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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0694
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56. Erb- und Teilungsverträge 1609-1615

einen gewißen tag zu Öringen oder einem andern
ort, wie man sich deßen miteinander zu vergleichen,
zusamen kommen 16 und beyweßend der gemeinen
räte die befundene fehl und mängel bedenken, wie
alle eingerißene unordnung und waß wiederig vor-
gangen abzustellen oder daß unrecht zu straffen, dar-
uf alßdan aller orten ohne einigen verzueg die ge-
liörige gepür verfuegt werden solle, darmit also der
gottesdienst, kirchen- und schuelordnung, wie sol-
che albereit bey der graveschaft angericht 17, auch
kunftiger zeit in der graveschaft rein, lauter und
unverfelscht erhalten werden.

Geistliche lehenschaft zu manutenirn 18 und
die suspendirte geistliche jurisdiction in
der graveschaft nirgends einfuhren zu
lassen

Ferner sollen wir, sowoln auch unßere nachkom-
men, erben und erbnehmen gegeneinander verbun-
den sein, die geistliche lehenschaft, jura patronatus,
pfarrlich herrlich- und gerechtigkeit, sampt allem
deme, waß von unsern wolseeligen vorältern und
andern auß christlicher andacht zur kirchen, schu-
len, underhalt deß ministerii und schueldiener ge-
stiftet, gewidmet und verordnet worden, in vleißi-
ger ufacht haben, darmit daran nichts verzogen,
geschmälert noch geringert, sondern vielmehr die
anzahl gebeßert und vermehret werden. Sonderlich
aber, nachdem craft religionsfriedens praetensa
spiritualis jurisdictio et jura episcopalia ufgeho-

16 Öhringen als Stadt in gemeinsamem Besitz. In
der RegimentsO. 1609 ist auch Künzelsau genannt.
Durch Käufe war Ilohenlohe bis 1598 an führende
Stelle unter den Künzelsauer Granerben gerückt.
{Werner Nowack: Die Ganerbschaft Künzelsau. Diss.
Tübingen [um 1966], 95.) Es soll also jährlich ein
Generalsvnodus zur Beratung der Visitationsproto-
kolle der ganzen Neuensteiner Linie abgehalten wer-
den.

17 In der RegimentsO. 1609 schreibt Graf Wolfgang:
,,wie wir solche angericht haben“. Der folgende Ab-
schnitt findet sich nicht in der RegirnentsO.

18 Geistliche Lehenschaft = Patronatsrechte, das
Pfarrbesetzungsrecht und besonders die Einkünfte

ben, daß wir und unßere nachkommen in der grave-
schaft obrigkeit und gebiet dergleichen wiederumb
einzufuhren keineswegs zugeben, zusehen oder ge-
statten wöllen, sondern unß vielmehr dergleichen
wiederigen anmaßen, es beschehe das heimblich
oder offentlich, ernstlich totis viribus wiedersetzen
und von unßern wolseeligen voreltern erlangten,
auch craft religionsfriedens in denn reichsconstitu-
tionen bestettigten rechtens der freyen, ohnge-
sperten geistlichen administration und waß deren
ferners anhengig, in unßerer grave- und herrschaften
liegende stift, clöster, kirchen und schuelen jederzeit
halten, exerciren und gebrauchen 19.

Bestellung deß weltlichen regiments
Allerhand ordnung im politischen regiment

Soviel nun vor daß ander die bestellung des poly-
tischen regiments belangt, nachdeme wir grave
WolfTgang mit verleyhung göttlicher gnaden aller-
hand nutzliche ordnungen in hofhaltungs-, cantz-
ley- und cammersachen anstellen und solche biß da-
hero bey unßerer regirung also continuirn laßen 20,
alß werden wolermelte unßere freundliche, hebe
söhne sich deroselben ebenmeßig zu der graveschaft
nutzen, ufnehmen und wolfarth zu gebrauchen
wißen; darmit also gleich, wie in dem geistlichen,
also auch in dem polytischen regiment ein löblich,
rülnnbliche gleichheit zvdschen ihnen gehalten und
dergestalt uf ihre nachkommenschaft propagirt
werden.

der Pfarrei; manutenere = handhaben, verteidigen,
behaupten.

19 Im Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurde der
tatsächliche Besitzstand zur Zeit des Passauer Yer-
trages 1552 garantiert. Da Hohenlohe erst später die
Reformation durchgeführt hatte, forderte der Würz-
burger Bischof ab 1575 die Rückgabe des Stiftes
Öhringen, des Kiosters Schäftersheim und von 36
Pfarren und Benefizien. Seit 1598 lief der Prozeß vor
dem Reichskammergericht in Speyer (PA 95, 3, 13).

20 Die Kanzlei-(rmd Kammer-)Ordnung vom 23. 4.
1608 stellt eine Bearbeitung derjenigen von 1588
(und 1607) dar (PA 116, 2. Ganzliorn, Diss. 51).

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