6. Kap. Von der Vesper
canten, für sich nemen c und, da sie ires verstands
halben in christlicher lehr noch unbericht und zwei-
felhaftig, sie fleissig in den sechs stücken des cate-
chismi und den artikeln christlicher lehr examinirn
und unterrichten, als:
1. Ob der mensch ein sünder seye?
2. Warumb?
3. Wie [28] vilerley sünd er habe?
4. Was er mit seinen sünden verdient?
5. Wer ime das ewig leben verdient hab?
6. Womit es ihm verdient sey?
7. Wie und wodurch er wöll selig werden?
8. Wer Christus sey?
9. Wievil Götter seyen?
10. Wievil Sacrament?
11. In sonderheit, was deß Herrn abendmal sey oder
was er darin empfahe?
12. Wozu oder warumb ers empfahe?
13. Und wie ers würdig empfahen möge? etc. 10.
Und sollen die antworten darauf auß denen frag-
stücken, die vom nutz und gebrauch des catechismi
am ende der agend gesetzt sind, gefallen oder genom-
men werden.
Welche sie nun zum gebrauch des heiligen abend-
mals tauglich finden, die sollen sie mit einer kurtzen
christlichen vermanung, so fürnemlich auf die drey
stück der christlichen buß 11 gerichtet sey, von sich
lassen. Darbey sich ein jeder getrewer und fleissiger
seelsorger nach einer jeden person leben, stand, auch
d Fehlt D (wie Brand. KO 1533).
10 Auf die 8. Frage war z.B. nach den Fragstücken
(Anhang 2) zu antworten: „Er ist der Son Gottes,
warer Gott, vom Vatter in ewigkeit gehorn und auch
ein warer mensch, von der jungfrawen Maria ge-
born, on sünd.“ Während der Öhringer Pfarrer
Lilienfein großzügiger war, stellte der General-
superintendent Meder scharfe Fragen, verlangte die
Lehre des Paulus und bei den Einsetzungsworten
den genauen Wortlaut. Er wollte keinen zum Ahend-
mahl zulassen — jung oder alt — der nicht in der
Woche zuvor bei ihm Unterricht genommen habe!
(GA 15, 15 q, Bericht vom 12. 5. 1579, Punkt 23f.) -
In der KO 1582 (Nr. 32, § B 6) wurde dem Öhringer
Protokoll 1581 (Art. 11) entsprechend das Verhör
der Kommunikanten ausführlich geregelt. — Mögner
in Langenburg wurde 1588 vorgeworfen, daß er
,,denn jungen knaben und mägdlin, so communicirn
anligen und creutz mit der straff, vermanung und
trost wird zu verhalten wissen.
Nach solchem unterricht spreche er im die ab-
solution auf nachvolgende weise:
Form der absolution 12
Der allmechtig Gott hat sich deiner erbarmet und
durch den verdienst des allerheihgsten leidens und
sterbens und auferstehens unsers herrn Jesu
Christi, seines geliebten sons, vergibt er dir alle deine
stind. Und ich, als ein beruffener diener der christ-
lichen kirchen, auß befelch un[28b]sers herrn Jesu
Christi 13, verkündige dir solche vergebung aller dei-
ner sünde im namen Gottes, des Vatters und des
Sons und des Heihgen Geists. Amen. Gehe hin im
frieden; dir geschehe wie du glaubest 14.
Ocler also:
Der allmechtig und barmhertzig Gott vergibt dir
deine sünd. Und ich, auß befelch unsers herren Jesu
Christi, anstatt der heiligen, christlichen d kirchen,
sag dich frey, ledig und loß aller deiner sünd im
namen des Vatters und des Sons und des Heiligen
Geists. Amen. Gehe hin und sündige nit mehr 15,
sondern besser dich on unterlaß. Da helfe dir Gott
16mit seinem Heiligen Geist zu 16. Amen.
Welche personen aber die sechs stück des cate-
chismi nicht sprechen können und sonsten in der
wöllen, uher die im catechismo 13 verordnete frag-
stücke noch 2 und also in gemein 15 fürhalten tue
etc.“ (Erwachsene wurden demnach von ihm ver-
schont.) Mögner hatte zusätzlich gefragt ,,Von der
hues, was sie sey und wieviel derselhen stück etc.“.
11 Reue, Glaube und gute Werke. „Dico partes esse
contritionem et fidem. Has necessario sequi debet
nova obedientia, quam si quis vult nominare tertiam
partem, non repugno.“ (Ph. Melanchthon, Studien-
ausgabe 2, 2. Gütersloh 1953, 542.) Die entspre-
chende Antwort ist auch in den Fragstücken, Ende
des 2. Hauptstückes, gegehen.
12 Beide Absolutionsformulare wörtlich aus der Brand.
KO 1533 (Sehling 11, 187). Das 1. stammt von A.
Osiander, das 2. geht auf Kaspar Kantz zurück.
13 Joh 20, 23.
14 Mt 8, 13.
15 Joh 8, 11.
ie-16 Fehlt Brand. KO 1533.
