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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0202
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Schwäbisch Hall

herrn, denen dise Kirchenordnung zugebrauchen be-
volhen, ausserthalb des Superattendenten und der
verordneten Visitatorn oder deß järlichen Synodi
radt hierinn nichts eigens gefallens und gutbedun-
ckens, fürnemlich inn den haubt puncten, on ehe-
hafft und notwendig ursach verendern sollen. Dann
wiewol die gaben des heiligen Geists mancherley
seyen und zu mehrer mal dem geringsten höhere ga-
ben denn dem fürtreflichsten aus Gottis gnad mit-
geteylt werden, Jedoch, dweil Sanct Paulus sagt,
Die Geister der Propheten seyen denn Propheten
underthon, und Gott sey nicht ein Gott der unord-
nung, sonder deß frides, das alles ordenlich unnd
züchtiglich zugeheπ, So wurdt sich kein Gotsfürch-
tiger, verstendiger Kirchendiener beschweren, seiner
ordenlichen presidenten und mitdiener Christi radt
zu pflegen und dem selben gepürlichen zufolgen. Der
weltlichen Oberkeit satzungen, so zuerhaltung eus-
serlichs fridens, gmeiner burgerlicher policey und er-
barkeit verordnet seyen, werden vom heiligen Geist
mit dem titel Gottis ordnung gezieretρ und darneben
bevolhen, sie nicht allein umb | XCVIb | der straff,
sonder auch umb deß gwissens willen zu haltenο.
Wie solt es sich denn gepüren, das solche Kirchen-
ordnung, so nicht auß eignem erdachtem gutbe-
duncken, ablaß der sünden durch das volnbracht
werck zu verdienen, sonder aus vermög Gottis
worts, dardurch das heilig Evangelion Christi or-

π Entwurf 1614, KO 1615: 2. [1.] Cor. 14, V. 32 [32-33],
ρ Entwurf 1614, KO 1615: Rom. 13, V. 2.
ο Entwurf 1614, KO 1615: Ibid. V. 5.
τ Entwurf 1614, KO 1615: Rom. 10, V. 4.

m-m Entwurf 1614, KO 1615: Damit aber dieser unserer Kir-
chen Ordnung fürohin desto steiffer und vester nachge-
setzet unnd dieselbe unverbrüchlich gehalten werde,
auch nit allein die jetzige, sondern auch alle künfftige
Kirchendiener inn unser Obrigkeit wissen, daß sie der-
selben nachzukommen verpflichtet und verbunden sey-
en, so [In Entwurf 1614 gestrichen: sollen alhie zu endte
aller und jeder jetziger unsers Gebiets Kirchendiener
Namm und Zunamen sampt dem dienst, welcher ihr je-
der dieser Zeit in unserer Kirchen träget, ordentlich ver-
zeichnet und gesetzt werden. Es] soll dise unsere Kirchen
Ordnung durch einen jeden Kirchendiener inn unser Ob-
rigkeit beyde, in der Statt und auff dem Landt, welche
jetzo im Kirchendienst seind [Entwurf 1614 gestrichen:
und noch inskünftig darein kommen möchten] mit ihren

denlich zu predigen und die heiligen Sacrament
nutzlich außzuteylen, fürgenommen und auffge-
richt, solt frevenlich und muotwilliglich verkeret und
verendert werden? Dann hiemit je allein dahin ge-
sehen wurdt, das der recht Glaub inn unsern Herrn
Jesum Christum als inn unsern einigen Heyland,
von welches wegen wir allein vor Gott gerecht er-
kentτ, auch die Christlich lieb, so je einer gegen dem
andern zu uben verpflicht ist, gepflantzt und täglich
inn uns gemehret werde, mDas helffe uns der Al-
mechtig, barmhertzig Gott durch seinen lieben Son
JESUM CHRISTUM sampt der krafft deß heiligen
Geists, AMEN. | XCVIIa |
I. Corinth. XIIII [26]: Wenn ir zusamen kompt,
so hat ein jetlicher Psalmen, er hat leere, er hat zun-
gen, er hat offenbarung, er hat außlegung. Lasset es
alles geschehen zur besserung.
Und hernach: Lasset alles züchtiglich und orden-
lich zugehn.183
Ende. | XCVIIb |
Gedruckt in der Keyserlichen Reichstat Schwä-
bischen Hall Durch Pancratium Quecken184, ANNO
M.D.XLIIIm

eygnen Händen underschriben werden. Deßgleichen sol-
len fürohin alle die Jenige und dero Jeder insonderheit
thun, welche künfftig in unsern Kirchendienst, es seye
inn der Statt oder auff dem Landt, angenommen und
bestellt werden sollen, damit also nit allein wir Uns ge-
gen Ihnen desto mehrer volge unnd Gehorsams hierun-
der zuversehen haben, sondern auch under Ihnen, den
Kirchendienern selbst, desto mehr Eynigkeit gepflantzet
und erhalten werde. Und seind Wir als die Obrigkeit ge-
gen allen und jeden unsers Gebiets Kirchendienern, wel-
che diser unser Kirchen Ordnung mit gebürenden Tre-
wen und Fleiß nachkommen werden, solches mit Gunst
und allem Gutem zuerwidern, wolgeneigt. [In Entwurf
1614 folgt die Liste mit den Namen der Kirchendiener]
ENDE.
Gedruckt zu Ulm durch Johann Meder. M.DC.XV. [Zu
Johann Meder siehe Benzing, Buchdrucker, S. 471].

183 1Kor 14,40.
184 Siehe oben, S. 111 Anm. 1.

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