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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0366
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25. Kirchenordnung 1578

Furs ander wöllen wir ferner 17 hören, wie wir uns
im andern hauptstück der buß, nemlich im glauben,
recht prüffen und beweren sollen. So erfordert nun
der glaub, das wir das heilig evangelium, welches
summa im heiligen nachtmal begriffen ist, sollen für
die gründliche, göttliche warheit halten und ver-
mög und inhalts desselben warhaftiglich und vest
glauben, das Jesus Christus 18 von Nazareth, der son
Mariae, allein der eingeborne son Gottes und der
verheissene messias und Christus sey, durch welchen
wir allein zu gnaden Gottes kommen und das ewig
leben haben mögen.

Es muß auch ein jeglicher, der sich in disem an-
[229]dern stiick der buß recht prüffen will, nicht
allein in gemein 19 glauben, das Jesus Christus der
welt einiger heiland und erlöser sey und den patriar-
chen, propheten, aposteln und andern heiligen leu-
ten zugehöre, sondern, wie er in sonderheit für sein
person die absolution empfehet und mit seinem eig-
nen mund für sein person und für kein andern b den
leib und blut Christi nimbt, also ist es auch gantz
nötig, das er glaub warhaftiglich und vestiglich,
Jesus Christus sey sein heiland und hab auch seine
sünd durch die vergiessung seines bluts gnugsam
gebüst und bezalt, und auch in erlöst von dem ewi-
gen tod, und das ewig leben im erworben durch die
hingebung seines leibs in tod. Durch disen glauben
werden wir nicht allein gerecht für Gott umb
Christi willen 20, sondern sein auch gantz geschickt
und bereit, das nachtmai des Herrn zu unserm nutz
und heil zu empfahen.

Darauß können wir nun leichtlich schliessen, das
hei'g'cgcn dise beiderley geschlecht 21 der menschen,

b In Braunsbacher und Ruppertshofener Ex. hs.
Zusatz: durch die eußerliche mittel brots und
weins.

17-17 Hofmann 1599 (S. 157f.): Das verleyhe uns Gott
allen. Amen.

Undecima concio, in qua tractatur de altera parte
poenitentiae scilicet de fide. Ihr geiiebten im Herrn
Christo. Nachdem wir noch handeln vom wirdigen
gebrauch deß h. nachtmals, welcher allein besteht
in rechter christlicher buß und bekerung, so erfor-
dert die nohtturft, daß wir der haupstück der buß
ein guten verstandt haben, sie tief zu hertzen füren,
wol erwegen und bedenken, darmit wir uns nach der
lehr Pauli recht prüfen und also das nachtmal
Christi wirdiglich zu unserm heil und seligkeit emp-
fahen mögen. Hierauf haben wir zum nehermal vom

sovil das ander hauptstück der buß belangt, zum
nachtmal ungeschickt und unbereit sein.

Nemlich zum ersten die, so da vermeinen und hal-
ten, Christus hab nit volkommenlich unser siind ge-
biist und alle gnad bey dem Vatter erworben, son-
dern der mensch müß auch seine sünde durch eigene
gute werk büssen und, was im mangelt, bey den
heiligen [229 b] suchen. Dann solche leut, ob sie wol
Christum mit seinem gehorsam und verdienst nicht
allerdings hinlegen 22 und verwerfen, jedoch so geben
sie Christo nit gnugsamlich, noch volkömmenlich
sein gebürende ehr, und nemen nicht mit recht-
schaffenem glauben an das evangelium von unserm
herrn Christo, welches kurtzer inhalt im abendmai
verfasst ist, nemlich das Christus sein leib und leben
für ire erlösung und entledigung 23 vom ewigen tod
und erwerbung des ewigen lebens hingeben und sein
blut zu volkommener abwaschung aller irer un-
reinigkeit, sünden und gottlosen wandels und lebens
vergossen hab. AVelches der heiligen schrift stracks
entgegen, dem ampt messiae und rechter ehr
Christi schmehlich, als were es nur ein halber und
nicht ein gantzer volkommener heiland, so doch der
vat.ter vom himel im zeugnuß geben und gesagt, er
sey sein geliebter son, an dem er ein wolgefallen
hab 24, und er unser herr am creutz, als er mancher-
ley grewliche und erschröckliche, geistliche und
leibliche leiden mit höchster gedult getragen, gesagt
hat [Joh 19, 30]: Es ist alles volbracht, und darauf
das haubt geneigt und sein geist aufgeben hat. Und
Johannes [1 Joh 1, 7] sagt: Das Blut Jesu Christi
reiniget. uns von allen sünden. Und abermals
[1 Joh 2, lf. ] 25: Wir haben einen fürsprecher bey

ersten teil der buß bericht geben und angezeigt,
welche der erkäntnuß, auch rew und leid der sünd
halb das h. nachtmal wirdig zu empfahen geschickt
und welche herwiderumb irer frechen, mutwilligen
sicherheit und heuchlischer, vermeinter heiligkeit
halb ungeschickt und untüglich seyn, den heiligen
leib und blut unsers herrn Jesu Christi im nachtmal
nützlich zu gebrauchen. Nun wöllen wir jetzund
kürtzlich.

18 Fehlt Hofmann.

19 = allgemein.

20 Hofmann: + gehalten.

21 = Menschenarten, -klassen.

22 = abtun, beiseiteschieben.

23 = Befreiung.

24 Hofmann am Rande: Matt. 3 [17]; 17 [5].

25 Hofmann am Rande umgekehrt: 1. Joh. 2., 1. Joh. 1.

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