10. Kirchenordnung 1543/1615
jAm Wercktag
Inn der Stadt sol alle tag on den Sambstag ein Pre-
dig mit vorgehendem Latinischen gesang inn der
Pfarkirchen zu Sanct Michel153 gethon werden.
Nach der predig aber sollen entweder die kinder ge-
taufft oder das Nachtmal gehalten oder die Eheleut,
so solche vorhanden seyen, eingesegnet werden. Und
so dises keins vorhanden, sol man etlich Latinisch
Psalmen sampt der Antiphonen singen und ein Ora-
tion mit seinem gebürlichen beschluß verlesen.
Am Donnerstag sol nach der predig die Litaney ge-
sungen und das Gebeet, auff die gegenwürtige not
gerichtet, verlesen werden.
Inn der kirchen der Dörffern sol ein yetlicher
Pfarher auffs wenigst ein mal inn der wochen an ei-
nem gelegenem wercktag predigen, vorab, wann ein
gegenwürtige not erheischt, die Litaney zu halten
und sonst kein ander Feyertag inn der wochen istj
I LXXVIIb I
Von den Kranckenk
Wiewol die leiblich kranckheit nicht alweg tödtlich
ist und vil aus der kranckheit durch Gottis gnad
widerumb gnesen, yedoch hat die kranckheit von
wegen der sünd ein solche natur, das sie nicht allein
den leib, sonder auch die seel beschweret und jagt in
das gwissen die forcht deß todts und ewiger verdam-
nus. Darumb bedarff der kranck deß kirchen-
dienstsl, das er inn seiner anfechtungm getröst
undn inn rechtem vertrawen zu Gott durch Jesum
Christum erhalten werde. oDer trost aber geschicht
beid, mit leer und reichung deß Sacraments des Ab-
entmals. Was nuon die leer bey den krancken belan-
η Entwurf 1614, KO 1615: 2. Tim. 2, V. 15 [Vgl. Eph 1,13],
j-j Entwurf 1614, KO 1615: An Wercktagen, wie man es
daran mit dem Gottesdienst halten soll. In der Statt
wirdt inn der Wochen alle Tag, außgenommen den
Sambßtag, Morgens ein Predigt gehalten, doch mit vor-
gehendem Teutschem Gesang und nachfolgendtem Ge-
meinen Gebett und Segen. Am Montag im Kloster, zun
Barfüssern genannt [,,zun Barfüssern genannt“ fehlt
Entwurf 1614], so ferrn auff den nächstfolgenden Tag
kein Feyertag einfällt (welches auch von den andern Pre-
digten, so im Kloster und zu S. Michel gehalten werden,
soll verstanden werden). Am Dienstag zu S. Michel, da
dann auch nach der Predigt die Kinder getaufft und die
newen Eheleuth, so sie anderst vorhanden seind, einge-
segnet werden. Am Mitwochen zu S. Katharina, wann in
der Wochen kein Feyertag oder Hochzeit Predigt für-
fällt, da dann auch die Kindtstauff (so eine vorhanden
ist), verricht wirdt. Es wirdt am Mitwochen auch zu
S. Nielaus ein Predigt gehalten. Am Donnerstag aber-
mals zu S. Michel, da dann auch nach der Predigt die
geto, were zu lang, hierinn sonderliche form unnd
ordnung zustellen, Dann es ist ein grosser under-
schied under denn krancken: Einer ist ungefärlich,
der ander offentlich, tödtlich kranck, einer ist des
rechten glaubens wol bericht, der ander nicht, einer
ist gedultig, der ander ungedultig, einer ist er-
schröckt durch die sünd und förcht die verdamnus,
der ander last im den gegenwürtigen leiblichen we-
hetag die gröst anfechtung sein. Hierin gebüret es
einem kirchendiener, sich mit psei- |LXXVIIIa| ner
leerp nach gelegenheit der person zuhalten und das
wort der warheit, wie Sanct Paulus sagtη, recht auß-
Litaney gesungen und ein Collect, der Zeit [gemeint ist:
im Kirchenjahr] gemäß, verlesen, auch die Kindtstauff
verrichtet wirdt. Am Freytag abermals im Kloster. Item
Zu S. Johans, wann in der Wochen kein Feyertag oder
Hochzeit Predigt [Entwurf 1614 gestrichen: oder leich-
predigt] fürfällt.
Auff dem Land soll in der Wochen, wann kein Feyertag
etc. fürfällt, an einem gelegenen Tag auch geprediget
und die Litaney verlesen werden, sonderlich, wann ein
gemeine Noth vorhanden ist.
k Entwurf 1614, KO 1615: Krancken, so das H. Abendt-
mal begeren, wie es bey denselben soll gehalten werden.
l Entwurf 1614, KO 1615: Kirchendiensts, Underrichts
und Trosts.
m Entwurf 1614, KO 1615: anfechtung underrichtet und.
n KO 1615: und also.
o-o Entwurf 1614, KO 1615: Wie aber die Krancken zu un-
derrichten und zutrosten.
p-p Entwurf 1614, KO 1615: seinem Underricht und Trost.
