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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0107
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5. Katechismus für Schwäbisch Hall [1528]

Frag: Was ist dann die gerecht hand Gottes?
Antwort: Die gerecht hand gottes ist der almechtig
gwalt, wie geschriben ist, Psal. 118 [16]: |Bva| Die
recht hand Gottes thuot wunder, die recht hand Got-
tes erhöhet mich. Act. 17 [Apg 17,27-28]: Gott ist
nit ferr von unserm yegklichem, dann in im schwe-
ben, leben und seind wir.
Frag: Was nutzt dir der glaub dises Articuls?
Antwort: Dahin nutzet er mir, das ich in allem an-
fechten und widerwertigkait, im leben und im todt,
mich frisch und dapffer dörff auff meinen herren Je-
sum Christum als ain gegenwertigen helffer und
beystender verlassen und vertrösten, und mich nie-
man[d], weder Engel noch fürstenthumb noch kain
creatur, mag von seiner lieb und gwaltigen hand ab-
füren. Auch das ich gwiß bin, das ich ain fürspre-
chen hab vor dem angsicht gotes, der mich für mein
sund verdritt, Roma. 8 [38-39], Hebre. 9 [15].
Der VII. Articul
Frag: Wie versteest du den Articul „Von dannen er
zuokünfftig ist, zuo richten die lebendigen und to-
dten“?
Antwort: Also, das un- | Bvb | ser herr Christus am
jungsten tag eben in solcher form und gstalt, wie er
von seinen Jungern auff dem berg im Galileischen
land auffgefaren, gesehen ist worden. Also werd er
sich widerumb erzaigen, Nit der mainung, das er
yetz nit auch bey uns sey und dazumal allererst
kommen werd, sonder das er, nach dem er yetzund
verborgenlich, unsichtbarlich, alle ding erfült und
überal regiert, werd dazumal sichtbarlicher weyß
erscheynen und sich erzaigen und das urtail spre-
chen, den frommen das ewig leben, den bösen die
ewig verdamnuß.
Frag: Was versteest du durch „die lebendigen und
todten“?
Antwort: Etlich versteen durch „die lebendigen“ die
Juden, welche haben den rechten, waren, lebendigen
got angebet, und durch „die todten“ die Hayden,

welche haben die todten Abgötter angebet. Das aber
die todten für die Hayden mögen verstanden wer-
den, das haben wir grundt, Jo. 5 [25]: Warlich, sag
ich euch, spricht Christus, das die todten (das ist:
die Hayden) werden hören die stimm des sun gottes,
und | Bvia | die sy hören werden, die werden leben.
Also auch S. Petrus, 1. Pet. 4 [6], die todten für die
Hayden nimpt, so er spricht, Das auch das Evan-
gelion den todten verkündigt sey. Das aber durch
„die lebendigen“ die Juden verstanden werden, ne-
men wir darauß, das sy den lebendigen Got geert
und angebet haben. Ettlich aber versteen durch „die
todten“ die abgestorbnen und durch „die lebendi-
gen“ die jhenigen, so von dem jungsten tag noch
lebendig ergriffen werden, von welchen Paulus
schreibt, 1. Cor. 15 [51-52]: Wir werden nit all ent-
schlaffen, wir werden aber all verwandelt werden,
und das pletzlich und in ainem augenblick zur zeyt
der letsten Busawnen17.
Frag: Was nutz lernstu auß dem glauben diß Ar-
ticuls?
Antwort: Zum ersten lern ich darauß die forcht Got-
tes, mich von sünden abzuwenden, das ich nitt auch
mit den verdampten in das ewig fewr geworffen
werd. Zum andern faß ich ain groß freud darauß,
das sollichs urtayl mir für mein ellend unnd jamer,
die ich hie auff erden | Bvib | leyden muoß, ain ewige
kron der herligkait auff wurd setzen, wie Paulus
sagt, 2. Timoth. 4 [7-8]: Ich hab ain guotten kampff
gekempfft. Ich hab den lauff vollendet. Ich hab
glauben gehalten. Hinfürt ist mir beygelegt die kron
der gerechtigkait, welche mir geben wirdt der Herr,
an jhenem tag, der gerecht richter. Nit mir aber al-
lain, sonder auch allen, die seine erscheynung lieb
haben.
Der VIII. Articul
Frag: Was ist der hailig gayst, so du sprichst „Ich
glaub in den hailigen gayst“?
Antwort: Er ist die drit person im götlichen wesen.

17

Posaunen.
 
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