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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0190
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Schwäbisch Hall

O Allmechtiger Gott, der du der ellenden seufftzen
nicht verschmehest und der betrübten hertzen ver-
langen nicht verachtest, Sihe doch an unser gebeet,
welches wir inn unser not vor dir fürtragen und er-
höre uns gnediglich, das alles, so beid, von Teuffeln
und menschen, wider uns strebt, zu nichte und nach
dem rathe deiner güte zertrennet werde, auff das
wir, von aller anfechtung unversert, dir inn deiner
Gmain dancken und dich alzeit loben, durch
|LXXVIa| unsern Herrn Jesum Christum, der mit
dir in einigkeit deß heiligen Geists lebt und regieret,
warer Gott inn ewigkeit, AMEN.
Nach verlesung eins dieser vorgeschriebnen Gebeet
sol folgen ein kurtz gsang, darauff die Epistel des
selben Sontags oder Feyertags, und, so es die zeit
erleiden wil, leere der Pfarher daraus ein kurtze
Summ, was der kirchen zu underweisung dienstlich
ist. Darnach singe man widerumb ein kurtz Geist-
lich lied. Und, so Communicanten vorhanden seyen,
sol darauff das Abentmal aller ding, wie oben in sei-
nem Capitel angezeigt149, gehalten werden. Auch, so
der Communicanten vil seyen, sol die kirch under
der Communion ein geistlich teutsch lied singen.
Darauff folget die Predig, welche auch mit verle-
sung deß gmeinen beets, wie oben angezeigt150,und
mit verkündigung der Feyertagen und anderen zu-
fälligen sachen, auch mit dem gsang, wo es die zeit
erleiden wil, und gmeinen segen beschlossen werden
sol.
Es bedencke auch ein yetlicher Pfarher auff den
Dörffern, ob es seiner kirchen nutzlicher sey, die
Communion vor oder nach der Predig zuhalten, dar-
nach mag er sich richten. So aber kein Comunicant

i Bis hierher fehlen die Gebete, siehe oben, S. 168, Anm. h.
149 Siehe oben, S. 136.

vorhanden, sol | LXXVIb | nach verlesung der Epis-
tel und gsang die Predig mit obgesagtem be-
schlus151 folgen.
Nach mittag, am Sontag, umb eylff ur, sollen die
Pfarher auff den Dörffern den Catechismum mit al-
lem fleiß halten und on grosse ehehaffte ursach nicht
underlassen. Er sol aber gehalten werden wie hie-
oben angezeigt152, nemlich das ye einen Sontag umb
den andern, den einen Sontag der Catechismus
gantz verlesen und hernach ein stück nach dem an-
dern für und für explicirt und außgelegt, Den an-
dern Sontag die kinder auffgestelt und verhöret wer-
den sollen. Man sol auch vor und nach dem Ca-
techismo etliche Teutsch Psalmen und geistliche lie-
der singen.
Was dann die Sontäglich und Feyertäglich Ves-
per inn den Dörffern belangt, sol es zu eins yetlichen
Pfarhern wolgefallen gestelt sein, die selb mit einer
kurtzen predig und Psalmen nach gelegenheit seins
Pfarvolcks zu halten oder zu underlassen. So aber
ein gmeine not vorhanden, sollen die Pfarhern sich
fleissigen, die Litaney zur Vesper oder bey dem Ca-
techismo oder zum morgen ampt vorab, so zur sel-
ben zeit nicht Communicanten vorhanden, zuhal-
ten. Es sol auch auff den Palmtag die gantz Historia
deß Passions, zu zweyen oder dreien malen außge-
teylt, inn einer yetlichen Pfar dem Pfarvolck inn der
kirchen fürgelesen werden.
So sol auch hernach in der Charwochen auff den
Grünen donnerstag oder Charfreytag ein pre-
|LXXVIIa| dig von dem gebrauch unnd nutz deß
Passions gethon werdeni.

150 Siehe oben, S. 142.
151 Siehe oben, S. 163.
152 Siehe oben, S. 163.

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