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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0367
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Vermalinungen vom ATbendmalil

dem vatter, Jesum Christum, der gerecht ist. Und
derselb ist [230] die versönung für unsere sünd, und
nicht allein für die unsere, sondern auch für cler
gantzen welt.

Zum andern, sovil das ander hauptstück der buß,
nemlich den glauben an Christum betrifft, so sein
auch alle die ungescliickt, den leib und blut Christi
niitzlich zu empfahen, welche an der gnad und
hulde Gottes zweifeln, cwie die papisten leren, oder
verzweifeln 0, wie Judas und andere, von welchen
Johannes der Apostel 26 sagt, das sie Gott zum lüg-
ner machen. Dann sie glauben nicht den zeugnussen,
in denen Gott von seinem son zeuget, das er uns
durch ihn das ewig leben gegeben hab. Also wer clen
son mit einem rechten glauben hab, der hab auch
das leben, und herwiderumb, wer den son durch den
glauben nicht hab, cler hab auch das leben nicht.

Dernnach, so last uns nach rechter ernstlicher er-
kantniß und rewe der sünden trachten 27, an Gottes
volkommener gnad, die allein in Christo Jesu ge-
gründet ist, keineswegs zweifeln, sondern in für un-
sern volkommenen und gnugsamen heiland, erlöser
und bezaler unserer sünden 28 halten, auß clem glau-
ben zu seinem tisch, sein heiligs fieisch und blut zu
niessen, tretten, so werden wir darauß unsern glau-
ben sterken, im christlichen leben gebessert werden
und unser heil und seligkeit essen und trinken. Das
verleihe uns Gott allen. Amen. [230 b]

Die VIII. vermanung

Was ferner zur wirdigen priiffung gehört
und widerlegung der irrigen meinungen

Zum nehern mal aber haben wir angezeigt, wie wir
uns in der Jehr von der buß, welche begreift erkent-

e-c In Braunsbacher Ex. gestrichen.

26 Zu Judas Mt 27, 3--5. Hofmann am Rande: 1. Johan.
5 [10-12].

27 Fehlt Hofmann.

28 IJofmann: + für den warhaftigen Glott und ewiges
leben. Am Rande: Rom. 9 [14ff.]; 1. Johan. 5 [11].

1 Überschrift und Beginn bei Ilofmann 1599 (S. 163):

Duodecima concio. De coenae dominicae falsis

opinionibus vitandis et cavendis. IJeut acht tag

haben wir angehört, wie wir uns im andern haupt-

stück der buß, nemlich im.

2-2 Jlofmann: heiligen christlichen glaubens, sintemal

der hohe artikel von der rechtfertigung deß glau-

nuß und ernstliche rew der sünden und clarnach
clen * 1 glauben an unsern herrn Christum, prüffen
sollen, damit wir das abendmal wirdig empfahen
mögen. Dise prüffung schleust aberferner in sich alle
artikel unsers 2 christlichen glaubens. Item, sie 2 be-
greift auch in sich ein rechten, christlichen verstand
und meinung, beides vom wesen, nutz und gebrauch
des heiligen abendmals und hinlegung aller irrigen
meinungen, so dem heiligen nachtmal inhalts seiirer
einsetzung entgegen sein.

Vom ersten hören wir teglich bericht in den ge-
wönlichen predigten und were zu lang und villeicht
unbequem, jetztmals davon zu leren. Vom andern
aber will sich gebüren, das wir ein kurtzen bericht
tun, ehe wir clie handlung vom heiligen nachtmal
beschliessen. Hierauß soll sich ein jeder vom wesen
des nachtmals also prüffen, das er kein bepstische
oder schwermerische 3, sonder ein reclite, christliche
meinung und glau[231]ben hab, welcher gegründet
sey in worten des abendmals.

Die leut irren sich, so da vermeinen, sie empfahen
das 4 nachtmal recht, wann sie es nach der römi-
schen knchen gewonheit unter einer gestalt allein
empfahen. Dann solcher wohn 5 ist ein einsetzung
des nachtmals, dem exempel der ersten kirchen 6 und
noch heutiges tags dem vorbild der Griechen und
Armenier stracks entgegen und ungemeß. Er hat
auch 7 nit vergebens vom gebrauch des kelchs hinzu-
gesetzt das wörtlein: alle, dardurch er niemand, er
sey priester oder leye, so sich priiffen kan, hat auß-
schliessen wöllen. Dann gleich wie wir alle sünder
sein, also dörfen 8 wir auch alle des bluts Christi, dar-
durch er aller menschen sünd gebiist und bezalt hat.
Darumb soll sich ein jeder also prüffen, das er solche
bäpstische lehr, clas der gebrauch des einen teils des

bens das recht fundament und grund ist aller ande-
rer artikel. Diese prüfung.

3 Um 1530 wurden die Gegner Luthers im Abend-
mahlstreit wie Zwingli, Karlstadt, Ökolampad als
„Schwärmer“ bezeichnet. Jetzt sind vor allem die
Calvinisten gemeint.

4 IJofmann: + gantz.

5 = Nebenform von Wahn = (falsche) Meinung.

6 Die Kommunion unter einerlei Gestalt setzte sich
erst seit dem 12. Jh. im Abendland durch (RGG 1,
27).

7 Statt ,,Er hat auch“ bei Hofmann: Es hat auch der
herr Jesus.

8 = bedürfen.

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