Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0521
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
H. Ordnung der Deutschen Schule

der unwill und unverstand zeitlich heygelegt, er seines
ausstands vergnuegt 21 und der liebe frid wider ange-
richtet und also das gantze werk unverhindert vort-
getriehen werd.

Sie sollen auch samht dem schuelmeister und denen,
so darzu gehören, dartzu verholfen sein, damit die
legata zu hestimpter zeit und maß nach der testa-
torum willen voltzogen und außgespent werden.

[... Die 2.-4. Kapitel werden nicht abgedruckt.]

Das funfte capitel

Von der gottseeligkeit, catechißmo, gesang
und gehett in kirchen und schulen

[... Die Einleitung und der Abschnitt ,,Yom singen,
heten und vorsprechen“ werden nicht ahgedruckt.]

Yom gesang in der kirchen

Dieweil das kirchengesang nicht allein zur zier und
wollstand, sonder Gott zu lob und ehrn in der christ-
hchen gemein soh erhalten werden, soll der deutsch
schuehneister zu solchem auch eifrig und willig sein.

Eß soll aher gemelter c schuelmeister das gesang am
sonntag in der ampt- und mittagspredigt 22 wie auch in
feyertagen nehen der lateinischen schuel und die abend-
predigt im spital altzeit uber viertzehen tag, wie auch
am montag und mittwochen allein mit seinen knahen
eintweder in eigner person oder durch sein proviso-
rem 23 versehen. Damit aher gleichwoll die schuel-
jugend desto weniger versaumht werde, soll der schuel-
meister mit den knaben nach verrichtem gesang und
verleßnem text am montag und mittwochen wider

c B: + teutscher.

21 = damit er für sein ausstehendes Schulgeld Genüge,
Ersatz erhält (Grimrn 12. 1, 463).

22 Hauptgottesdienst um 8 und Katechismuspredigt
um 12 Uhr.

23 = Hilfslehrer.

24 Martin Stötters Deutsche SchulO. 1579 A: Was dann
das kyrchengsang hetrifft, muß ich alle sontag vier-
maln mit meinen schulern versehen [Vor- und nach-
mittags vor und nach der Predigt], mich auch mit
demselhigen nach den festen und nach dem text der
evangelien jederzeit richten, item alle montag, mitt-
wochen und, so feyrtag darzwischen, zu den predig-
ten singen, wölchs der schul nicht wenig nachtailig;
doch damit desto weniger damit versaumbt, nem ich
vor der predig ein roth [= Haufen], und nach ver-
richtung des gsang geh ich wider mit inen zur schul,
und zu end der predig nem ich ein andere roth und

hinausgehn, auch die wochen ein nicht mehr dann unge-
fehrlich funfzehen knahen zum gesang uf einmal neh-
men und auch mit denselben abwechseln, also das an-
dere vor und andere nach der predigt das gsang helfen
verrichten 24.

Was er zu jedertzeit singen soll

Er soll sich vermög unser kirchenordnung 25 jeder-
tzeit soviel muglich befleissen, solche psalmen zu singen,
die mit den gewöhnlichen evangeliis und der haubtlehr
der predigt ubereinstimmen.

Er soll sich auch am sontag mit dem organisten zuvor
underreden und vergleichen, was er singen wöll, damit
es kein confuss und unordnung geb.

Am sontag vor der amptpredigt, sobald die lateini-
schen das figmalgesang geendet 26, soll er ein psalmen
singen, als: O Here Gott begnade mich etc. oder: Eß
ist das heil uns kommen her etc. 27 und dergleichen.

Nach verleßnem gebett, catechißmus und capitel
vorm altar singt er: Kom Heiliger geist etc. oder: Nun
bitten wir den Heiligen Geist etc., Ohristi ist erstan-
den 28. Nach der predigt das letzt gesang des vorigen
psalmen als: Sey lob und ehr mit hohem preiß 29 oder
dergleichen etwas kurztes.

Und[er] der aus[s]pendung des nachtmals unsers
herrn Christi singt er: Gott sey gelobet 30 und was sich
sonsten darzu reimet.

In der mittags- oder catechißmuspredigt singt er
nach vollendtem lateinischen gesang und der orgel ein
stuck des catechißmi als: Diß sind die heiligen zehen
gebott etc., den Glauben oder Vatter unser im himmel-
reich etc. 31. Nach solchem: Nun bitten wir etc. Nach
der predigt wider ein gesatz oder zwei etc. An den ge-
meinen feyertagen singt er anstatt des psalmen: Wir

beschleuß damit die predig, das also durch solch ab-
wechslung in der schul desto weniger mangel ur-
schainen [ = erscheinen] kan, meinet und auch der
schuler halben etc.

25 KO 1578, Nr. 25, Kap. 2 (S. 265f.).

26 Zum Figural der lateinischen Schüler siehe KO 1578,
Nr. 25, Kap. 2 (Beginn).

27 WacJcernagel 3, Nr. 120 (M. Greiter) und EKG 242
(R. Speratus).

28 EKG 98 (vorref. und Luther); EKG 99 (vorref. und
Luther); EKG 75 (12. Jahrh.).

29 Vers 11 (und 12) des eben genannten: Es ist das Heil
uns kommen her. Zur häufigen Verwendung siehe
Sehling 11, 753 (Hof 1592). Eine Strophe wird sonst
„Gesetz“ bezeichnet, während „Gesang“ das ganze
Kirchenlied bezeichnet (Fischer 3, 441 f.).

30 EKG 163 (Luther).

31 EKG 240 (Luther); Wir glauben all an einen Gott,
EKG 132 (Luther); EKG 241 (Luther).

503
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften