Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0483
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5. Agende [um 1600]

Zum fünfften sollen sy auch hören das Creutz, das
Gott uff den ehlichen standt gelegt hat36. Also
sprach Gott zum Weib: Ich will dier vil schmertzen
schaffen, wann du schwanger wirst. Du solt deine
Khinder mit schmertzen geberen, edein will soll dei-
nem mann underworffen sein, und er soll dein herr
seine Und zum Mann sprach Gott: Dieweil du ge-
horcht hast der stimm deines weibs und geßen von
dem Bawm, darvon ich dier verbott und sprach: Du
solt darvon |24v | nit eßen. Verfluocht sey der ackher
umb deinet willen, mit khummer soltu dich darauf
ernehren dein lebenlang, dorn und distel soll er dier
tragen und solt das kraut uf dem feld eßen, im
schweiß deines angesichts soltu dein brott eßen, biß
das du wider zue erden werdest, davon du genom-
men bist, dan du bist erden und zur erden soltu wer-
den.
Zum Sechsten soll neben dem Creutz auch der
trost und underhaltung in dem Creutz vermerckht
werden. Dann unser herr Christus hat die sünd, von
deren wegen der mensch mit dem creutz beladen
wirt, auf sich genommen und gebüeßt, auch durch
sein creutz, das er von unsert wegen uf sich genom-
men, alle creutz denen, so an in glauben, gesegnet
und geheiliget. Darumb sagt der Psalm von dem
Mann: Wol dem, der den herren fürchtet und uf sei-
nem weg gehet37.|25r | Du wirst dich nehren mit dei-
ner hand arbeit, wol dier, du hasts guot. So schreibt
auch Paulus vom Weib also: Das Weib wirt sälig von
khinder zeugen, so sy bleibt im glauben und in der
lieb und in der hailigung sampt der Zucht38.
Nach disem verlesen sprech der Kirchendiener
also: Ir newen ehleuth, wöllen ir uf solche fürgelesne

e-e Auf Rasur.
36 Gen 3,16-19.
37 Ps 112,1; 128,1.
38 1Tim 2,15.

stuckh ewer ehelich pflicht bestettigen laßen, so
kompt herzue.
So dann baid Ehleuth für den Pfarrherren khom-
men, sprech er zue dem Mann: N., wiltu N., hie
zugegen, zu deinem Ehelichen gemahel? |25v |
Darnach zu dem Weib: N., wiltu disen N. zu dei-
nem ehlichen gemahel?
Und als sy beid solches bejahen, neme der pfarr-
herr ire beide hend, füege sy zusamen und sprech:
Ewer beide ehliche pflicht, so ir hie vor Gott und der
heiligen Christlichen Kirchen thun, bestettige ich
euch in dem Namen des Vatters und des Sons und
des heiligen Geists. Was Gott zusamen gefüegt hat,
das soll der mensch nit scheiden39.
Darauff heiss sy der Kirchendiener niderknien
und sprech: |26r |
Laßt uns betten: Allmechtiger, ewiger Gott, der
du Mann und Weib geschaffen und zum Ehstand
verordnet hast, darzuo mit früchten des leibs geseg-
net und die gehaimnus deines lieben Sons Jhesu
Christi und der Kirchen, seiner geliebten
gsponß40, darinnen bezeichnet, wir bitten deine
grundtlose barmhertzigkheit, du wöllest sollich dein
geschöpff, ordnung und segen nit lassen verruckhen
oder undergehn, sonnder gnedigclich in uns bewah-
ren, durch Jhesum Christum, unsern herren, Amen.
Es spreche ain jeder insonnderheit und bette das
Vatter unser41.
Darauff folget der segen: |26v| Der Herr segne
euch und behüete euch. Der herr erleucht sein ange-
sicht über euch und sey euch gnedig. Der herr erheb
sein angesicht uf euch und geb euch den friden42,
Amen. |27r I

39 Mt 19,6; Mk 10,9.
40 Gespons = Braut, vgl. Grimm, DWb 5, Sp. 157.
41 Mt 6,9-13.
42 Num 6,24-26.

463
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften