10. Kirchenordnung 1543/1615
des menschen widerumb gewißlich herfür zu dem le-
ben kommen sol173. Und ist die Götlich, ewig war-
heit, das eben diser leib widerumb vom todt durch
die krafft Gottis aufferstehn wirt, Aber es werden
im nicht mehr die leiblich mengel und gebrechen an-
hangen, sonder er wirt begabt mit grösserer herlig-
keit, denn kein mensch durch eigne vernunfft er-
greiffen kan. Der heilig Paulus spricht: Es wirt ge-
sehet verweßlich und wirt ufferstehn unverweßlich.
Es wirt gesehet in unehr und wirt |LXXXVIIIb|
aufferstehn in herligkeit. Es wirt geseet inn schwa-
cheit und wirt aufferstehn in krafft. Es wirt geseet
ein natürlicher leib und wirt aufferstehn ein geistli-
cher leib. Und bald hernach: Der erst mensch ist
von der erden und irdisch, der ander mensch ist der
Herr vom Himel. Welcherley der irdisch ist, solcher-
ley sind auch die irdischen, und welcherley der Hi-
melisch ist, solcherley sind auch die Himelische.
Und wie wir getragen haben das bild des irdischen,
also werden wir auch tragen das bild des Himeli-
schen174. Auch schreibt der Evangelist Johannes
also175: Wir sindt nun kinder Gottis, und ist noch
nicht erschienen, das wirs sind. Wir wissen aber,
wenn es erscheinen wirt, das wir im |LXXXIXa|
gleich sein werden, dann wir werden in sehen wie er
ist.
Dweil dann uns so grosse, uberschwengliche herlig-
keit inn Christo Jesu zubereitet ist und wiewol wir
unserer frumbkeit halben gegen Gott unverdient
seyen, jedoch haben wir von wegen JESU Christi,
an den wir glauben, nichts gewissers, denn die erlö-
sung vom todt und urstendt176 zu der ewigen selig-
keit, So sollen wir solche herlich urstendt auch inn
diesem zeitlichem leben an uns durch den heiligen
Geist fruchtbar sein lassen, das wir von den sünden
aufferstehn und ein unsträflichen wandel füren,
darmit wir nit mit unglaubigem verzagen und zit-
l Entwurf 1614, KO 1615: Lucae 7, V. 11 [11-15].
y-y Entwurf 1614, KO 1615: Ein Leich Predigt, Welche bey
dem Begräbtnuß eines Jungen Kinds mag fürgelesen
werden, wo es noch diser Zeit gebräuchlich ist. Vorrede.
z Entwurf 1614, KO 1615: Jungen Kinds.
a Entwurf 1614, KO 1615: zubedencken: Ists ein Junges
Söhnlein, so lese man das volgendt Evangelium.
tern, sonder mit frölichem gwissen auff die
|LXXXIXb | zukunfft177 unsers lieben Herrn Jesu
Christi warten könden.
Und nach dem unser lieber freund, mit des Leich
wir gangen seyen, inn unsern Herrn Jesum Chris-
tum getaufft und Jesum Christum für seinen eini-
gen, rechten Heilandt bekant hat, So seyen wir gu-
ter hoffnung, er seye auch in den todt und urstendt
Jesu Christi verfast, das er inn Christo hab verzei-
hung aller seiner sünd und entpfahe mit Christo und
allen heiligen das erb und freud des ewigen lebens.
Darumb sollen wir seinethalben unserm Herrn
Gott dancken und bitten, das er uns auch in rechter
erkant-| XCa | nus Christi erhalte und sein urstendt
an uns krefftig in leben und todt erscheinen las, das
helff uns Gott, Amen.
Beetent und sprechent ein Vater unser,
etc.x178
yEin ander Predig, inn eins Jungen Gesellen
oder DochterLeichy
Wir haben uns jetz zu eins Jungenz begrebnus inn
Gottis namen aus Christlicher lieb und mitleiden
versamlet. Und dweil wir nichts nutzlichers noch
tröstlichers schaffen könden, denn uns inn Gottis
wort zu uben, auch unsers HERRN Christi leer und
wunderwerck zubedenckena, | XCb | So wöllen wir
hören das heilig Evangelion, das derb Evangelist Lu-
cas im siebenden Capitelι beschrieben hat: Es begab
sich, das Jesus gieng inn ein Stadt mit namen Nain
und seiner Jünger giengen viel mit im und viel
volcks. Als er aber nahe an das Stadtthor kam, Sihe,
da truog man einen todten heraus, der ein einiger Son
war seiner mutter, und sie war ein Witwe, und viel
b KO 1615: der H.
173 1Kor 15,35-36.
174 1Kor 15,47-49.
175 1Joh 3,2.
