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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0198
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Schwäbisch Hall

melreich einnemen und ewig seligkeit haben. Da-
rumb sollen wir von seinetwegen unserm Herrn und
Gott fleissig dancken und bitten, das er uns auch
wöl rechte erkantnus Christi durch den heiligen
Geist verleyhen, darmit wir den todt uberwinden
und im todt zum rechten, ewigen leben erhalten
werden, durch Jesum Christum, unseren HERRN,
Amen.
Sprecht ein Vater unser, etc.w170 LXXXVb |
xEin ander Leich predig
Nach dem der Allmechtig Gott aber ein mal unser
lieben freundt einen mit gnaden aus diser welt er-
fordert und zu sich genommen, wir auch zu dessel-
ben begrebnus inn Gottis namen aus Christlicher
lieb versamlet seyen, So wöllen wir zu unserm trost
unnd heil das Evangelion von Lazaro, den Christus
von todten hat aufferweckt, hören, und schreibt der
Evangelist Johannes im eylfften Capitel [21-27] al-
so: Martha sprach zu Jesu: Herr, werestu hie gewe-
sen, mein bruoder wer nicht gestorben. Aber ich weis
auch noch, das, was du bittest von Gott, das wirt er
|LXXXVIa| dir geben. Jesus spricht zu ir: Dein
bruder sol aufferstehn. Martha spricht zu im: Ich
weis wol, das er aufferstehen wirt in der aufferste-
hung am jüngsten tag. Jesus sprach zu ir: Ich bin die
Aufferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt,
der wirt leben, ob er gleich stürbe. Und wer do lebt
und glaubt an mich, der wirt nymmer mehr sterben.
Gleubstu das? Sie spricht zu im: Herr, ja, ich glaube,
das du bist Christus, der Son Gottis, der inn die welt
kommen ist.
Inn disem Evangelio verheist Christus Marthe,
ir bruoder Lazarus sol widerumb vom todt erstehn,
hat in auch hernach, als er bereit vier tag im grab
gelegen, vom todt aufferweckt. | LXXXVIb |
Nun hat Christus mit solchem grossen wunder-
werck nicht zuverstehn geben wöllen, als solt ein jet-
Der gesamte Abschnitt fehlt Entwurf 1614, KO 1615.
170 Mt 6,9-13.

licher nach vier tagen seines todts widerumb, gleich
wie Lazarus, vom todt in dieses leiblich unnd zer-
genglich leben aufferstehn, Sonder er hat hiemit
wöllen versichern und bestetigen die warheit seins
Evangelions, welches er auch hierin mit wenig wor-
ten in ein kurtze Summa gefast und gsagt: Ich bin
die aufferstehung und das leben. Wer an mich
glaubt, der wirt leben, ob er gleich stürbe, und wer
do lebt und gleubt an mich, der wirt nicht sterben
ewiglich171.
Dann wiewol der todt von der sünde wegen ein
sehr heßlichen und grausamen anblick hat und nach
seiner art |LXXXVIIa| die ewig verdamnus mit-
bringt, yedoch dweil Christus die sünd gebüst hat
unnd dem todt durch sein urstendt entrunnen ist, So
hat er dem todt sein krafft unnd gewalt also gar
genommen, das ein jetlicher, der an in gleubt und
seinem leib als ein glidmas durch den glauben zuge-
thon wirt, sol im todt erhalten werden und durch
den todt zu dem ewigen leben eingehn. Sanct Paulus
spricht: Christus ist von todten aufferstanden und
der erstling worden under denen, die da schlaffen,
seitemal durch einen menschen der todt unnd durch
einen menschen die Aufferstehung der Todten
kompt. Dann gleich wie sie in Adam all gestorben,
also werden sie in Christo all lebendig gemacht
|LXXXVIIb| werden, ein jetlicher aber in seiner
ordnung: Der erstling Christus, darnach die Chris-
tum angehören, wenn er komen wirt172. Darumb sol
der Todt deren, die in dem leib Christi durch den
glauben verfast seyen, nicht für ein solcher todt ge-
halten werden, das er verderblich und verdamlich
sey, sonder das er vor Gott köstlich geacht werde
und von Christo zu einem eingang des rechten le-
bens und ewiger herligkeit geweicht und geheiliget
worden sey. Dann obwol der leib inn der Erden vor
der menschen augen vergeht und verfaulet, So er-
helt doch der Almechtig Gott das leben. Und gleich
wie das körnlin, so geseyt wirt, vorhin inn der Erden
er-| LXXXVIIIa | stürbt und hernach frucht bringt,
also hat auch Gott verordnet, das der verwesen leib
171 Joh 11,25-26.
172 1Kor 15,20-23.

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