153 Siehe oben, Anm. 129.
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jAm Wercktag
Inn der Stadt sol alle tag on den Sambstag ein Pre-
dig mit vorgehendem Latinischen gesang inn der
Pfarkirchen zu Sanct Michel153 gethon werden.
Nach der predig aber sollen entweder die kinder ge-
taufft oder das Nachtmal gehalten oder die Eheleut,
so solche vorhanden seyen, eingesegnet werden. Und
so dises keins vorhanden, sol man etlich Latinisch
Psalmen sampt der Antiphonen singen und ein Ora-
tion mit seinem gebürlichen beschluß verlesen.
Am Donnerstag sol nach der predig die Litaney ge-
sungen und das Gebeet, auff die gegenwürtige not
gerichtet, verlesen werden.
Inn der kirchen der Dörffern sol ein yetlicher
Pfarher auffs wenigst ein mal inn der wochen an ei-
nem gelegenem wercktag predigen, vorab, wann ein
gegenwürtige not erheischt, die Litaney zu halten
und sonst kein ander Feyertag inn der wochen istj
I LXXVIIb I
Von den Kranckenk
Wiewol die leiblich kranckheit nicht alweg tödtlich
ist und vil aus der kranckheit durch Gottis gnad
widerumb gnesen, yedoch hat die kranckheit von
wegen der sünd ein solche natur, das sie nicht allein
den leib, sonder auch die seel beschweret und jagt in
das gwissen die forcht deß todts und ewiger verdam-
nus. Darumb bedarff der kranck deß kirchen-
dienstsl, das er inn seiner anfechtungm getröst
undn inn rechtem vertrawen zu Gott durch Jesum
Christum erhalten werde. oDer trost aber geschicht
beid, mit leer und reichung deß Sacraments des Ab-
entmals. Was nuon die leer bey den krancken belan-
η Entwurf 1614, KO 1615: 2. Tim. 2, V. 15 [Vgl. Eph 1,13],
j-j Entwurf 1614, KO 1615: An Wercktagen, wie man es
daran mit dem Gottesdienst halten soll. In der Statt
wirdt inn der Wochen alle Tag, außgenommen den
Sambßtag, Morgens ein Predigt gehalten, doch mit vor-
gehendem Teutschem Gesang und nachfolgendtem Ge-
meinen Gebett und Segen. Am Montag im Kloster, zun
Barfüssern genannt [,,zun Barfüssern genannt“ fehlt
Entwurf 1614], so ferrn auff den nächstfolgenden Tag
kein Feyertag einfällt (welches auch von den andern Pre-
digten, so im Kloster und zu S. Michel gehalten werden,
soll verstanden werden). Am Dienstag zu S. Michel, da
dann auch nach der Predigt die Kinder getaufft und die
newen Eheleuth, so sie anderst vorhanden seind, einge-
segnet werden. Am Mitwochen zu S. Katharina, wann in
der Wochen kein Feyertag oder Hochzeit Predigt für-
fällt, da dann auch die Kindtstauff (so eine vorhanden
ist), verricht wirdt. Es wirdt am Mitwochen auch zu
S. Nielaus ein Predigt gehalten. Am Donnerstag aber-
mals zu S. Michel, da dann auch nach der Predigt die
geto, were zu lang, hierinn sonderliche form unnd
ordnung zustellen, Dann es ist ein grosser under-
schied under denn krancken: Einer ist ungefärlich,
der ander offentlich, tödtlich kranck, einer ist des
rechten glaubens wol bericht, der ander nicht, einer
ist gedultig, der ander ungedultig, einer ist er-
schröckt durch die sünd und förcht die verdamnus,
der ander last im den gegenwürtigen leiblichen we-
hetag die gröst anfechtung sein. Hierin gebüret es
einem kirchendiener, sich mit psei- |LXXVIIIa| ner
leerp nach gelegenheit der person zuhalten und das
wort der warheit, wie Sanct Paulus sagtη, recht auß-
Litaney gesungen und ein Collect, der Zeit [gemeint ist:
im Kirchenjahr] gemäß, verlesen, auch die Kindtstauff
verrichtet wirdt. Am Freytag abermals im Kloster. Item
Zu S. Johans, wann in der Wochen kein Feyertag oder
Hochzeit Predigt [Entwurf 1614 gestrichen: oder leich-
predigt] fürfällt.
Auff dem Land soll in der Wochen, wann kein Feyertag
etc. fürfällt, an einem gelegenen Tag auch geprediget
und die Litaney verlesen werden, sonderlich, wann ein
gemeine Noth vorhanden ist.
k Entwurf 1614, KO 1615: Krancken, so das H. Abendt-
mal begeren, wie es bey denselben soll gehalten werden.
l Entwurf 1614, KO 1615: Kirchendiensts, Underrichts
und Trosts.
m Entwurf 1614, KO 1615: anfechtung underrichtet und.
n KO 1615: und also.
o-o Entwurf 1614, KO 1615: Wie aber die Krancken zu un-
derrichten und zutrosten.
p-p Entwurf 1614, KO 1615: seinem Underricht und Trost.
153 Siehe oben, Anm. 129.
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