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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0428
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Konstanz

nit swingen weltint, so söllent sy die geltstraf für sy
geben, glich als ob sy alt lüt wärint. Und welhe el-
tern die züchtigung mit der rüt, wie jetzo ermeldet,
nit thün wolten, sunder die geltstraf erlegen, die söl-
lent dem rat angezaigt werden, damit der rat wyt-
her, ob er achten wurde not sin, gegen den eltern
oder den jungen handlen möge. Es sollent aber die
zuchtherren den selbigen, wann sy das gelt gebent,
sagen, das sy das dem rat anzaigen müßint.
Item, den jungen knaben, die nit under den bur-
germaister gesworen habent, denen ouch allain kint-
liehe kurtzwilen, die sy zu bösem nit verursachen
mögent, zugelassen sind, soll alles spil mit würfflen,
karten, keglen und wetten, ouch das batzgen124,
blättlen125 und alle andere spil und übungen, die
umb ettwas gelt oder geltswert beschehent, allgar
verbotten sin. Aber umb nuß hüflen126, ouch umb
sunst klucken127 und topfen128 und andere derglichen
kintliche, doch vergebne spil zehtun und kindtliche,
nit unzuchtige übungen zetriben, das soll der jugent
nit verbotten sin. |146m |
So aber ain sölcher junger knab umb gelt oder
gelts wert spilte, das beschehe mit was spil, ouch mit
welherlay übung es welle, so söllent die zuchtherren
den eltern das anzaigen, die söllent dann ine mit ai-
ner rüten darumb strafen. Weltint aber die eltern
das nit thun, so sollent sy fünff schilling pfenning
darfür geben. So oueh die eltern das gelt gebent, so
söllent sy dem rat angezaigt, doch inen durch die
zuchtherren gsagt werden, das sy (die zuchtherren)
dem rat das fürbringen müssint.
Item und so die knaben, die under dem burger-
maister gesworen habent, oder andere eraltete lüt
mit sölhen jungen knaben, die under den burger-
maister nit gesworen habent, umb gelt oder gelts
wert erloubte spil und zu erloubten ziten thünd, so
söllent sy zehen schilling pfenning, umb das sy mit
so jungen knaben gespilet habent, zu straf geben.

124 Spiel mit Batzen, Geldstücken, vgl. Grimm, DWb 1,
Sp. 1160.
125 Plätteln = mit flachen Steinen nach einem Ziel werfen,
vgl. Grimm, DWb 13, Sp. 1910.
126 Nusshäuflein, Nüsse.

Und so sy den knaben ettwas hetten abgewunnen,
söllent sy inen dasselbig wider geben.
Thünd sy aber mit sölhen knaben erloubte spil,
doch zu verbottnen ziten, oder spil, die sunst ver-
botten sind, das beschäh, zü was zit es welle, so söl-
lent sy in jegklichem fal die straf, die sunst uff das
spil gesetzt ist, bezalen und zu dem zehen schilling
pfenning straf geben, umb das sy mit der jugent die
spil gethon habent. Aber die jungen sollent by der
straf, wie oben irenthalb begriffen ist, pliben. Doch
so möchtint die spil, die mit den jungen gethon wer-
dent, so gevarlichen bschehen, der rat würde mit
wytherer straf gegen denen, die also gespilet hettint,
handlen.
Item, die jungen knaben, die under den burger-
maister nitt |146n | gesworen habent, söllent weder
in zünfften noch in würtshüsern noch wo man win
schenckt noch sunst anderswo zechen oder ürten
thün. Welhe aber strafbar darinn erfunden werdent,
die söllent durch ire eltern darumb uff beger der
zuchtherren mit ainer rut gezüchtigt werden. Wel-
ten aber die eltern sy nit swingen, so söllent sy ain
schilling pfenning darfür zü straf geben. Es soll aber
den eltern als dann, so sy die straf erlegent, durch
die zuchtherren ouch gsagt werden, das sy söllichs
dem rat müßint anzaigen.
Item, so getagte129 lüt oder die under den bur-
germaister gesworen habent, mit sölhen jungen kna-
ben gevarlicher wyß zechetint oder ürten thätint, so
söllent sy fünff schilling pfening zu straf geben.
Doch so ettwan die eltern oder fründ oder an-
dere frömbde lüt sölhe junge knaben, die inen be-
kannt wärint, zu sich in ain wurts- oder anders hus
berüffen und in ainer zimlichen ürten by inen be-
halten wurdint, die söllent hierumb nit strafbar sin.
Item, so ain sölher junger knab sich mit win vol-
len trunke, das ers wider gäbe oder nit mer gon kön-
te oder andere growe unzuchten tribe, so soll er

127 Klucker = Murmeln, vgl. Fischer, Wörterbuch IV,
Sp. 5061.
128 Topfen = Kreisel, vgl. Grimm, DWb 21, Sp. 837.
129 Betagte, erwachsene, vgl. Lexer, Handwörterbuch I,
Sp. 942; II, Sp. 1392.

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