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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0374
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Konstanz

ders aber demm armen man uberlegen und be-
schwärlich ist, alß dann synd so vyl firtagen, deren
frucht von den stenden imm xxviij. artickel orden-
lich und nach notturfft erzellet sint29. Item so vyl
kirchen fastag, so by demm bann oder christenlicher
gehorsam zu vasten gebotten wärdend, |35r | dessg-
lichen ettlich verbottne spyß zu besondern tagen
item etlich verbottne zyten, welhes alles von den
menschen erdicht und, so man gelt gibt, nachgelaus-
sen ist, derhalben es sunst in vermög christenlicher
fryhait alles uffgehebt und mitt bewylgung der bi-
schoff, wo man die nach flyssigem anhalten haben
mag, oder wa nitt, sunst abgethan sol werden nach
ansechen und ordnung dappfrer, gelerter undn from-
mer menner, die hierinn wie ouch in andren artik-
keln gut, geschrifftförmig ordnungen, in den sich die
stett fürohin mitt ainandren verglichtind, machen
möchtindo.
Also möcht man sich ouch entschliessen ainer
gemaynen form und wyß in raychung und bruch der
sacrament, insonderhait auch der meß, in welher
bysher der gröst und gefärlichest mißbruch gewesen,
deß glichen in ubung alles andern usserlichen gotz-
diensts, welhen söllich verordnet menner gruntlich
ermessen und nach demm gelegnesten und demm
wort gottes amm aller aynlichisten ordnen und an-
richten wurdind, und sölte der bischoff gwalt, den
sy, wie Paulus30 sagt, allain zu bessrung und uffbu-
wung empfangen |35v | habend, hierinn nach under-
tänigem ansuchen irer bewilgung kains wegs entses-
sen werden.

n Fehlt B.
o B: möchtind. [Überschrift:] Das sich einer gemeinen
weys in raichung des Sacraments und der meß, auch an-
dern eusserlichen gotsdiensten nach ansuchung der Bi-
schoff unentsitzlich zugeprauchen und entslißen were.
p-p B: Das kein geding, concordat oder vertreg etlicher Stet
mit irn Bischoffen wider gotlich ere und hail der Sel
crafft haben moge, burgerlich sach hindan gesetzt.
q B: dieselben.
r-r Fehlt B.
s B: weder.
t-t B: Wie das bessertail zeitlicher guter an die gaistlich ge-

pVon concordaten und verträgen ettlicher stett
mitt iren bischoffenp
Wie wol aber ettlich stett mitt den bischoffen der-
maussen ayngung und verträg uffgericht und ange-
nommen habend, daß sy syq in irer gaystlichen ju-
risdiction kainswegs verhindren rwellind undr söl-
lend, muß doch daby allweg uß cristenlicher billi-
chait fordrung verstanden werden, so fer sy sich ires
gwaltz und gaistlichen oberkait nitt mißbruchind,
dann wa sy das thünd, habend söllich stett wyslich
und cristenlich zu gedencken, das kain geding oder
vertrag, wyders göttlich eer und hayl der selen uff-
gericht, krafft haben sol oder mag, darumb sy sich
ouch under vermayntem schin söllicher unpündiger
verträg von irem gegründten christenlichen fürnem-
men kains wegs söllend laussen abtriben. Was aber
allain burgerlich und ander zytlich sachen anrürt,
sol nach gepürlichait und pruch, wie billich, gehal-
ten werden. |36r |
tVon unnützenstifftungent
Wie hochlichu die welt durch vil unnütz stifftungen
der pfrunden, vigilien, messen, kirchengeschmuck,
ewige liechter und derglichen uß gefärbtem fürge-
ben, pfaffen und munck allenthalb beschwärdt und
bynach alle zytliche güter oder doch der vyl meer
und besser tayl der selbigen an die gaistlich genan-
ten gewachsen sygind, von den sy doch uppenk-
lich31 und lästerlich mitt menklichs verergrung ver-
schlungen werden, ist on not nach der leng zu erzel-
len. Diewyl aber söllichs gut alles under gaystlichem

nanten durch Stifftung, Jartag und ander gaistlich
schein gewendt, das solichs widerumb durch geschickt
cristenlich weg zu besserm nutz der armen und erhaltung
gemeiner cristenlichen ampter gezogen und braucht wer-
den sol.
u Verschrieben: hoflich.
29 DRTA.JR III, S. 665. Auf den angegebenen Sachverhalt
bezieht sich jedoch Artikel 25.
30 Tit 1,7-9.
31 Üppiglich = übermäßig, eitel, vgl. Grimm, DWb 24,
Sp.2339.

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