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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0376
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Konstanz

vyler seelen und nachmals ouch dem unnützen,
hochbeschwärlichen unkosten der selbigen gewert
werde.
Es ist bysher vil jugend, ains tayls uß zwang
oder sunst täglichem anlygen der elteren, so vor der
welt ains erlichen herkommens und desshalb ouch
all ire kind herren und frowen zu machen gedacht,
das sy aber uß aygnen gülten |38r | und inkommen
nitt vermochtend, ains tayls frywillenklich, doch uß
unverstand und in ansechen oder fürgeben aines
sonder gaistlichen, gottsäligen lebens in die klöster
gelückretf werden, deren aber vyl, die jetz zu iren
tagen kommen, ouch zum tayl uß demm gotz-
wortg, welchs söllich klostergelübden zethun an kai-
nem ort weder gebüt noch rat, ain besseren bericht,
gelegenhait irer person und mancherlay aygens an-
ligens halb, söllichs klosterlebens hart beschwert
sind, ouch irer gewyssen und göttlichen gebotts halb
unverhyndert wyderkeren möchtind zu gemainer
christenlicher regel, das inen aber durch grusamm
anhörig obhalten irer gaistlich genanten oberkait
und gantz ungegrüntem zwang nitt gestadt würt,
daruß dann vil unrat, ubel und seelverderben täg-
lich erwechst, darumb dann die frommen, loblichen
stett durch ir christenlich zuthun die clöster, by
oder under inen gelegen, söllicher verderblicher be-
schwärdt erlaussen und fry halten söllend, also das
welhe person heruß begert, wesh anligends gnädik-
lich verhört und ir demnach ußzetretten |38v | ge-
statt werde; ouch verschaffen, das yedem sin hinin-
gebracht gut und hab wyderumb heruß folge oder,
wo ettwar nichtz hinin gebracht, das er nichtz dest
weniger nach erfordrung brüderlicher lieb und chris-
tenlicher billichait zymmlich nach siner person und

e B: werd. [Überschrift:] Das bißher die Jugent in closter
gestossen und yderman Herrn und Frawen haben wollen,
sollen hinfur frey sein und den heraußkommenden ge-
holffen werden.
f B: gelocket.
g B: wort gots.
h B: irs.
i B: müg. [Überschrift:] Das die pleybenden in clostern
zugedulden und das gut den erben, so es erfordert, wi-
derfarn oder ander cristenlich breuch gewendt werden
moge.
j-j B: noch durch.

notturfft von deß closters gut ußgestüret werd, da-
mitt er zu aynem handtwerck oder aynem andren
christenlichen zymmlichen stand sich begeben
mügi. Die andren personen, so ir gelegenhait halb
nitt uß den clöstern begerend, söllend darinn gelaus-
sen und nach notturfft underhalten, So sy aber mitt
tod abgond, kain ander an ir statt ingenommen wer-
den, sonder mag man die zugestifften güter wyde-
rumb an die erben der stiffter, wa sy noch vorhan-
den und das begertind, geraicht laussen, das ubrig
aber, so sy jnach und nach durch irj aygen wolhus-
haben uberkommen und fürgespart, in ander chris-
tenlichk, brüderlich bruch und notturfft obangeregt
nach billichait wendenl.
Wa ouch die clöster dermassen gelegen oder als
wolhabend wärind, möcht man sy zu schulen, in den
täglich gelert |39r | und gelesen, oder ouch zu zucht-
hüsern, in den die gayl36, ungezömpt jugend, so jetz
in aller bübery und lichfertikait uffwechst, under
geschickten, dapffren mennern oder ouch frowen in
den frowenclöstern in gotzforcht und christenlicher
zucht ufferzogen wurde, doch on alle verpflicht der
glubden, welchs nichtz dann ungegründt verfürisch
seelstrick sind, sonder ain zytlang bis und sy zu and-
ren sachen, darzu man sy mdann bruchen weltm, to-
genlich und geschickt wurdind; dann sol die chris-
tenhait wyderumb reformiert werden, muß das al-
lain durch dien erwachsendeno jugend beschechen,
derhalb aller müglicherp flyß dahin, daß sy in gotz
forcht uff gepflantzt werde, billich gewendt
wirtq.
Und aber umb söllich verwendung alt herkomm-
ner stifftungen an clöstern, pfründen und andern
ungegrundten sachen söllend inen die frommen, lob-

k B: christenlich und.
l B: wenden. [Überschrift:] Das man die vermuglichen
Closter zu Schuln halten und anrichten mocht.
m-m B: brauchen wurt.
n Fehlt B.
o B: herwachsend.
p B: muterlicher.
q B: wirt. [Überschrift:] Das in endrung der Closter oder
Stifftung (brechung des letsten willens) sich nit anfech-
ten lassen noch ymant entsitzen darab haben soll.
36 Mutwillige, vgl. Grimm, DWb 5, Sp. 2589.

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