigen erger-
nuß angerichtet werden möchte. [24 b]

Von der jachtauf

So ein kind durch die hebammen oder sonsten von
jemand in der not jachtauft ist, da soll der pfarrer
oder kirchendiener sich fleissig befragen bey der
person, so das kindlein getauft hat 22:

Erstlich, ob das kind, da es getauft worden, gantz
und volkommen an die welt sey geboren gewest.
Dann weil die tauf ein bad der widergeburt ist, muß
zuvor das kind einmal von der mutter volkommen
sein geboren worden.

Zum andem, womit man das kind getauft. Dann
da es nicht mit natürlichem, lautern wasser getauft,
ist es kein sacrament, alldieweil Christus zu der tauf
das element des wassers verordnet hat, Johan. 3 [5].

Zum dritten, mit was worten man das kind ge-
tauft. Dann da dise wort: Ich tauf dich im namen
Gottes, des Vatters, des Sons und des Heiligen
Geists, nach Christi befelch [Mt 28, 19] nicht ge-
braucht, ist das kind auch nicht recht getauft wor-
den.

Zum vierten, ob und was sie dem kind für einen
namen gegeben haben.

1 D: gejachtauft. — Im Nürnberger Ex. wurde beim
folgenden Abschnitt hs. in den Plural geändert.

neut ab 1578; Adolzhausen, Puppertshofen ab
1579).

21 4. Punkt wie Württ. KO 1559 (Bl. 53 b) hzw. Ha-
nauer KO 1573 (S. 17), dort aber: eyn- oder dreymal
begossen, in das wasser eingetaucht oder mit wasser
besprengt. In Hohenlohe Avurde festgelegt, daß das
Kind dreimal mit Wasser begossen werden sollte;
in weiteren Fragen soll ausnahmsweise der alte
Brauch gehalten werden (entsprechend schon unsere
Nr. 12, § 8).

22 Beginn des Abschnitts aus Dietrich (Sehling 11, 506);
nach „jachtauft ist“ hat Dietrich eine Erklärung,
daß die Taufe erst nach vollkommener Geburt ge-
schehen dürfe. Die folgenden drei Fragen ausführ-
licher bei Dietrich. Die 1. Frage entsprechend in

Zum fünften, wer darbei gewesen und ob des
kindes taufe mit zweyer oder dreyer zeugen außsag
könne bewisen werden.

So nun in solchem allen rechte ordnung gehalten
und kein mangel befunden wird, soll das kind kei-
neswegs wider getauft, sondern der christlichen
gemein, die sampt dem kind bey der kirchen versam-
let, auf solche weise befolhen werden wie volgt 23:
[25]

Vermanung zum gebet für die kinder,
so gejauchtauft 1 sind

Lieben christen 24, das kmdlein, uns allhie fürge-
bracht, ist seiner sörglichen schwachheit halben 25
im hauß im namen Gottes, des Vatters und des Sons
und des Heiligen Geists, nach der ordnung Christi
getauft worden. Hierauf, daß das heihg, hochwürdig
sacrament der tauf nit geschendet, noch Gottes wort,
darbey gefürt, ftir ein spott gehalten werde, soll es
bey der empfangenen tauf bleiben und nicht wider
getauft werden. 26Und nachdem es einen namen be-
kommen und N. ist genant worden, soll es auch
darbey bleiben (oder, da es keinen namen hat 26: L Tnd
nachdem es noch kemen namen hat, soll es N. ge-
nannt werden). Darumb sollen und wöllen wir uns
dises N. als emes rechten gelieds unsers herrn Jesu
Christi und seiner heüigen kirchen annemen.

Wir wöllen auch hören das evangelium, darinnen
sich unser lieber 27 herr Jesus Christus der kindlein
auf das freundlichst annimbt, damit wir erimrert

Württ. KO 1559 (Bl. 58a) und Hanauer KO 1573
(S. 29). Die katholische Kirche hat es für eine Pflicht
erklärt, das Kind notfalls noch im Mutterleib zu
taufen (Sehling 11, 181 Anm. 19). In einem Erb-
schaftsprozeß sagte Appolonia Lützin vor dem Ge-
richt in Elpersheim am 19. 6. 1565 aus, daß, obwohl
nur der Kopf heraus gekommen sei, „meher ermelt
kind das leben gehabt, auch von der ammen gach-
tauft worden“ (Weik C 31).

23 Dieser Satz wie Dietrich (Sehling 11, 507), die fol-
gende Yermahnung und das Gebet dagegen wie
Württ. KO 1559 (Bl. 58b-59b) bzw. Hanauer KO
1573 (S. 30-35). Geringfügige Abweichungen weisen
eher auf Württ. KO als Vorlage.

24 Württ. KO 1559: freund.

25 Württ. KO 1559: + daheimen.

26— 26 Fehlt Württ. KO 1559.

27 Fehlt Württ. KO 1559.

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