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canten, für sich nemen c und, da sie ires verstands
halben in christlicher lehr noch unbericht und zwei-
felhaftig, sie fleissig in den sechs stücken des cate-
chismi und den artikeln christlicher lehr examinirn
und unterrichten, als:
1. Ob der mensch ein sünder seye?
2. Warumb?
3. Wie [28] vilerley sünd er habe?
4. Was er mit seinen sünden verdient?
5. Wer ime das ewig leben verdient hab?
6. Womit es ihm verdient sey?
7. Wie und wodurch er wöll selig werden?
8. Wer Christus sey?
9. Wievil Götter seyen?
10. Wievil Sacrament?
11. In sonderheit, was deß Herrn abendmal sey oder
was er darin empfahe?
12. Wozu oder warumb ers empfahe?
13. Und wie ers würdig empfahen möge? etc. 10.
Und sollen die antworten darauf auß denen frag-
stücken, die vom nutz und gebrauch des catechismi
am ende der agend gesetzt sind, gefallen oder genom-
men werden.
Welche sie nun zum gebrauch des heiligen abend-
mals tauglich finden, die sollen sie mit einer kurtzen
christlichen vermanung, so fürnemlich auf die drey
stück der christlichen buß 11 gerichtet sey, von sich
lassen. Darbey sich ein jeder getrewer und fleissiger
seelsorger nach einer jeden person leben, stand, auch
d Fehlt D (wie Brand. KO 1533).
10 Auf die 8. Frage war z.B. nach den Fragstücken
(Anhang 2) zu antworten: „Er ist der Son Gottes,
warer Gott, vom Vatter in ewigkeit gehorn und auch
ein warer mensch, von der jungfrawen Maria ge-
born, on sünd.“ Während der Öhringer Pfarrer
Lilienfein großzügiger war, stellte der General-
superintendent Meder scharfe Fragen, verlangte die
Lehre des Paulus und bei den Einsetzungsworten
den genauen Wortlaut. Er wollte keinen zum Ahend-
mahl zulassen — jung oder alt — der nicht in der
Woche zuvor bei ihm Unterricht genommen habe!
(GA 15, 15 q, Bericht vom 12. 5. 1579, Punkt 23f.) -
In der KO 1582 (Nr. 32, § B 6) wurde dem Öhringer
Protokoll 1581 (Art. 11) entsprechend das Verhör
der Kommunikanten ausführlich geregelt. — Mögner
in Langenburg wurde 1588 vorgeworfen, daß er
,,denn jungen knaben und mägdlin, so communicirn
anligen und creutz mit der straff, vermanung und
trost wird zu verhalten wissen.
Nach solchem unterricht spreche er im die ab-
solution auf nachvolgende weise:
Form der absolution 12
Der allmechtig Gott hat sich deiner erbarmet und
durch den verdienst des allerheihgsten leidens und
sterbens und auferstehens unsers herrn Jesu
Christi, seines geliebten sons, vergibt er dir alle deine
stind. Und ich, als ein beruffener diener der christ-
lichen kirchen, auß befelch un[28b]sers herrn Jesu
Christi 13, verkündige dir solche vergebung aller dei-
ner sünde im namen Gottes, des Vatters und des
Sons und des Heihgen Geists. Amen. Gehe hin im
frieden; dir geschehe wie du glaubest 14.
Ocler also:
Der allmechtig und barmhertzig Gott vergibt dir
deine sünd. Und ich, auß befelch unsers herren Jesu
Christi, anstatt der heiligen, christlichen d kirchen,
sag dich frey, ledig und loß aller deiner sünd im
namen des Vatters und des Sons und des Heiligen
Geists. Amen. Gehe hin und sündige nit mehr 15,
sondern besser dich on unterlaß. Da helfe dir Gott
16mit seinem Heiligen Geist zu 16. Amen.
Welche personen aber die sechs stück des cate-
chismi nicht sprechen können und sonsten in der
wöllen, uher die im catechismo 13 verordnete frag-
stücke noch 2 und also in gemein 15 fürhalten tue
etc.“ (Erwachsene wurden demnach von ihm ver-
schont.) Mögner hatte zusätzlich gefragt ,,Von der
hues, was sie sey und wieviel derselhen stück etc.“.
11 Reue, Glaube und gute Werke. „Dico partes esse
contritionem et fidem. Has necessario sequi debet
nova obedientia, quam si quis vult nominare tertiam
partem, non repugno.“ (Ph. Melanchthon, Studien-
ausgabe 2, 2. Gütersloh 1953, 542.) Die entspre-
chende Antwort ist auch in den Fragstücken, Ende
des 2. Hauptstückes, gegehen.
12 Beide Absolutionsformulare wörtlich aus der Brand.
KO 1533 (Sehling 11, 187). Das 1. stammt von A.
Osiander, das 2. geht auf Kaspar Kantz zurück.
13 Joh 20, 23.
14 Mt 8, 13.
15 Joh 8, 11.
ie-16 Fehlt Brand. KO 1533.
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