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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0362
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25. Kirchenordnung 1578

mit leeren worten. alleinf sondern mit der tatt und
warheit (wie Johannes leret) 32 trewlich gegen einan-
der leisten, nemlich also, das die jungen den c alten,
die kinder den eltern, die untern den öbern 33 nach
dem vierten gebott alle ehr und gebürlichen gehor-
sam leisten, angesehen, das Christus, der eingeborne
son Gottes, seinem vatter (welches wir uns auß dem
nachtmal zu erinnern haben) mit hertzlicher freud
und höchstem guten willen gehorsam geleistet hat
biß in schmehlichen tod des creutzes, da er seinen
vatter mit der aufopferung seines leibs und bluts
geehret und uns armen, elenden menschen auß
höchster lieb gedienet hat. Warumb wolten dann
wir nicht nach seinem exempel unsere obern auch
lieben und willigen gehorsam in allen gebürlichen
sachen leisten?

Damach so sollen wh’ auch auß dem heiligen
abendmal zu dem gehorsam des fünften gebotts in-
briinstige anreitzung fassen, nemlich, das wir unsern
nechsten an 34 leib undleben nicht beleidigen, weder
mit neid und haß im hertzen, noch mit giftigen
lesterworten oder mit der faust und tatt selbs, son-
der in beschützen und beschhmen, sein leben helfen
retten, sovil es unser beruff zulesset. Dann das hehig
nachtmal erinnert uns, das Christus [223 b] gantz
williglich sein leib und leben hab für uns, die wir
seine feind waren, der sünden halb in tod hingeben,
auf das er uns vom tod erlöset, das wh nicht mit
leib und seel in die hell geworfen, sondern das ewig
leben haben möchten.

Neben dem soll uns auch billich das nachtmal zur
keuschheit, die Gott im sechsten gebott erfordert,
bewegen und von aller unzucht und büberey 35 ab-
schrecken. Dann wir werden durch das nachtmal
versichert, das wir glider Christi sein 36. Warumb
woiten wir denn so keck sein, das wh die giider

c So Hofmann. Hohenlohische KO: die.

32 Hofmann am Rande: 1. Johan. 3 [18].

83 Zum Gehorsam gegenüber den Vorgesetzten vgl.
Luthers Auslegung des 4. Gebots (BSLK 596).

34 Hofmann: + seinem.

35 Hier nicht Päderastie (Grimm 2, 465), sondern all-
gemein sexuelle Unzucht. Die Beteiligten hiefien
Bube und Bübin.

Christi nemen und machten hurenglider darauß,
wie Paulus sagt ? 37

Uber solches sollen wir auch verursacht werden
durch das nachtmal, das wir unserm IPerrn Gott
nach dem sibenden gebott williglich gehorchen und
niemand sein gut unredlich 38abnemen, sondern vil
mehr den alten, armen und dürftigen milte hand-
reichung von unsern gütern reichen 38, dieweil
Christus uns armen, verdampten leuten geholfen
und erlöset hat, nicht mit gold oder silber, sonder
mit seinem köstlichen leib und blut 39, und uns da-
mit die ewige güter erworben.

Ferner, so werden wir auch auß dem abendmal
vergwist, das wir glider Christi sein, der die warheit
ist. Darumb, so wir seine glider wöllen bleiben, so
müssen wir nach dem achten gebot die lügen (deren
der Teufel ein vatter ist) 40 fliehen und der warheit
[224] uns fleissigen. Dann gleich wie Christus und
der Teufel also können sich auch die lügen 41 und die
warheit 41 nicht beyeinander leiden.

Letztlich, weil Christus mit eitel reinen gedanken
dem Vatter in unser erlösung in seinem leiden und
erfüllung des gesetzes gedienet, sollen wir auch,
sovil müglich, alle unreine gedanken nach dem
neunten und zehenden gebott außschlagen und mit
heiligen gedanken umbgehen etc.

Also habt ir gehört, wie ein reichen nutz wir auß
dem nachtma.l erholen mögen, nicht allein in der
sterkung des glaubens, sondern auch in der fürde-
rung und zunemung des 42 heiligen, christlichen
lebens. Darumb wir höchsten fleiß sollen brauchen,
das wir das heilig abendmal wirdiglich in rechter
buß und glauben empfahen und uns also der erzelten
nutzbarkeit teilhaftig machen. Darzu wölle uns
Gott seinen Heiligen Geist verleihen. Amen.

36 Vgl. 1 Kor 10, 16.

37 Hofmann am Rande: 1. Cor. 6 [15].

38-38 Hofmann: abschweissen, sondern den armen...
gütern tun.

39 Hofmann: seinem teuren... blut. Vgl. Luthers
Kleinen Katechismus (BSLK 511).

40 Hofmann am Rande: Johan. 8 [44].

41-41 jn Hofmann hs. ergänzt.

42 Hofmann: im.

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