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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Franz, Gunther [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0361
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Vermahnungen vom Abendmahl

Im dritten gebott erfodert Gott, das ein jeglicher
soll helfen, das in bestimbten feyertägen die lehr des
evangeliums gepredigt und erhalten und die befolhe-
nen gottesdienst verricht werden. Darzu hilft aber 21
der, so das abendmal in der versamlung der gemein
recht braucht. Dann Christus hat auch [222] unter
andern ursachen das nachtmal darumb verordnet,
das es soll ein stark band der embsigen versamlun-
gen der kirchen sein biß an den jüngsten tag, das
dardurch die leut gute und nötige ursachen und
gelegenheit hetten, oft zusammen zu kommen, das-
selb nach seiner ordnung zu halten, die lehr von ver-
gebung der sünden umb Christi willen zu den nach-
kommen brechten. Das zeigt Paulus an, 1. Corinth.
11 [18ff.]: So ir zusamenkommet in der gemein etc.
und setzt ein grosse verheissung darzu, das ime Gott
wölle ehrliche 22, öffentliche versamlung erhalten biß
zum ende der welt [11, 26]: So oft ir von disem brot
esset und von dem kelch des Herrn trinket, solt ir
des Herrn tod verkündigen biß er kombt. Und umb
solcher hoher nutzung willen solten wir billich oft zu
des Herrn tisch gehen 23. Was fodert 24 denn Gott in
den siben letzten gebotten in einer summa ? Das leret
Christus Matth. 22 [39], da er zum schriftgelerten
sagt: Das ander gebott ist dem gleich: Lieb deinen
nechsten als dich selbs 25. Welcher nun seinen nech-
sten recht liebet, der hat das gesetz (wie Paulus
Rom. 13 [8-10] sagt) erfüllet. Denn das da gesagt
ist: 26 Du solt nicht ehebrechen 26; du solt nicht
töten; du solt nicht stelen; du solt nicht falsche zeug-

b Für „mit welchen“ in Braunsbacher und Rupperts-
hofener Ex. hs. Änderung: durch welche mittel.

21 Hofmann: auch.

22 Hofmann: etliche; ime = sich.

23 Hofmann 1599 (S. 139f.): + Darzu wolleuns Gottsei-
nen Heiligen Geist verleihen. Amen. Octava adhorta-
tiuncula. De coena Domini ad alteram utilitatem
pertinens. Wir haben für uns den andern nutz, so die
glaubigen auß dem rechten gebrauch deß h. abend-
mals erholen, nemlich fürderung und inbrünstige
anreitzung zu allerley guten werken, die Gott von
uns in seinen geboten erfordert. Und in der nehern
vermahnung haben wir angezeigt, wie stark uns das
h. nachtmal bewege und treibe zu den hohen und
trefflichen tugenden und anmutungen, so in den
dreyen geboten der ersten tafel Mosi befohlen seyn.
Nun wollen wir jetzt ferner vernemen, wie uns das
h. nachtmal auch nicht geringe ursach und fürde-
rung gebe zum gehorsam der sieben letzten geboten

nuß geben; dn solt dich nit lassen geliisten, und so
ein anders gebott mehr ist, das wird [222 b] in disem
verfasset: Du solt deinen nechsten lieben wie dich
selbst. Die lieb tut dem nechsten nichts böses; so ist
nun die lieb des gesetzes erfiillung. Nun reitzen und
ziehen uns zur liebe gegen dem nechsten gantz stark
die zwey wesentliche haubtsttick des lieiligen nacht-
mals, nemlich der leib und das blut Christi und brot
und wein, mit welcben b uns der ware leib und blut
Christi uberantwort werden. Daher die alten das
nachtmal communionem 27, das ist gemeinschaft,
genannt haben. Dann im heiligen abendmal empfa-
hen wir alle und ein jedes in sonderheit den einigen
und volkommenen 28 leib und blut Christi, keiner
mehr, keiner weniger denn der ander. Und gleich
wie wir ein tauf, ein glauben, ein geist haben, also
haben wir im nachtmal ein einigen leib und blut
Christi 29, dardurch die glaubigen vergwist werden,
das, ob sie wol ungleiche gaben haben und ein jeg-
licher seinen eigenen leib hat, jedoch, so sind sie alle
ein emiger leib Christi 30.

Wie nun ein glied dem andern im leib dienet, also
sollen auch wir, die wir alle glider in eim leib Christi
sein, durch lieb einander alles guts erzeigen und in
allen trübsalen miteinander ein warhaftig mitleiden
haben 31. Darzu, wie auß vil körnern ein meel gema-
len, ein brot und ein kuchen gebachen wird und auß
vilen beerlein ein wein und ein trank fleust, also
[223] sollen wir auch durch die lieb gegen einander
ein brot, kuchen und trank werden, und solches nit

in der andern tafel Mosi. Das wöllen wir erstlich in
genere oder gemein und in summa, darnach auch in
specie oder insonderheit anzeigen und ein gehot
nach dem andern hesehen.

24 Hofmann: erfordert.

25 Hofmann am Rande: Luc. 10 [27].

28-26 jn Hofmann hs. ergänzt.

27 Hofmann: avvagiv: Belegt für die Teilnahme an
Leib und Blut Christi hei Johannes Chrysostomus
und in mehreren Kanones von Elvira (um 306) von
der Eucharistie (LThK 6, 410).

28 Statt „einigen und volkommenen“ bei Hofmann:
wahren.

29 Hofmann am Rande: Ephes. 4 [4f.].

30 Hofmann am Rande: 1 Cor. 12 [12 ff.]. + daran
Christus das haupt ist [am Rande: Ephes. 1 [22f.]],
weil sie mit dem einigen leib und blut Christi ge-
speist und getrenkt werden zur versicherung, daß
sie alle glieder seyn an dem leib Christi.

31 1 Kor 12, 26.

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