176 Auferstehung.
177 Wiederkunft.
178 Mt 6,9-13.
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des menschen widerumb gewißlich herfür zu dem le-
ben kommen sol173. Und ist die Götlich, ewig war-
heit, das eben diser leib widerumb vom todt durch
die krafft Gottis aufferstehn wirt, Aber es werden
im nicht mehr die leiblich mengel und gebrechen an-
hangen, sonder er wirt begabt mit grösserer herlig-
keit, denn kein mensch durch eigne vernunfft er-
greiffen kan. Der heilig Paulus spricht: Es wirt ge-
sehet verweßlich und wirt ufferstehn unverweßlich.
Es wirt gesehet in unehr und wirt |LXXXVIIIb|
aufferstehn in herligkeit. Es wirt geseet inn schwa-
cheit und wirt aufferstehn in krafft. Es wirt geseet
ein natürlicher leib und wirt aufferstehn ein geistli-
cher leib. Und bald hernach: Der erst mensch ist
von der erden und irdisch, der ander mensch ist der
Herr vom Himel. Welcherley der irdisch ist, solcher-
ley sind auch die irdischen, und welcherley der Hi-
melisch ist, solcherley sind auch die Himelische.
Und wie wir getragen haben das bild des irdischen,
also werden wir auch tragen das bild des Himeli-
schen174. Auch schreibt der Evangelist Johannes
also175: Wir sindt nun kinder Gottis, und ist noch
nicht erschienen, das wirs sind. Wir wissen aber,
wenn es erscheinen wirt, das wir im |LXXXIXa|
gleich sein werden, dann wir werden in sehen wie er
ist.
Dweil dann uns so grosse, uberschwengliche herlig-
keit inn Christo Jesu zubereitet ist und wiewol wir
unserer frumbkeit halben gegen Gott unverdient
seyen, jedoch haben wir von wegen JESU Christi,
an den wir glauben, nichts gewissers, denn die erlö-
sung vom todt und urstendt176 zu der ewigen selig-
keit, So sollen wir solche herlich urstendt auch inn
diesem zeitlichem leben an uns durch den heiligen
Geist fruchtbar sein lassen, das wir von den sünden
aufferstehn und ein unsträflichen wandel füren,
darmit wir nit mit unglaubigem verzagen und zit-
l Entwurf 1614, KO 1615: Lucae 7, V. 11 [11-15].
y-y Entwurf 1614, KO 1615: Ein Leich Predigt, Welche bey
dem Begräbtnuß eines Jungen Kinds mag fürgelesen
werden, wo es noch diser Zeit gebräuchlich ist. Vorrede.
z Entwurf 1614, KO 1615: Jungen Kinds.
a Entwurf 1614, KO 1615: zubedencken: Ists ein Junges
Söhnlein, so lese man das volgendt Evangelium.
tern, sonder mit frölichem gwissen auff die
|LXXXIXb | zukunfft177 unsers lieben Herrn Jesu
Christi warten könden.
Und nach dem unser lieber freund, mit des Leich
wir gangen seyen, inn unsern Herrn Jesum Chris-
tum getaufft und Jesum Christum für seinen eini-
gen, rechten Heilandt bekant hat, So seyen wir gu-
ter hoffnung, er seye auch in den todt und urstendt
Jesu Christi verfast, das er inn Christo hab verzei-
hung aller seiner sünd und entpfahe mit Christo und
allen heiligen das erb und freud des ewigen lebens.
Darumb sollen wir seinethalben unserm Herrn
Gott dancken und bitten, das er uns auch in rechter
erkant-| XCa | nus Christi erhalte und sein urstendt
an uns krefftig in leben und todt erscheinen las, das
helff uns Gott, Amen.
Beetent und sprechent ein Vater unser,
etc.x178
yEin ander Predig, inn eins Jungen Gesellen
oder DochterLeichy
Wir haben uns jetz zu eins Jungenz begrebnus inn
Gottis namen aus Christlicher lieb und mitleiden
versamlet. Und dweil wir nichts nutzlichers noch
tröstlichers schaffen könden, denn uns inn Gottis
wort zu uben, auch unsers HERRN Christi leer und
wunderwerck zubedenckena, | XCb | So wöllen wir
hören das heilig Evangelion, das derb Evangelist Lu-
cas im siebenden Capitelι beschrieben hat: Es begab
sich, das Jesus gieng inn ein Stadt mit namen Nain
und seiner Jünger giengen viel mit im und viel
volcks. Als er aber nahe an das Stadtthor kam, Sihe,
da truog man einen todten heraus, der ein einiger Son
war seiner mutter, und sie war ein Witwe, und viel
b KO 1615: der H.
173 1Kor 15,35-36.
174 1Kor 15,47-49.
175 1Joh 3,2.
176 Auferstehung.
177 Wiederkunft.
178 Mt 6,9-13.
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