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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0339
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16. Kirchenordnung 1543

wirt es nicht thon, dieweil er sie will gerecht ma-
chen. Es wirt Jesus Christus nicht thon, der für sie
gestorben ist, ja der auch von todten aufferstanden
ist und sitzt zur gerechten hand Gottes, unns zu ver-
tretten, wie zu den Romern am 8. cap. [34] stet. In
anfechtungen, das inen schwerlich ist, aus disem le-
ben zu schaiden, soll man inen fürhalten wie der hei-
lig Paulus, 2. Cor. 5. cap. [1], schreibt: Wir wissen,
das, wenn unnser irdisch haus, dise wonung, zer-
bricht, wir ein haus, das ewig ist, im himel haben,
etc. Besonnder soll man sie vermanen, das sie dise
kranckheit nicht allein für den willen gottes, sonder
auch für den gutten, gnedigen willen gottes sollen
annemen mit aller gedult, dann dieweil er erkennt
unnser gewissen, psalmo ciii, und wir seind das werk
seiner hend, wirdt er ja seiner hennde werk nicht
verachten, etc.p
Von begräbnussen
Hatt ein Er. w. f. Rath beschlossen, das, so jemand
zum grab soll bestättigt werden, ein gloggen geleut
werd, nicht allein das sie freundt, gut gunner unnd
nachbauren zur leicht34 beruffen, sonder auch, das
sonnst mennigklichs wie unnser leben ein spann lang
unnd wie der mensch, gleich wie das blumlin auf
dem veld, welck wirt35 und gleich wie ein wasserblas
urplitzlingen36 vergeet, erinnert werdt.

Arme Schüler belangen
Dieweil die lateinische die edlest und kostlichste
sprach ist, dardurch alle gute sitten und kunst er-
lernet, die heillig, gottlich schrifft grunthlich begrif-
fen und gestudiert unnd gott merklichen und frucht-
parlichen globt und gebrisen, auch sein wort auß-
gepreitet unnd gepflantzet wurdt, unnd aber viel
junge darzu daugenlich, die nit ring darzu fruchten,
ja auch, wo sie daran befurdert und in geholffen
würdt, ganzen communem durch außlegung und
predigen der löblichen leer und gottlichen schrifft
zum vortheil und seligkheit fürstendig sein megen
unnd aber armut halb verligen unnd die studia ver-
lassen müssen, Derowegen hatt ain Erber rhat be-
dacht, das den armen schulern, so hieher khommen,
widerumb den partem zu singen gegont werdenn,
auch der schulmeister von denselben khain precium
nemen soll.
Diesen Kirchenbegriff unnd fürnemung gemelter
ordnung hatt ain Ersamer, weiser rath diser statt,
erstlich zu lob des allmechtigen, ewigen gottes, dan
zu pflanzung der gottseligkhait zu der kirchen, zu
welcher dem spruch Pauli nach alles erelich und ord-
lich geschehen und gehalten werden sollen37, ange-
fangen im namen Gottes, dem sey lob, eer und
danckh in ewigkhait, Amen.

34 Zur Leiche, zum Leichenzug. 36 Urblitzig — plötzlich, vgl. Grimm, DWb 24, Sp. 2392.
35 Vgl. Jes 40,7-8; Jak 1,10-11. 37 1Kor 14,40.

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