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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0373
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1. Reformationsratschlag für den Städtetag in Ulm 1524

aBäpstlicher applasa
Römischer applas, gott hab ewygs lob, ist sunst by-
nach allen christglöbigen oder doch demm mertail
alß ain geltluder25 |33v | verachtlich worden, derhal-
ben on not, den selbigen wyter zu reformieren.
bReservation ettlicher sünd und besondrer fälenb
Christenlich und billich wär es, das offennliche
schand und eergerliche laster ouch offennlich gebüst
und gebessert wurdind, wie dann in anfang der kir-
chen ain loblicher bruch gewesen. Dwyl aber bäbst,
bischoff und ander gaistlich genant prelaten inen
söllich offennlich buß mitt gelt habend laussen ab-
lösen und inc selbs ettlich fäl, wie inen wol gefallen,
vorbehalten, das dann fürohin söllichs abgestelt und
weder absolution noch kain ander erber dispensa-
tion mitt gelt dumb syd erkofft, sonder die offenli-
chen laster aintweders, wo sy nach brüderlicher
ewangelischer vermanung nitt abgestelt, mitt demm
christenlichen appostolischen ban26 oder sunst von
weltlicher oberkait dest mitt grösserm uffsechen
und rüchee gestrafft werdind.
fEelich sachenf |34r |
Diewyl nach den worten Christi, was gott zusam-
men gefügt hautg, der mensch nitt fug noch
gwalth zeschaiden27 und aber bysher an dem ort
greissenlich durch bäbstlicher recht satzung wyder
göttlich recht gehandlet, vyl zertrennt, das zusam-

a-a B: Von Bäpstlichem Geltluderischem Applas.
b-b B: Das die Gaistlich genanten gelt fur die buß der offen
sund genomen, inen auch sonder fel zustraffen vorbehal-
ten, Aber besser, offen laster nach Evangelischer art ab-
zustellen oder von der oberkait zustraffen, das solch ubel
vermitten pleyben.
c B: inen.
d-d B: von [in der folgenden Lücke von anderer Hand:] ih-
nen.
e B: ruhe.
f-f B: Ein Rat, wie es in eesachen, auch in Zusamenfugung
oder schidung der selben gehalten werden solt.
g Fehlt B.
h B: gwalt hat.

men gehört, vyl zusammen gefügt, das vor gott ge-
trent isolt sini, welches dann zu grusammen verder-
ben der seelen geraicht und in christenlicher erber-
kait nitt den geringsten nachtail gebracht haut, söl-
lend hinfür söllich eelich sachen nach götlichem
rechten (alß billich) entschaiden und durch mensch-
lich fräfel oder satzung hierinn nichts ungegrundts
gehandlet werden. Und wa man söllichs by den bi-
schoffen vermöcht, das sy an demm ort nach demm
gotzwort richten und nitt aygnen satzungen nach-
faren weltind, das dann inen gestatt werde, söllich
eehendel zu entschaiden, wa aber nitt, das man in
söllicher treffenlicherj sach mer gott dann sy vor au-
gen hab und in yeder statt ettlich gschrifft versten-
digen, gotzförchtigen mennern söllich sachen zerich-
ten bevelche nach ußwysung der |34v | haylgen, göt-
lichen geschrifft, uß welcher all eehäfftig ursach der
schydung, der Staffelk28 und blutsipschafft, schwa-
gerschafft, ouch ander hyndernuß halb nach not-
turfft erkundiget, ouch all infallend irrig fäl nach
cristenlicher billichait entschaiden mügind werden,
damitt nitt allain grosser unkost und langes umb-
ziechen vor gericht, sonder ouch gefar der seelen, da
meer angelegen, vermitten belyb.
Von unnutzem gotzdienstl
Es ist bysher vil von menschen erdichtetm gotts-
diensts under christenlichem schin ingerysen und
uffgericht, welher ainstails, on das er gantz unnütz
und von falscher achtung wegen der gaystlichkait
verfürig und schädlich, ouch gemainer welt, inson-

i-i Fehlt B.
j B: treffenlicher, wichtiger.
k A: tafel.
l B: gotzdienst und aigen furnemen, wie die nach Rat fro-
mer, gelerter lewt geordnet oder abthon werden moch-
ten.
m B: erdachts.
25 Geldverschwendung, vgl. Grimm, DWb 12, Sp. 1232.
26 Vgl. Mt 18,15-18.
27 Mt 19,6.
28 Mit Staffel (Stufe) ist der Verwandtschaftsgrad gemeint,
vgl. Grimm, DWb 17, Sp. 515.

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